Frühstück in Kielmeyers Besen: Zeit, um Missverständnisse auszuräumen. Foto: Bulgrin - Bulgrin

Thomas Kielmeyer hat Esslinger Gastronomen in seinen Besen eingeladen, weil er die Sorge hat, sein Kollege Christian List könnte mit Blick auf das Sommerfest in diesem und im nächsten Jahr vollendete Tatsachen schaffen. Damit liefern die Beteiligten willkommene Munition für die Kritiker.

Esslingen Während eines gemeinsamen Frühstücks sind schon viele Missverständnisse ausgeräumt worden. Ob das auch für die Esslinger Gastronomen gilt, die sich für das Sommerfest interessieren, mit dem die Zeit bis zur Nachfolgeveranstaltung des Zwiebelfestes überbrückt werden soll, wird sich zeigen. Jedenfalls hatte Thomas Kielmeyer am Samstagmorgen in seinen Besen am Marktplatz eingeladen. Denn er war keineswegs mit dem einverstanden, was sein Wirtskollege Christian List vom Gasthaus „Der Rote Hirsch“ mit Blick auf das Fest in diesem und im nächsten Jahr bereits in die Wege geleitet hatte. Bekanntlich hat List schon im vergangenen Dezember einen Antrag beim städtischen Ordnungsamt eingereicht und damit für die Zeit bis zur Übernahme der Festivität durch die Esslinger Stadtmarketing und Tourismus GmbH seinen Hut in den Ring geworfen. Und am Dienstag hatte List Esslinger Wirte an einen Tisch geholt, um mit ihnen die Möglichkeiten für einen kulinarischen Auftritt im August auf dem Markt- und eventuell auch auf dem Rathausplatz auszuloten.

Das wiederum hat bei Thomas Kielmeyer den Eindruck ausgelöst, als versuche sich da jemand in den Vordergrund zu spielen und die Dinge von oben herab zu entscheiden. Deshalb also das gemeinsame Frühstück – auch im Beisein von Christian List – zu dem sich dann 15 Personen eingefunden haben: Esslingens Wengerter waren dabei, Gastronomen vom Dulkhäusle/Gambrinus, Accanto/Cosmopolita, Joe Pena’s, Fleischmann, Jack Moody’s und von der Onion Bar, dazu Ordnungsamtschef Gerhard Gorzellik. Kessler wollte laut Kielmeyer niemanden zum Frühstück schicken. Dessen Lob galt der Grundidee des ursprünglichen Zwiebelfestes, vor allem die Bürgerinnen und Bürger der Stadt anzusprechen, und dabei nicht vordergründig viel Geld zu verdienen.

Christian List schätzt, dass für die beiden anstehenden Sommerfeste jeweils ein Budget von 100 000 Euro eingeplant werden muss. Kielmeyer-Betriebsleiter Tobias Graf rechnet eher mit 130 000 Euro. Der Gedanke an einen möglichen externen Sponsor, etwa eine Stuttgarter Brauerei, behagt Thomas Kielmeyer überhaupt nicht. Er und sein Betriebsleiter setzen auf die Kraft der Gastnonomen vor Ort und auf deren geschlossenes Auftreten gegenüber der Öffentlichkeit. Metro-Werbung und Dirndl haben aus Sicht des Besenwirts bei einem Fest für die Bürgerinnen und Bürger nichts zu suchen. Eine „Erbengemeinschaft Zwiebelfest“ beschwor er und da müsse man sich auf Augenhöhe begegnen – auch mit Christian List. Dieser „Erbengemeinschaft“ möchte Kielmeyer übrigens ebenso angehören wie Kay Rügner (Gambrinus/Dulkhäusle), Oliver Brehmer (Eißele), Salvatore Marrazzo (Accanto/Cosmopolita), Annette Currle (Currles Culinarium) und weitere mögliche Interessenten.

Christian List hatte ganz offensichtlich Mühe, den Konflikt hinter der Diskussion zu erkennen. „Ich will nicht die Hoheit haben“, stellte er für sich klar. Zunächst sei es doch nur darum gegangen, in Erfahrung zu bringen, wer Interesse daran habe, sich an einem Sommerfest zu beteiligen. Erst dann könne man über die Details reden. Konkret sind Lists Überlegungen zumindest insofern, als er an einen Kreis von acht Gastronomen denkt, die gemeinsam die beiden Feste stemmen und auch gemeinsam das Risiko dafür tragen. Dass dabei Esslinger Produkte und der gastronomische Sachverstand aus Esslingen im Vordergrund stehen sollen, versteht sich für List von selbst. Aber: Es gelte auch die Bandbreite der hiesigen Gastronomie zu zeigen und dazu gehörten eben auch ein Italiener oder Mexikaner. „So unterschiedlich wie die Gastronomen sind, so unterschiedlich muss auch das Angebot sein“, unterstreicht Weingärtner Hans Kusterer.

Ein Name für das Zwischenspiel und für das künftige Fest, das Budget, die Anordnung der Stände weiterhin als „Wagenburg“ oder zentral auf dem Platz sowie weitere Details sollen nun in nächster Zeit vertieft werden. Wobei Steffen Kauderer, Partner von Christian List, diese Aufgabe als durchaus sportlich bezeichnet: „Wir haben nur sechs Monate Zeit.“

Dabei darf es aus der Sicht von Tobias Graf nicht darum gehen, „alte Zöpfe neu zu flechten.“ Und Savvas Savvidis (Jack Moody´s) machte mit Blick auf die laufende Diskussion und den Ausstieg der Zwiebelfestwirte während der Frühstücksrunde klar: „Ich habe Angst, dass wir da anfangen, wo andere aufgehört haben.“ Salvatore Marrazzo nennt das „ein gefundenes Fressen“ für die Kritiker und versucht, die Dimension der ganzen Angelegenheit einzustufen: „Es geht nur um zwei Jahre, in denen wir die Chance haben, uns als Gemeinschaft zu präsentieren.“ Und dafür brauche es letztlich einen Profi, der den Hut aufhabe, meinte Marrazzo ohne den auch im Eventbereich erfahrenen Christian List ausdrücklich zu nennen.

Die „Esslinger Sommerfest-Gemeinschaft“ wäre aus Sicht von Steffen Kauderer ein guter Arbeitstitel für die weitere Planung. Dann erfüllt sich vielleicht auch eine Hoffnung, mit der List in Kielmeyers Besen nicht hinter dem Berg hielt: „Wenn die Stadt sieht, dass die Esslinger Gastronomie gut zusammenarbeitet, ist das auch eine Empfehlung für das zukünftige Fest.“

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