Container bilden die neuen Räume der Zollberg-Realschule. Foto: Roberto Bulgrin - Roberto Bulgrin

Schulleiterin Brigitte Krämer-Schmeisser beurteilt Schule trotz Umzug in die Container als gut ausgestattet und pädagogisch auf dem neuesten Stand. Gemeinderat hat eine Million Euro an Budget genehmigt.

Esslingen Interims-Campus. Klingt hochtrabend. Doch hinter der Edel-Vokabel verbirgt sich ein Dorf aus 146 Einzelcontainern, in dem die Schüler der Zollberg-Realschule nach den Sommerferien unterrichtet werden. Das Hauptgebäude der Schule in der Boßlerstraße im Stadtteil Zollberg kann wegen der PCB-Belastung nicht mehr genutzt werden und steht leer. Selbst die dort verwendeten Schulbücher, Unterrichtsmaterialien und Schulgeräte müssen von einer Fachfirma entsorgt werden, erklärte Direktorin Brigitte Krömer-Schmeisser. Die Pädagogin versichert aber auch: „Das Containerdorf ist gut ausgestattet für den Unterricht, und wir können hier mit neuester Pädagogik arbeiten.“ Für eine Übergangszeit von vier Jahren soll die Schule hier untergebracht sein, so Baubürgermeister Wilfried Wallbrecht. Über die Zukunft der Zollberg-Realschule auch mit Blick auf einen Neubau werde der Gemeinderat in den nächsten beiden Monaten entscheiden.

Alles sieht neu aus. Riecht neu. Wirkt neu. Die Stühle im Lehrerzimmer haben sogar einen grünen Farbton – zur Beruhigung der Gemüter. Am 20. Mai, so resümiert Oliver Wannek von der Städtischen Gebäude Esslingen (SGE), hatte der Gemeinderat den Beschluss für den Umzug in die Container gefasst, von Mai bis September wurden sie installiert. Mit einem Erschließungszeitraum von Ende Mai bis Mitte Juli, der Aufstellung von Mitte Juli bis zur zweiten Augustwoche sowie Innenausbau und Umzug zwischen Mitte August und September. 26 Klassenräume und die Schulverwaltung sind in dem Containerdorf mit einer Baugrundfläche von etwa 2580 Quadratmetern untergebracht, zwei Klassenzimmer und vier naturwissenschaftliche Räume befinden sich zusätzlich im benachbarten Gebäude der Württembergischen Landesbühne.

Keine billige Angelegenheit. Eine Million Euro hat der Gemeinderat für den Interims-Campus bewilligt, rechnet Oliver Wannek vor: Für Vorarbeiten und Erschließung schlagen 221 000 Euro, für Containeraufbau 420 000 Euro zu Buche. Die Miete beträgt 195 000 Euro für 2019, 585 000 Euro pro Jahr. Aus dem Budget des zuständigen Amtes kommen nochmals 50.000 Euro für Möblierung sowie 270 000 Euro für Schulbücher und weitere Unterrichtsmaterialien hinzu.

Im nun leer stehenden Hauptgebäude der Zollberg-Realschule türmen sich ausrangierte Schulbücher, orangenfarbene Stühle sind aufeinandergestellt, in den Zimmern häufen sich ausgediente Unterrichtshilfen. Muss alles wegen der überhöhten PCB-Werte entsorgt werden, erklärt Brigitte Krömer-Schmeisser. Dennoch betonen Wilfried Wallbeck und Oliver Wannek auf Nachfrage, dass nach Angaben der zuständigen Gesundheitsämter keine Gesundheitsgefährdung für die Nutzer der Zollberg-Realschule bestanden habe. Einige Kollegen hätten sich untersuchen lassen, ergänzt die Schulleiterin, doch bei keinem sei eine Beeinträchtigung festgestellt worden. Gesundheitsgefahr bestehe nur bei Dauernutzung von 24 Stunden am Tag über einen sehr langen Zeitraum, so der Baubürgermeister, und 80 bis 90 Prozent von belastendem PCB würden über die Nahrung aufgenommen. Dennoch habe wegen Überschreitung der Vorsorgewerte reagiert werden müssen – und das hätten die Verantwortlichen mit dem Umzug in das Containerdorf getan. Das sei auch der Ratschlag der Gesundheitsämter gewesen – zeitnah zu reagieren.

Ein Umzug der Zollberg-Realschule in die nun leer stehende Adalbert-Stifter-Schule in der Pliensauvorstadt wäre nach Darstellung der Verantwortlichen keine Alternativlösung gewesen. Die Schule sollte in ihrer Gesamtheit zusammenbleiben, und außerdem wären die Räumlichkeiten der Adalbert-Stifter-Schule zu klein gewesen, so Brigitte Krömer-Schmeisser, und, so ergänzt Wilfried Wallbrecht, mit einem Umzug wären die Zukunftsperspektiven der Lehranstalt in der Pliensauvorstadt verbaut gewesen. Denn sie solle nach einem Jahr als Realschule reaktiviert werden.

Dennoch. Das Containerdorf wirkt steril und wenig wohnlich. Hier soll laut Direktorin Abhilfe geschaffen werden: Ein Wettbewerb für das schönste Klassenzimmer wird eingeläutet, erklärt sie. Dann können sich die Schüler selbst eine ansprechendere Atmosphäre schaffen.