Quelle: Unbekannt

Von Mareike Spahlinger

„Ich geb’s beim Herrgott ab“, sagt Gerda Schmid von der Hospizgruppe Deizisau und Altbach mit Johanniterstift Plochingen über ihre ehrenamtliche Arbeit. Die Gruppe begleitet Schwerkranke, Sterbende und deren Angehörige. Außerdem steht sie mit Rat und Tat zur Seite. „Wir machen Druck und kümmern uns“, erklärt Rainer Palme, der jahrzehntelang Arzt in Deizisau war und Mitbegründer des Fördervereins für Hospizarbeit in Deizisau und Altbach ist, dem die Hospizgruppe angehört. Die Zeiten ändern sich. „Vor 30 Jahren gab es noch kein Hospiz“, weiß Palme. Inzwischen sei das jedoch anders. „Die Zahl der Alleinstehenden nimmt jedoch auch zu. Die Kinder wohnen überall verstreut“, erläutert der Arzt im Ruhestand. „Und die Menschen wollen nicht im Krankenhaus sterben.“ Umso wichtiger ist der Arbeit der ambulanten Hospizgruppe, die durch Spenden finanziert wird.

41 abgeschlossene Begleitungen

Im Hospiz-Palliativ-Bereich arbeiten, das kann nicht jeder, findet Schmid. „Das ist eine Gabe.“ Um mit der täglichen Konfrontation mit dem Tod richtig umgehen zu können, werden die Ehrenamtlichen geschult, bekommen psychologische Betreuung und tauschen sich untereinander aus. „Viele haben selbst etwas Ähnliches erfahren und engagieren sich deshalb“, sagt Schmid. In diesem Jahr hat die Gruppe bereits 41 Begleitungen abgeschlossen. Das heißt, die Patienten sind gestorben. Im vergangenen Jahr waren es 50. „Es wird einem aber viel geschenkt. Die Sterbenden geben viel zurück - das ist große Dankbarkeit. Genauso dankbar sind auch die Familien“, betont Schmid. Wie lange die Patienten begleitet werden, ist unterschiedlich. „Zwischen zwei Jahren, vier bis fünf Tagen oder auch nur ein paar Stunden ist alles dabei“, erzählen die langjährigen Vereinsmitglieder. Für den richtigen Umgang mit den Patienten müssen die 40 Gruppenmitglieder regelmäßig zu Schulungen und Fortbildungen. Das alles kostet Geld, das der Verein sammeln muss.

Neustes Projekt der Hospizgruppe ist ein Hospiz-Palliativ- und Notfallzimmer im Pflegeheim Palmscher Garten in Deizisau. „Der Förderverein stellt die Mittel zur Verfügung, damit das Kurzzeitpflegezimmer langfristig läuft. Fünf Jahre sind geplant“, sagt Vorstand und Koordinator Klaus Hillius. Außerdem sind die Gemeinden Deizisau und Altbach daran beteiligt. Deizisaus Bürgermeister Thomas Matrohs war schnell von der Idee begeistert und half dabei, die evangelische Heimstiftung, unter deren Dach sich das Zimmer befindet, von dem Projekt zu überzeugen. „Allerdings muss die Arbeit im und um das Zimmer unterstützt werden. Das ist umfangreich“, betont er. „Deshalb habe ich die Hospizgruppe beziehungsweise den Förderverein auch als Spendenziel für die Weihnachtsspendenaktion der Eßlinger Zeitung vorgeschlagen.“

Ab Februar soll das Modellprojekt anlaufen. Eingerichtet ist das 25 Quadratmeter große Zimmer schon. Zur Standardausstattung kommt ein ausklappbares Sofa hinzu. „Damit Angehörige über Nacht bleiben können“, sagt Hillius. Das Cicely-Saunders-Zimmer ist nach einer englischen Krankenschwester, Sozialarbeiterin und Ärztin benannt, die das St. Christopher’s Hospice in London gegründet hat, das zum Modell für die sich weltweite ausbreitende Hospizbewegung wurde - dabei geht es um eine ganzheitliche Betreuung.

In Akutsituationen schnell helfen

Die Idee hinter dem Projekt ist, in Akutsituationen unkompliziert einen Pflegeplatz in einer nahen Pflegeeinrichtung zu finden. Die Zielgruppe sind nicht nur schwerkranke und sterbende Menschen aus der Umgebung, die ihre letzten Tage nicht mehr zu Hause verbringen können. Sondern auch Menschen, die eine hospizliche oder palliative Versorgung brauchen. „Aber auch zum Beispiel eine alte Frau, die stürzt und nicht im Krankenhaus bleiben kann“, sagt Palme. „Wenn die Versorgung zu Hause nicht mehr gewährleistet ist und nach der Entlassung aus dem Krankenhaus noch einige Tage Versorgung benötigt wird.“ Oder bis ein Pflegebett zu Hause besorgt beziehungsweise eine Einrichtung gefunden ist, können Patienten in dem Zimmer unterkommen. „Wir planen mit etwa einer Woche, die die Patienten im Zimmer bleiben.“

Die Vergabe erfolgt durch die Hospizgruppe, die ein Notfalltelefon hat, das 24 Stunden erreichbar ist. „Innerhalb dieser Tage schauen wir, dass eine Lösung gefunden ist“, sagen die Mitglieder der Hospizgruppe.

„Im November hatte ich fünf Fälle, in denen das Cicely-Saunders-Zimmer von Nutzen gewesen wäre“, erzählt Gerda Schmid. Im Pflegebereich habe sich zwar viel getan, mit der SAPV (spezialisierte ambulante Palliativversorgung) sei schon vieles besser geworden. Dennoch setzt die Hospizgruppe auf ihr Projekt, das es so in der Umgebung noch nicht gibt. „Das Modell soll sich verbreiten“, sagt Hillius. Damit in Zukunft im Notfall schnell geholfen werden kann.

Einsatzleiterinnen der Hospizgruppe sind Gerda Schmid und Sigrid Pils. Das Notfalltelefon ist 24 Stunden erreichbar, unter Tel. 0174/ 300 03 97.