Lob für den Nachtbus, Foto: Kaier - Kaier

Was läuft gut in Esslingen, was schlecht? Ihre Wünsche haben Jugendliche auf eine Mauer im Maille-Park geschrieben. Diese „Klagemauer“ hat am Mittwoch der Gemeinderat besucht.

Esslingen Esslingen hat jetzt seine eigene Klagemauer. Aber auch eine Mauer zum Loben. Die Stadt nämlich – für all das, was sie den Jugendlichen Gutes tut oder auch Schlechtes. „Wall of Fame / Wall of Shame“ nennen die jungen Leute die Steinwand, die den Maille-Park von der Maillestraße trennt. Daran pinnen sie Holzbretter, auf denen sie zuvor ihre Kritikpunkte – positive und negative – notiert haben. Mit der Aktion wollen Jugendbüro und Kinderbiennale Esslingen der Stadt einen „Denkzettel“ verpassen – in der Hoffnung, dass sich etwas ändert. Die Chancen dafür stehen nicht schlecht. Immerhin haben die Esslinger Gemeinderäte vom Ausschuss für Bildung, Erziehung und Soziales am Mittwoch schon mal mit den Jugendlichen über ihre Wünsche und Sorgen diskutiert.

Kritik, aber auch Lob

„Super, dass Rewe bis 24 Uhr geöffnet hat“, steht an der Mauer. Und „gut, dass die S-Bahn zwischen Esslingen und Stuttgart am Wochenende die ganze Nacht lang fährt“. Länger als die Lobeshymnen ist die Beschwerdeliste: „Nicht überall freies WLAN“ ist da zu lesen und „nur ein Fußballplatz in Mettingen“. Wunschzettel gibt es zuhauf: „Macht die Wohnungen billiger“ und „Wir wollen Orte zum laut sein und feiern“ fordern einige. „Mit solchen Anliegen sind die Jugendlichen immer wieder auf uns zugekommen“, sagt Barbara Bartussek, Leiterin des Jugendbüros Esslingen. „Jetzt geben wir ihnen ein Forum, wo sie sich öffentlich äußern können.“ Dass der Gemeinderat die Aktion besucht, empfindet sie als „Wertschätzung der Jugendlichen“. Das sei wichtig, denn „viele haben das Gefühl, nicht gehört zu werden“. Natürlich geht es Bartussek nicht bloß um Anerkennung, sondern auch um Veränderung. „Wir haben die Hoffnung, dass die Gemeinderäte einige Vorschläge aufgreifen.“ Die anstehenden Kommunalwahlen böten die Chance, Themen zu platzieren.

Verantwortliche nehmen Vorschläge mit

Einige davon wurden im Maille-Park diskutiert. In einer der vier Gesprächsgruppen ging es um Freizeitangebote. Zwar wurden Stadtstrand, Spielplätze und Jugendhäuser kräftig gelobt. Doch es gebe zu wenige Bolzplätze, bemängelten einige Jungs. Einer wollte einen Outdoor Fitnesspark mit Metallstangen für Klimmzüge, Liegestütze und Hangelübungen. Dort könnte dann jeder gratis trainieren. Überhaupt gebe es nicht genug kostenlose Sportangebote. CDU-Gemeinderätin Margot Kemmler kann die Kritik nachvollziehen. „Aus dem Treffen nehme ich drei, vier Themen mit, die ich auf meine To-do-Liste setze“, sagte die Vizepräsidentin des Sportkreises Esslingen. Allerdings gebe es bereits viele Angebote, die Jugendlichen wüssten es bloß nicht. „Da muss die Stadt ihre Kommunikation verbessern.“ Gleichzeitig sollten die Jugendlichen sich besser informieren. „Kommunikation ist keine Einbahnstraße.“

Kein Ort für laute Partys

Ein Dauerthema sind Partyorte. Tagsüber könne man sich ja noch in den Jugendhäusern oder im Komma treffen. „Aber nachts gibt es keine Orte, um laut zu feiern, ohne jemanden zu stören und ohne dass die Polizei einen vertreibt“, kritisierte Jugendbüro-Leiterin Bartussek. Der Linke-Gemeinderat Tobias Hardt versteht den Frust: „Die jungen Leute werden überall weggeschickt – egal, ob sie sich auf der Maille aufhalten oder im Merkelpark. Aber wenn man jung ist, zieht man halt spät abends los und feiert nachts.“ Dass die Jugendlichen dafür einen Platz bekommen, dafür will sich der Linke einsetzen. „Natürlich muss man den Kompromiss mit den Anwohnern suchen.“

Über einige Themen regen sich die Jungen ebenso wie die Alten auf: den geplanten Umzug der Bücherei beispielsweise, hohe Wohnungsmieten und den ÖPNV. Allerdings zählt hier der Nachtverkehr. Dass die S-Bahn am Wochenende auch nachts Esslingen und Stuttgart verbindet, freut die Partygänger. Doch die Nachtbusse würden nicht alle Esslinger Stadtteile anfahren, so die Jugendlichen. Auch tagsüber liefe nicht alles rund: Giuseppe würde sein Fahrrad gerne öfters im Bus mitnehmen dürfen, auch nach der Schule und zu Stoßzeiten. „Es ist schwierig, sich als Jugendlicher einzubringen“, findet der Zwölfjährige. „Dass wir hier die Gelegenheit dazu bekommen, finde ich gut.“ Fühlt er sich von den Gemeinderäten ernst genommen? „Auf jeden Fall!“ Glaubt er, dass sich durch die Aktion etwas ändert? „Hoffentlich!“