Achim Jahn stammt aus einer alteingesessenen Wengerterfamilie. Foto: Bulgrin - Bulgrin

Achim Jahn ist neuer Vorstandsvorsitzender der Weingärtner Esslingen. Der 46-Jährige will mit Weinliebhabern ins Gespräch kommen.

ES-MettingenNoch wird in der Mettinger Kelter gehämmert, gesägt, gebohrt und geschraubt. Wenn die Handwerker im Frühsommer ihre Sachen zusammenpacken, präsentiert sich nicht nur der Verkaufsraum des 70er-Jahre-Gebäudes im modernen Design. Die Kelter ist in die Höhe gewachsen. „Unser wichtigstes Ziel ist es, dass wir durch die Aufstockung einen großen Eventraum mit Dachterrasse bekommen und Veranstaltungen künftig direkt an die Weinberge anbinden können“, sagt Achim Jahn. Er wurde vor zwei Wochen zum neuen Vorstandsvorsitzenden der Weingärtner Esslingen gewählt und hat Albrecht Sohn abgelöst, der 16 Jahre lang an der Spitze der Genossenschaft stand. „Es war sein persönlicher Wunsch, das Amt jetzt aufzugeben“, sagt sein Nachfolger. „Und wenn jemand so lange so erfolgreich gearbeitet hat, darf man ihm den Rücktritt nicht verwehren.“

Achim Jahn, der demnächst seinen 47. Geburtstag feiert, kommt aus einer alteingesessenen Wengerterfamilie, die in Rüdern und Sulzgries Weinberge beackert. „Bei uns waren der Weinbau und die Landwirtschaft aber nie Haupterwerb. Meine Opas sind zur Arbeit gegangen, und auch mein Vater hat eine Lehre gemacht und einen guten Beruf gehabt.“ Diesen Weg hat zunächst auch der Filius eingeschlagen und einen Metallberuf erlernt. Was sich jenseits der Werkhallen abspielt, wie das Wetter ist und sich die Natur gerade entwickelt, hat ihn aber stets interessiert. „Ich habe irgendwann gemerkt, dass ich nicht bis zum Ende meines Arbeitslebens in der Industrie schaffen möchte.“ So zog es Achim Jahn dann nach Heilbronn und in die Pfalz. „Da ich meine Ausbildung in ökologisch arbeitenden Betrieben gemacht habe, weiß ich, dass diese Art des Weinanbaus gut funktioniert.“ Das Label eines Öko-Verbands hat sein eigener Betrieb zwar nicht. „Aber mit dem was wir tun, sind wir schon sehr nah dran am Öko-Weinbau“, erzählt der Wengerter, der den elterlichen Betrieb sukzessive ausgebaut hat. „So muss ich seit zehn Jahren in kein anderes Geschäft mehr gehen, sondern kann vom Weinbau leben.“ Auch wenn der Job des Vorsitzenden für den 46-Jährigen noch neu ist. Im Aufsichtsrat und Vorstand der 130 Mitglieder zählenden Genossenschaft (darunter 70 aktive Weingärtner, die jährlich rund 400 000 Liter produzieren) engagiert er sich schon seit geraumer Zeit – unter anderem als „Sortenverantwortlicher“ für den Lemberger. „Dabei geht es nicht nur darum, dass man die Weinberge, sondern auch die Wengerter aussucht, die einen Premiumwein anbauen können.“ Dass sich das Engagement lohnt, zeigt die Auszeichnung des Weinmagazins „Vinum“ für den Lemberger trocken aus Terrassenlage. „Es macht uns schon stolz, dass wir mit 16 Punkten hervorragend bewertet wurden“, sagt der Vorstandsvorsitzende, der sich freut, dass man auch in der Genuss-Abteilung des Nachrichtenmagazins „Stern“ auf Rebensaft aus Esslingen aufmerksam geworden ist. Dort wird die Steillage „Dicker Turm“ als „kleine Preziose“ gepriesen. Seitdem der Artikel erschienen ist, ist auch im Online-Shop der Weingärtner Esslingen einiges los.

Absatzgebiet ausweiten

Rund 80 Prozent der angebauten Tröpfchen werden nach wie vor in der Stadt und im Kreis sowie in den umliegenden Landkreisen verkauft. „Für uns Wengerter ist der Verkauf natürlich das Wichtigste“, sagt Achim Jahn. Da gelte es „am Ball zu bleiben und nicht einzuschlafen“. Deshalb arbeite man daran, das Absatzgebiet auszuweiten, etwa ins obere Filstal oder in den Großraum Reutlingen. „Von dort kommen viele zum Weinwandertag und probieren die Esslinger Weine“, weiß der Vorstandsvorsitzende. „Doch daheim ist es oft noch schwierig, unsere Weine zu bekommen.“

Achim Jahn und seine Kollegen möchten aber nicht nur Getränkehändler mit ihren Produkten beliefern. „Wir wollen vor allem mit den Weintrinkern ins Gespräch kommen.“ Um sie zu erreichen, investiert die Genossenschaft rund drei Millionen Euro in den Umbau der Kelter. „So können wir unseren Eventbereich in Zukunft deutlich ausbauen.“