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Eine Busverbindung hinauf zur ökologischen Vorzeigesiedlung Egert ist derzeit das Hauptgesprächsthema im Esslinger Stadtteil Zell. Im Rahmen unserer Mobilitätsserie werden aber auch andere Probleme deutlich: Es fehlen Parkplätze im Ort.

ES-Zell Wer in den Höhenlagen des Esslinger Stadtteils Zell kein Auto hat, für den ist der Weg hinab ins Tal und wieder zurück beschwerlich. Das gilt vor allem für die ökologische Mustersiedlung Egert, deren Bewohner sich ob einer fehlenden Busverbindung zwangsläufig wenig ökologisch verhalten, eben weil sie das Auto nehmen müssen. Abhilfe ist nun immerhin in Sicht, nachdem der Jugendgemeinderat im Ausschuss für Technik und Umwelt des Gemeinderats mit seiner Forderung Erfolg hatte, möglichst schnell eine Busverbindung für die Siedlung einzurichten, die es immerhin schon länger als zehn Jahre gibt (die EZ berichtete). Ob die Mühlen der Verwaltung so schnell mahlen, wie sich das die Bewohner des Egert und der Jugendgemeinderat wünschen, bleibt abzuwarten. Der Individualverkehr spielt also eine wichtige Rolle in Zell, wenngleich das Verkehrsangebot den Stadtteil mit S-Bahn-Station und diversen Busverbindungen besser stellt als so manchen anderen.

Das wissen die Mitglieder des Bürgerausschusses, wenngleich die zunehmende Mobilität der Menschen natürlich auch an Zell nicht spurlos vorüber geht. Das schlägt sich häufig in der Bachstraße nieder, wo Geschäfte für den alltäglichen Bedarf die Kunden anlocken. „In der Bachstraße, im Zentrum des Ortes, kommt alles zusammen“, sagt Werner Barth vom Bürgerausschuss. Da wird es dann schon mal eng und der Wagen wird wenig regelkonform geparkt für den kurzen Besuch beim Bäcker oder Obsthändler. Durchaus selbstkritisch räumen der Bürgerausschussvorsitzende Uwe Mäckle und Werner Barth ein, dass es sich dabei vor allem um ein hausgemachtes Problem handelt, weil es eben meist die Anwohner sind, die mit den wenigen vorhandenen Parkplätzen klar kommen müssen. Mit seinen Forderungen an die Stadtverwaltung, etwa entlang der Wilhelmstraße für mehr Parkplätze zu sorgen, hat der Bürgerausschuss bisher keinen Erfolg gehabt.

„B10 an der Grenze“

In diesem Zusammenhang beobachten die Ausschussmitglieder etwas besorgt eine allgemeine Entwicklung. Nämlich die, dass bei Neubauvorhaben immer weniger Pflichtparkplätze ausgewiesen werden müssen. Das gilt auch für das Fezer-Gelände zwischen Haupt- und Wilhelmstraße, wo nach dem Wegzug der Firma nach Altbach etwa 60 Wohnungen entstehen sollen. Mäckle spricht von einem Faktor von 0,7 Parkplätzen pro Wohnung, was mit einem sich verändernden Mobilitätsverhalten begründet würde. „Aber ändert sich die Mobilität so schnell, wie die Planer glauben?“, lautet die Frage im Bürgerausschuss.

Der Autoverkehr hat während der vergangenen Jahre auch in Zell generell zugenommen, was sich vor allem auf der Hauptstraße bemerkbar macht. Und wenn es auf der B10 Probleme gibt, dann wird der Weg über Altbach und Zell gern als Ausweichstrecke genutzt. „Die B10 ist an der Grenze ihrer Kapazität angelangt“, beobachten die Mitglieder des Bürgerausschusses. Viele Autofahrer würden in Reichenbach die Bundesstraße verlassen, wenn es am Plochinger Dreieck klemme. Auffällig seien auch viele Fahrzeuge mit Waiblinger Kennzeichen, die auf Schleichwegen die Schorndorfer Straße umgehen wollten.

Ein Parkplatzproblem gibt es auch direkt am Bahnhof in Zell. Park + Ride ist dort nicht möglich, und so spielt sich dieses Thema eben unorganisiert in den Wohnstraßen ab. Ansonsten wird der S-Bahn-Anschluss stark genutzt – auch von den vielen Schülerinnen und Schülern des beruflichen Schulzentrums jenseits der Bahnlinie. Die Entfernung zwischen Bahnhof und Schulen beträgt nur etwa 500 Meter. Weniger glücklich ist der Bürgerausschuss mit den Aufzügen am Bahnhof, die zu den S-Bahnen führen. Denn dort, wo die meisten Fußgänger im Bereich der Eisenbahnstraße unterwegs sind, gibt es schlicht keinen. Und das ist aus Sicht der Bürgervertreter vor allem mit Blick auf die W.E.K. Werkstätten Esslingen-Kirchheim in der Röntgenstraße und damit für viele Behinderte ein Problem.

Doch bei allen Unzulänglichkeiten sind nach den Erkenntnissen des Bürgerausschusses 95 Prozent der Zeller Bürgerinnen und Bürger mit dem Nahverkehrsangebot in ihrem Stadtteil zufrieden. Daran ändert auch die Situation in der Hauptstraße nichts, wo zwei Bushaltestellen direkt gegenüber liegen. Wenn dort die Fahrzeuge der Linien 102, 103, 138 und 140 halten, kann es schon einmal zum Stau in der Hauptstraße kommen. Die Gehwege im Bereich der Haltestellen einzuziehen, lassen die Platzverhältnisse offenbar nicht zu.

Gut aufgestellt sei man, was den Fahrradverkehr angeht, heißt es im Bürgerausschuss. Über die Wilhelm-, Hauptstraße, alte Heusteige, die Gartenstadt und die Hindenburgstraße oder den Weg entlang des Neckars sei Zell gut an die Innenstadt angebunden, und dies mit wenigen Störungen durch den Autoverkehr.

Auch im Bürgerausschuss wird das Thema Mobilität der Zukunft immer wieder diskutiert. Und dabei stellt man dann beispielsweise fest, dass es in Zell keine einzige Stromtankstelle gibt. Positiv werden dagegen die kurzen Wege für Fußgänger vermerkt – schnell hat man Geschäfte, Ärzte oder auch den Marktkauf erreicht. Es sei denn, man kommt vom Hangelstein oder vom Egert. Und was dies anbelangt, haben die Mitglieder vom Bürgerausschuss durchaus eine Vision: Eine eng getaktete Bus-Kurzstrecke von den Höhen hinab in den Ort – und das zum Nulltarif. Dafür müsste sich dann ein Sponsor finden. Der Bürgerausschuss Zell nimmt entsprechende Angebote sicherlich gern entgegen.

Stärken und Schwächen

Gute Nahverkehrsanbindungen mit S-Bahn-Station und Buslinien bis in den Ort.

95 Prozent Kundenzufriedenheit beim Nahverkehrsangebot.

Gute Anbindung für den Fahrradverkehr an die Esslinger Innenstadt.

Keine Busverbindung auf den Egert.

Zu wenige Parkplätze rund um die Ortsmitte.

Keine Plätze für Park + Ride.

Starker Durchgangsverkehr bei Behinderungen auf der B 10.