Für Beratungen bei den Familien zuhause ist das Team im ganzen Landkreis u Foto: Roberto Bulgrin - Roberto Bulgrin

E-Auto für die Stiftung Tragwerk – Ambulante Betreuung für Eltern und ihre Kinder

Kreis EsslingenEine Familie kann in schwierigen Situationen der Fels in der Brandung sein. Doch nicht immer und in jeder Familie ist der Alltag harmonisch. Die Stiftung Tragwerk unterstützt Eltern und ihre Kinder im Landkreis mit einer ambulanten Betreuung und Beratung. „Die Menschen, die wir betreuen, befinden sich meist in schwierigen und kritischen Lebenssituationen“, erklärt Jürgen Knodel. Er ist Sozialpädagoge und Vorstandsvorsitzender der Tragwerk-Stiftung.

In der Erziehungshilfestelle Plochingen dreht sich alles um die Kinder. Neben einer kleinen Turnhalle, einem Werkraum und einem Lernzimmer gibt es dort auch eine Küche. Vor Weihnachten werden hier fleißig Plätzchen gebacken. Rund 30 Kinder im Alter von sechs bis 14 Jahren werden von einem Sozialpädagogen-Team betreut – einzeln und in Gruppen. Eine psychische Erkrankung des Kindes, eine soziale Benachteiligung, Schwierigkeiten im Umgang mit gleichaltrigen Kindern können Ursachen dafür sein, dass ein Familienalltag ins Wanken gerät. „Wir ermutigen und unterstützen die ganze Familie. Wir setzen immer beim Positiven an“, erklärt Knodel. Erfolgserlebnisse sind wichtig und motivieren, darüber ist man sich einig im Team.

Sozialpädagogin Sabine Geißler erzählt von einem Fall: „Ein siebenjähriges Kind hatte zum Beispiel Probleme, mit anderen Kindern zu spielen. Das Sozialverhalten war sehr auffällig.“ Die Arbeit hat Erfolge gezeigt. „Das Kind hat dann drei Mal in der Woche an unserer Gruppenarbeit teilgenommen. Und wir sind auf einen Pferdehof zum Reiten gegangen. Über die Kommunikation mit dem Pferd hat das Kind soziales Verhalten gelernt und konnte es dann auf Spielsituationen mit anderen Kindern übertragen.“ Die Arbeit mit den Kindern ist ein Teil, aber auch die Eltern werden vom Tragwerk-Team mit einbezogen.

Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter helfen auch Alleinerziehenden im Alltag: „Ich habe eine Mutter mit zwei Kindern betreut“, erzählt Jürgen Knodel. Sie habe eine Ausbildung gemacht und sich nebenbei um die Kinder gekümmert. „Zusammen haben wir geschaut, wie man die Betreuung kindgerecht gestalten kann.“ Wenn Mütter oder Väter überlastet sind, kommt es oft zu Problemen mit der Erziehung. Ein großes Thema sei zum Beispiel, wie oft die Kinder vor dem Fernseher oder dem Smartphone sitzen dürften. Für die Beratung gehen die Mitarbeiter hauptsächlich zu den Familien nach Hause.

Ambulante Betreuung in der heimischen Umgebung – das ist die tägliche Aufgabe des Tragwerk-Bereiches Flexx21. „Wir schauen immer vor Ort in das Familiensystem, bieten aber auch die Möglichkeit, dass man sich an einem neutralen Ort zu einer Beratung trifft“, erklärt Hagen Wagner, Sozialpädagoge der ambulanten Hilfen Flexx21. Die Mitarbeiter unterstützen Kinder aller Altersklassen, Familien und Alleinerziehende. „Ich habe einmal einen 15-jährigen Jugendlichen betreut, der aus seiner Heimat fliehen musste“, erzählt Wagner. „Mittlerweile ist der Jugendliche 18 Jahre alt und hat nun mit unserer Hilfe eine Wohnung gefunden.“ Davor habe der junge Mann in einer Wohngruppe gelebt und regelmäßig Sprachkurse besucht für seine schulische und berufliche Zukunft. „Ich habe ihm bei alltäglichen Dingen wie der Haushaltsführung, der Anmeldung des Stroms und dem Ausfüllen vieler Formulare geholfen“, erklärt Wagner. Zudem unterstützen die Mitarbeiter ihre Schützlinge bei der Bewältigung traumatischer Erfahrungen. So helfe das Team auch bei der Aufarbeitung der Lebensgeschichte und der Flucht aus der Heimat.

Hagen Wagner ist täglich unterwegs und verbringt nur wenig Zeit im Büro. „Wir nutzen für die Fahrten zu den betreuten Menschen auch unsere privaten Autos“, erklärt er. Genau da setzt die EZ-Weihnachtsspendenaktion an: Ein E-Auto für die Stiftung Tragwerk würde die tägliche Arbeit des Teams erleichtern. „Wir möchten explizit ein E-Auto, denn wir haben in jeder Einrichtung der Stiftung ein großes Umweltbewusstsein“, erklärt Knodel. Nachhaltigkeit sei in jedem Bereich präsent und werde mit bestimmten Projekten umgesetzt. In der Erziehungshilfestelle thematisiere und organisiere man zum Beispiel die Resteverwertung. „Alle Kinder haben ihre eigenen Tupperdosen mitgebracht, die Reste des Mittagessens in der Einrichtung können die Kinder, wenn sie wollen, auch mit nach Hause nehmen“, erzählt Sabine Geißler. Ein E-Fahrzeug sei deshalb ein gutes Zeichen.