Strahlende Gesichter an der Hochschule: Ministerin Theresia Bauer (Zweite von rechts) hat Gabriele Fischer, Christian Maercker und Karin Reiber (von links) einen dicken Scheck mitgebracht. Foto: Wandel/oh Quelle: Unbekannt

Von Dagmar Weinberg

Wer seinen 90. oder gar hundertsten Geburtstag feiert, bekommt ein Glückwunschschreiben des Ministerpräsidenten. „Diese Praxis wird irgendwann eingestellt werden“, prognostiziert die baden-württembergische Wissenschaftsministerin Theresia Bauer. Denn die Gesellschaft wird immer älter. So habe die Hälfte der jetzt Geborenen zumindest statistisch gesehen die Chance, hundert Jahre alt zu werden. „Das Thema Pflege ist also hochaktuell und brisant“, sagte Theresia Bauer, die nicht mit leeren Händen nach Esslingen gekommen war. Im Gepäck hatte sie einen Scheck über 1,43 Millionen Euro.

Mit dem Geld wird in den nächsten drei Jahren das interdisziplinäre Forschungsprojekt „care4care“ finanziert, bei dem die Hochschule Esslingen neue Wege geht. Sie hat sich mit der Hochschule Ravensburg-Weingarten, dem Institut für angewandte Wirtschaftsforschung Tübingen und der Katholischen Hochschule Freiburg zum Zentrum für angewandte Forschung an Hochschulen für angewandte Wissenschaften (ZAFH) zusammengeschlossen. Der Forschungsverbund hat das Ziel, Strategien zu entwickeln, um dem Fachkräftemangel in der Pflege entgegenzuwirken.

Die Klassen der Pflegefachschulen sind zwar voll belegt, berichtete Eva-Maria Armbruster, stellvertretende Vorsitzende des Esslinger Hochschulrats und Stellvertreterin des Vorstandsvorsitzenden des Diakonischen Werks Württemberg. Dennoch können viele Arbeitsplätze in Pflegeeinrichtungen nicht besetzt werden - was auch daran liegt, dass viele Altenpflegerinnen und -pfleger nach ein paar Jahren wieder aussteigen. Zudem werde es in Pflegeeinrichtungen immer schwieriger, Führungskräfte zu gewinnen. „Deshalb ist es wichtig, dass wir uns um die Pflege kümmern und schauen, wie man sie zukunftssicher gestalten kann.“ Und genau dort setzt „care4care“ an.

Die Esslinger Professorin sowie Sprecherin des ZAFH, Karin Reiber, und ihr Team wollen Strategien entwickeln, „um Menschen neu für die Pflege zu begeistern, sie an den Beruf zu binden und vor allem im Beruf zu halten“. Das Forschungsteam hat aber nicht nur die Beschäftigten im Blick. „Wichtig ist die Zufriedenheit aller“, verdeutlichte Karin Reiber. „Denn auch bei den zu Pflegenden werden sich die Wünsche ändern.“ So wird etwa die Hochschule Ravensburg-Weingarten schauen, wie der Bedarf im ländlichen Raum aussieht.

Hochschulrektor Christian Maercker freut sich nicht nur über den dicken Scheck der Landesregierung. „Dieser Förderbescheid ist zugleich ein wichtiges Signal für unsere Weiterentwicklung als wissenschaftliche Hochschule.“ Projekte wie dieses würden den Lehrenden zudem die Möglichkeit geben, sich zu profilieren. Und „care4care“ fügt sich gut in ein weiteres Vorhaben ein: Im kommenden Jahr möchte die Hochschule Esslingen gemeinsam mit der Uni Tübingen einen Gesundheits-Campus starten. „Unsere Fakultät Soziale Arbeit, Gesundheit und Pflege ist also stark unterwegs.“