Kein Halt kennen die Deizisauer Schlegler in ihrem 30. Jahr, auch von Tempolimits lassen sie sich nicht bremsen.Archiv Foto: Ait Atmane Quelle: Unbekannt

Deizisau - Im Vergleich zu den 750 Jahren der Gemeinde Deizisau sind die Schlegler eine junge Truppe. Die Narrenzunft wird 30 Jahre alt. Zum Gemeindejubiläum und zum runden Geburtstag legen sich Schlegler und Schendmärra kräftig ins Zeug. 750 Narrengruppen schaffe man nicht, meint Zunftmeister Roland Widmann, aber 75 teilnehmende Gruppen hat man sich als Ziel für den Narrenumzug am 4. Februar gesetzt.

Von Roland Kurz

Zum Geburtstag beschenken sich die Narren quasi selbst: Das Vereinsheim wird nach mehrjähriger Sanierung endlich fertig. 2011 haben die Narren angefangen, das alte Fachwerkhaus an der Olgastraße herzurichten. Entrümpeln, Boden im Erdgeschoss betonieren, Holzdielen freilegen, neue Treppen einziehen, Sanitätsräume neu mauern, alle Wasserleitungen und elektrischen Leitungen austauschen, streichen - eine Heidenarbeit für die Schlegler. Zum Glück haben sie seit 2013 Frauen an ihrer Seite: Die Schendmärra. Das Material für den Umbau stellte die Gemeinde zur Verfügung, die dieses Jahr auch den Schlusspunkt setzen will: die Sanierung der Fassade.

Vor 30 Jahren waren die Deizisauer Ober-Narren noch junge Leute. „Wir wollten halt auf die Fasnet“, erzählt Zunftmeister Widmann. Weil aber in den Hochburgen Neuhausen und Wernau alle Gruppen voll waren, gründete man eine eigene Zunft. Hexen und Teufel habe es schon genug gegeben, als Brotlaible wollten sie nicht rumlaufen, also suchten sie nach einer eigenen Figur. Im württembergischen Geschichtsbuch wurden sie fündig. Die Schlegler waren im 14. Jahrhundert ein Bündnis von Adligen, die ihre Anführer „Könige“ nannten, die sich aber eher wie Straßenräuber gebärdeten und plünderten. Man weiß wenig über sie, außer dass sie sich mit Graf Eberhard III. stritten und von ihm in Heimsheim gefangen genommen wurden.

Die Deizisauer haben jedenfalls eine wilde Truppe aus ihnen gemacht, die im Fellhäs durch die Gassen springt und „Schlegler-hau, Schlegler hau-hau-hau“ ruft. Auf dem Kopf haben sie drei oder vier Pferdeschweife drapiert, die die Figur unverwechselbar machen. Der Schendmärre wird nachgesagt, dass sie eine Hexe ist, die von den im Wald lebenden Schleglern aufgenommen wurde. Sie trägt eine Kapuze mit Umhang, eine sogenannte Gugel.

„Unser Häs kommt auf den Umzügen gut an, weil wir mit unseren Pferdeschweifen etwas Besonderes sind“, berichtet Schatzmeisterin Renate Podlinski. Häsmeisterin Petra Zeitel achtet darauf, dass Schweife und Schellengurt ordentlich sitzen und die Jacken nicht zerrissen sind. Wer mitmachen will, muss eine Probezeit bestehen und erhält zwei Jahre lang ein Leihhäs. „Wir gucken, ob wir auch zusammenpassen“, sagt Podlinski. Denn die Zunft wolle das Brauchtum pflegen und nicht den Alkoholkonsum steigern. Derzeit zählt die Zunft 46 aktive Mitglieder. Das Jüngste ist drei Monate als und fährt im Kinderwagen mit, der älteste Narr ist 81 Jahre alt.

An elf auswärtigen Umzügen beteiligen sich die Deizisauer Narren. Am Samstag, 3. Februar, geht es dann in Deizisau mit dem Fasnets-Opening los, das eine Nummer größer ausfallen wird als bisher.

Drei Tage närrisch

Fasnets-Opening:Samstag, 3. Februar, 20 Uhr, Gemeindehalle. Guggenmusiken, Showtanz. Eintritt frei.

Umzug: Sonntag, 4. Februar: Ab 12 Uhr Narrentreiben auf dem Marktplatz. 13 Uhr: Narrenbaum am alten Rathaus. 14 Uhr: Jubiläumsumzug, danach Hallen- und Gassenfasnet an der Gemeindehalle.

Rathaussturm: Donnerstag, 8. Februar, 18 Uhr: Rathaussturm, Narrentaufe und Narrengericht auf dem Marktplatz.