Die bolivianischen Tänzerinnen und Tänzer von „Kantuta“ beeindrucken mit ihrer Fröhlichkeit und ihren bunten, fremdartigen Kostümen. Foto: von Leesen Quelle: Unbekannt

Von Gesa von Leesen

Der Esslinger ist klein, dunkel und zierlich, er ist groß und bunt-glitzernd gekleidet, er tanzt mal elegant, mal kraftvoll mit den Füßen aufstampfend, mal breit lächelnd zu südamerikanischen Rhythmen. Oder? Zum 15. Herbst-und Kulturfest von BuntES hatten sich die Akteure ein besonderes Programm ausgedacht: Auf der Bühne im evangelischen Gemeindehaus am Blarerplatz versuchte eine Forschergruppe mittels Tänzerbeobachtung herauszubekommen, was typisch am Esslinger ist.

Kein Wunder, dass die Forscher verwirrt waren, als sie erst den anmutigen tamilischen Tanz aus Sri Lanka sahen, dann von den klackernden Absätzen der Flamencotänzerinnen des spanischen Elternvereins erschreckt wurden und anschließend mit „Kantuta“ fröhliche bolivianische Tänzerinnen und Tänzer in ihren schillernden, bunt bestickten Kostümen erlebten. Mit Lupe, Zollstock, Fachbüchern ausgestattet, untersuchten die Wissenschaftler, allesamt von der Gruppe „United Unicorns“, alle Tänzerinnen und erkannten bei den Bolivianern klar: „Das ist ganz typisch Esslinger.“ Oder doch nicht? Vielleicht sollte man lieber unter den Zuschauern nach dem typischen „Esslingianer“ suchen. Gesagt, getan. Vorbei an dem Landtagsabgeordneten Wolfgang Drexler, dem Sozialbürgermeister Markus Raab, dem Gemeinderat Enrico Bertazzoni wurden die Forscher fündig: Mitsamt ihrem Stuhl wurde eine junge Frau - Katinka Ulmer von „United Unicorns“ - auf die Bühne getragen. Verstört las sie vor, was sie als „typischen Esslinger“ ausmacht: „Die Mehrheit verhält sich völlig passiv. Es gibt Ansätze von Zivilisation, aber es gibt zu wenig Partizipation.“ Die Forscher seien da, „um uns zu helfen, wie man miteinander spricht, isst und den Saal umbaut“. Großer Applaus und sofort begann große Unruhe im Saal: Denn die Gäste mussten nun die Stuhlreihen wegräumen und die Tische aufstellen, schließlich ging es in den kulturell-kulinarischen Teil über, und am Tisch saß und sprach es sich eindeutig besser. Innerhalb von 15 Minuten war der Umbau mit vereinten Kräften geschafft, die Buffets wurden eröffnet und gestürmt. Anschließend ging es unter der Moderation von Vera Nkenyi und Sevdije Demaj auf der Bühne weiter. Für Stimmung sorgte das „Fugato-Instrumentalensemble“. Die afghanischen Musiker plus Chor brachten vor allem junge Landsleute zum Tanzen, im Saal wurde rhythmisch mitgeklatscht. Ruhigere Atmosphäre verbreiteten die griechischen Tänzerinnen und Tänzer von „Metaxades“, die Jugendlichen und Kinder der spanischen Flamencogruppe begeisterten mit ihrem Temperament, und zum Schluss spielte die Schülerband „Jungle“. Derweil wurde an den Tischen geredet, in einer Ecke standen die Kinder Schlange, um sich die Gesichter schminken zu lassen, andere bedruckten Taschen mit dem Schriftzug „BuntES“.

Der gelungene Nachmittag war von BuntES-Sprecher Volker Jeuthe eingeleitet worden, der stolz auf das „kleine Jubiläum“ verwies: „15 Jahre. BuntES ist ein Teenager geworden.“ Dass sich in diesem Netzwerk schon so lange Menschen aus mehreren Generationen, vielen Nationen und unterschiedlichen Organisationen für ein tolerantes Esslingen engagieren, sei wichtig für die Stadt, erklärte Sozialbürgermeister Raab. „Schließlich haben 40 Prozent unserer Bevölkerung einen Migrationshintergrund.“

In den kommenden Jahren würden die Strukturen und Vernetzungen, die über BuntES aufgebaut wurden, noch wichtiger. Denn man rechne damit, dass etwa 800 Flüchtlinge dauerhaft in Esslingen bleiben werden. Eine große Aufgabe, die mit Hilfe auch von BuntES zuversichtlich angegangen werden könne, sagte Raab.