Büttenredner aller Altersgruppen sorgen bei den Prunksitzungen des Narrenbunds für Unterhaltung. Foto: Bulgrin - Bulgrin

Büttenreden sind das Herzstück bei den Prunksitzungen des Narrenbunds Neuhausen. Und gereimt sollen sie sein, wenn es nach Präsident Ronald Witt geht.

NeuhausenVor der Fernsehkamera zu stehen, nimmt der 14-jährige Justin Witt ganz lässig. Mit seinem Vater Ronald, dem Präsidenten des Narrenbunds Neuhausen, trat er 2018 bei der Fernseh-Prunksitzung des SWR auf. Gegenseitig nehmen die zwei sich und ihre alltäglichen Macken aufs Korn. Dieses Jahr frotzelt das Duo „Dia vom Kloschdrgässle“ bei den Prunksitzungen des Narrenbunds Neuhausen (NBN) über gemeinsame Urlaube auf Mallorca. Büttenreden haben bei der Fasnet in Neuhausen hohen Stellenwert. „Wir sorgen dafür, dass der Nachwuchs in der Bütt gut ausgebildet wird“, sagt Witt. Bei Kursen lernten ältere wie jüngere Redner das Reimen und die perfekte Bühnenpräsentation.

Diese Arbeit trägt Früchte. Denn nicht nur Ronald Witts Sohn Justin steht in der Bütt. Der temperamentvolle Schüler, der bei Auftritten vor hunderten Leuten keinerlei Nerven zeigt, hat auch Melissa Veil motiviert, mit ihm vor großem Publikum aufzutreten. Zum Kampagnenstart am 11. November 2018 ernteten die zwei Sandkastenfreunde, die 2017 Kinderprinzenpaar des NBN waren, als Zwillinge viele Lacher. Sie nahmen Veganer und Trash-Fernsehen aufs Korn. „Was uns als Jugendliche so bewegt“, sagt die 14-jährige Melissa. Bei den Prunksitzungen 2019 pausieren die zwei, abe 2020 will das Bühnen-Paar wieder dabei sein. Von Ronald Witt haben die zwei das Reimen gelernt, für den erfahrenen Büttenredner „die Königsdisziplin“. Eigentlich hätten die Teenager ja lieber frei getextet, aber Spaß macht ihnen das anspruchsvolle Jonglieren mit der Sprache inzwischen doch.

Neue Wege gehen Lucas Schaller und Sandro Große mit einigen Altersgenossen. „In der Bütt nur zu reden, war uns zu wenig, wir wollten mal neue Formen ausprobieren, die uns junge Leute ansprechen“, sagt Große, der in Stuttgart Anglistik und Geschichte studiert. „Unsere Knast-Band erinnert an die Zeit, als die alte Schule in Neuhausen ein Gefängnis war.“ Lucas Schaller, der als Grafiker und Mediengestalter arbeitet, komponiert die Musik, die das Publikum mitgerissen hat. „Wir wollen politisch sein, nehmen Donald Trump und das Weltgeschehen aufs Korn“, sagt Lucas Schaller. Der redegewandte Philipp Weber schreibt hintersinnige Texte. Das kam so gut an, dass das Publikum eine halbe Stunde lang begeistert dabei war.

„Eigentlich ist das ja zu lang“, findet Ronald Witt. „Aber es hat dennoch prima funktioniert.“ Der NBN-Präsident ist stolz auf seine kreativen jungen Mitglieder. Der frische Wind tue dem Verein gut. „Um den Nachwuchs für die Fasnet zu begeistern, müssen wir umdenken und neue Wege gehen.“ Dass das auch beim älteren Fasnets-Publikum bestens ankommt, freut den erfahrenen Vereinschef umso mehr. Auch die politischen Spitzen der jungen Leute haben beim Publikum Erfolg.

„Vor allem aber wollen die Leute unterhalten werden“, sagt Ronald Witt. Menschen mit Reden zum Lachen zu bringen, sei eine Kunst, zu der aus seiner Sicht viel Handwerk gehört. Meisterinnen dieses Fachs sind Uschi Krieger und Raphaela Schaller, die bereits seit 2005 gemeinsam auf der Bühne stehen. Als Alma und Wilma begeistern sie in Seniorinnen-Kostümen regelmäßig die Zuhörer. Wenn aus der Handtasche Wein tröpfelt, oder wenn die zwei alten Damen über Sex witzeln, freut sich das Publikum.

„Wir sammeln das ganze Jahr über Ideen“, sagt Uschi Krieger. Sie habe immer einen Notizblock neben dem Bett liegen, denn nachts kämen ihr die besten Ideen. Ist so ein Zwiegespräch auf der Bütt denn eine besondere Herausforderung? „Wir sind prima aufeinander eingespielt“, findet Schaller. Und Uschi Krieger berichtet von den gemeinsamen Proben, die manchmal telefonisch laufen. „Womöglich denkt meine Familie, ich hätte Telefon-Sex“ sagt Krieger und lacht.

Von ihren Kunstfiguren wollen sich die zwei nicht trennen. „Früher mussten wir die Falten aufschminken, jetzt haben wir selber welche“, frotzeln die Frauen. Und die Neuhausener haben die zwei ins Herz geschlossen. „Es stört hier niemanden mehr, wenn wir in unseren Kostümen im Café sitzen“, erzählt Raphaela Schaller.

Dass der Narrenbund so viele Eigengewächse in der Bütt hat, freut Ronald Witt. „Stars brauchen wir nicht einzuladen, denn das Programm lässt sich gut füllen.“ Büttenreden, Show- und Gardetänze und andere Elemente zu einem Programm zu formen, sieht er als Herausforderung. „Wir wollen aber immer noch professioneller werden“, gibt Witt das Ziel vor. Deshalb fahren er und Vizepräsidentin Uschi Krieger regelmäßig nach Köln, um die Karnevalssitzungen im Gürzenich mitzuerleben und dabei zu lernen. Und auch vom Auftritt beim SWR hat Witt viel mitgenommen. „Da schaue ich viel von den Profis ab, die dabei sind.“ Zu etlichen Künstlern pflegt er Kontakte, tauscht sich mit ihnen aus. Da bekomme er ein besseres Gespür, was geht und was nicht.

Prunksitzungen

Kartenverkauf: Der Kartenverkauf für die vier Prunksitzungen des Narrenbunds Neuhausen in der Egelsee-Festhalle hat begonnen. Am Mittwoch von 19 bis 21 Uhr sowie am Samstag, 26. Januar, von 10 bis 12 Uhr, werden im Narrenheim in der Klosterstraße 1 Karten verkauft. Für die Sitzungen an den Freitagen, 8. und 15. Februar gibt es Restkarten über www.reservix.de. Die Sitzung am Samstag, 9. Februar, ist restlos ausverkauft. Für den Samstag, 16. Februar, gibt es bei den Vorverkaufsterminen im Narrenheim noch einige wenige Tickets. Bei Reservix kosten die Tickets 23,20 Euro, beim Narrenbund direkt sind sie für 20 Euro zu haben. Beginn ist jeweils um 19.33 Uhr.

Das Programm: Bei den Prunksitzungen sind unter anderem die erfolgreichen Tanzgarden zu erleben, die bei den Württembergischen Meisterschaften Erfolge feierten. Sketche, Fasnetsmusik und viele andere Elemente runden die Abende ab. Die Neuhausener Narren freuen sich, wenn die Gäste verkleidet kommen. Nach dem fast vierstündigen Programm wird an der Bar getanzt und gefeiert. Mehr Informationen gibt es im Internet:

www.narrenbund-neuhausen.de