Projektleiterin Michaela Mayer und Tiefbauamts-Chef Uwe Heinemann zeigen stolz den neuen Radweg. Foto: Roberto Bulgrin - Roberto Bulgrin

Fünf Monate lang blieb die Esslinger Zollbergstraße gesperrt, weil der Hang befestigt und der Straßenbelag erneuert werden musst. Demnächst wird die viel befahrene Verkehrsachse wieder freigegeben.

EsslingenMehr als 13 000 Fahrzeuge passieren Tag für Tag die Esslinger Zollbergstraße. Zuletzt mussten sie sich jedoch Ausweichstrecken suchen, weil die steile Aufstiegsstraße nur für den Baustellenverkehr offenstand. Nun dürfen alle, die in den vergangenen fünf Monaten auf ihre bevorzugte Straßenverbindung verzichten mussten, aufatmen: Derzeit laufen letzte Belagsarbeiten – am Donnerstag wird die Zollbergstraße für den Fahrzeugverkehr wieder freigegeben. Wenig später soll dort auch der Busverkehr wieder ungehindert rollen: Mit Betriebsbeginn am frühen Freitagmorgen können die dortigen Buslinien wieder ihre angestammte Strecke nutzen. Rund 2,4 Millionen Euro hat die Stadt investiert, um den Hang unterhalb der Zollbergstraße zu befestigen. Fahrradfahrer bekommen im sanierten Bereich eine eigene Spur hangaufwärts. Mit Ende der Bauarbeiten wird der Verkehr auch im Bereich der Adenauerbrücke und des Festo-Knotens wieder wie gewohnt rollen. Dort hatte die Stadt die Fahrzeuge so gelenkt, dass der Stadtteil Zollberg nicht durch Schleichverkehr belastet wurde und dass der Verkehr über die Berkheimer Aufstiegsstraße besser abfließen konnte.

Es ist eine Herausforderung, eine stark befahrene Strecke wie die Zollbergstraße zu sanieren. „Doch die Messungen der Geologen ließen uns keine andere Wahl“, erklärt Uwe Heinemann, der Chef des städtischen Tiefbauamtes. „Wir mussten den Hang befestigen, damit er nicht weiter rutscht.“ Die Rahmenbedingungen waren für Projektleiterin Michaela Mayer und ihr Team schwierig: Weil die Zollbergstraße zu schmal ist, um bei halbseitiger Sperrung die nötigen Sicherheitsabstände einzuhalten, führte an der Vollsperrung kein Weg vorbei. Um Anwohnern und Rettungskräften die Zufahrt zu ermöglichen, wurden die Arbeiten in mehrere Etappen eingeteilt. Nacht- und Wochenendarbeit hätten die Bauarbeiten zwar beschleunigt, doch diese zusätzliche Belastung wollte man den Anwohnern nicht antun. Immerhin wurde das Projekt so weit wie möglich in die Ferienzeit verlegt, weil dann das Verkehrsaufkommen weniger stark ist. Außerdem hatte die Stadt als Anreiz für die beteiligten Baufirmen einen Beschleunigungszuschlag für schnelleren Baufortschritt und eine Vertragsstrafe für Verzögerungen in der Ausschreibung verankert. Gestern vermeldete Uwe Heinemann: „Unliebsame Überraschungen sind uns erspart geblieben. Wir sind in unserem Zeitplan geblieben.“

Um reibungslose Abläufe zu ermöglichen, war eine generalstabsmäßige Planung nötig – immerhin galt es, verschiedene Arbeiten so weit wie möglich zu koordinieren: Zu Beginn der Arbeiten mussten die Oberleitungen der O-Busse abgebaut und zum Abschluss des Projekts wieder installiert werden. Weil Fahrbahn und Gehwege ohnehin aufgerissen waren, nutzte die NetzeBW die Gunst der Stunde, um ihre Leitungen zu erneuern und unter die Erde zu verlegen. So können in nächster Zeit die alten Holzmasten, über die angrenzende Häuser mit Elektrizität versorgt werden, verschwinden. Und im Kreuzungsbereich von Zollberg- und Mutzenreisstraße haben die Stadtwerke die Gas- und Wasserversorgungsleitungen erneuert, die Bushaltestelle Mutzenreisstraße in Richtung Nellingen wurde barrierefrei umgebaut. Demnächst wird dort noch eine schützende Überdachung gebaut und der Gehweg asphaltiert.

Radfahrer dürften sich besonders über die wiedereröffnete Zollbergstraße freuen. Für sie wurde im sanierten Bereich bergaufwärts eine eigene Spur angelegt, die teilweise als Fuß- und Radweg angelegt ist. Eine Engstelle am Radweg durch einen Oberleitungsmast, die für Ärger gesorgt hatte, konnte erfolgreich entschärft werden. Von der Kreuzung Mutzenreisstraße an wird künftig die Busspur bis an die Kreuzung Nellinger Linde für den Radverkehr freigegeben. Auch die untere Anbindung des Radwegs ist bereits geplant: Anlässlich der Bebauung des Nürk-Areals wird es von der Pliensaubrücke kommend eine entsprechende Verbindung geben. Langfristig soll es eine durchgängige Verbindung zwischen Pliensaubrücke und Nellinger Linde geben, die den Zollberg an den künftigen Radschnellweg Neckartal anbindet. Nur für Busfahrgäste gibt es noch einen kleinen Wermutstropfen: Wegen der Arbeiten auf der Vogelsangbrücke bleibt die Umleitung der Buslinie 118 über die Maille bis Ende Oktober bestehen.

Das Projekt Zollbergstraße im Überblick

Anlass: Geologische Messungen hatten gezeigt, dass oberhalb des Gebäudes Zollbergstraße 46 zusätzliche Sicherungsmaßnahmen nötig sind, um einem stärkeren Abrutschen des Hangs in diesem Bereich entgegenzuwirken.

Aufwand: Rund 2,4 Millionen Euro hat die Stadt in dieses Projekt investiert. 35 Betonpfähle wurden bis zu 15 Meter tief in den dortigen Knollenmergel versenkt. 108 Tonnen Baustahl und rund 800 Kubikmeter Beton wurden dabei verarbeitet. Für diesen zentralen Teil des Projekts brauchten die beteiligten Baufirmen gerade mal zwei Wochen. Als zusätzliche Befestigung wurde anschließend ein so genannter Kopfbalken eingebaut, der die mächtigen Betonpfeiler verbindet und so für noch mehr Stabilität sorgt. Dafür wurden weitere 350 Kubikmeter Beton angekarrt. Auf dem Kopfbalken verläuft bergaufwärts auch der neue Radweg. Die NetzeBW hat anlässlich der Arbeiten die Leitungen in diesem Bereich neu verlegt, die Oberleitung für den O-Bus wurde ebenfalls erneuert. Zudem wurden rund 5000 Quadratmeter Straßen- und Nebenflächen saniert.

Bauzeit: Seit Mitte April waren die Baufirmen in der Zollbergstraße am Werk. Die angepeilte Bauzeit von fünf Monaten wurde eingehalten.