OB Jürgen Zieger (Mitte) lässt sich die Anlage von Markus Michel (rechts) und Dominik Völker von den Stadtwerken erklären. Foto: Bulgrin - Bulgrin

Im Ina-Rothschild-Weg auf der Flandernhöhe ist gestern Esslingens größtes Blockheizkraftwerk in Betrieb genommen worden. Damit können auch die geplanten neuen Wohnungen in diesem Gebiet mit Wärme und Strom versorgt werden.

EsslingenAuf der Esslinger Flandernhöhe in den Stadtteilen St. Bernhard und Hohenkreuz entstehen in den kommenden Jahren etwa 900 neue Wohnungen. Deren Bewohner wollen mit Wärme und Strom versorgt werden, wofür die Stadtwerke Esslingen (SWE) schon jetzt die Weichen gestellt haben. Gestern setzte Oberbürgermeister und SWE-Aufsichtsratsvorsitzender Jürgen Zieger am Ina-Rothschild-Weg ein neues gasbetriebenes Blockheizkraftwerk mit 1000 Kilowatt elektrischer und 1350 Kilowatt thermischer Leistung offiziell in Betrieb. Damit ist nicht nur die Versorgung der künftigen Wohnungen gesichert, auch 680 bestehende Wohnungen hängen am Netz der neuen Anlage.

Etwa 13,5 Tonnen wiegt der Gasmotor mit 20 Zylindern, über den am Ende der Bauaktivitäten auf der Flandernhöhe fast 1600 Wohnungen und mehr als 3300 Menschen mit Wärme und Strom versorgt werden. Es ist das bisher größte Blockheizkraftwerk der SWE, die im Esslinger Stadtgebiet 19 solcher Anlagen in eigener Regie betreibt, und weitere acht, die ihr nicht selbst gehören. „Mit der neuen Anlage hat sich die durch Blockheizkraftwerke erzeugte Leistung in Esslingen verdoppelt“, sagt Dominik Völker, Prokurist bei den Stadtwerken. Außerhalb der eigentlichen Heizzentrale sind noch zwei neue große Pufferspeicher mit einem Volumen von jeweils 130 000 Litern aufgebaut worden. Und um Spitzenverbräuche bedienen zu können, sind ergänzend zum Kraftwerk zwei Erdgaskessel im Einsatz.

Die Blockheizkraft-Technologie sei nicht neu, entwickele sich aber immer mehr zur Perfektion, sagte OB Zieger gestern. Ihm geht es darum, bei der Entwicklung von neuen Wohngebieten darauf zu achten, „dass die Energieversorgung effizient, ökologisch und wirtschaftlich ist“. Etwa 1100 Tonnen Kohlendioxid soll die Anlage jährlich einsparen. Das entspricht in etwa dem, was 117 Hektar Mischwald leisten. „Nahwärmenetze bieten viele Vorteile“, erklärt der Chef des SWE-Aufsichtsrats. Sie ermöglichten eine moderne und effiziente Wärmeversorgung ganzer Stadtquartiere. Mit dem neuen Groß-Blockheizkraftwerk werde neben Wärme gleichzeitig auch Strom erzeugt. Zieger: „Das schont die Umwelt.“

„Effektiver Betrieb“

Der Strom wird in das sogenannte Mittelspannungsnetz eingespeist und physikalisch gesehen in der direkten Umgebung verbraucht. Durch die großen Pufferspeicher sei es möglich, das Blockheizkraftwerk sehr effektiv zu betreiben, sagt Markus Michel, der technische Leiter des Bereichs Service bei den Stadtwerken. „So kann die Anlage zum Beispiel dann viel Strom produzieren, wenn die erneuerbaren Energien gerade wenig liefern. Auf diese Weise trägt das Blockheizkraftwerk auch zum stabilen Betrieb des Stromnetzes bei.“ Derzeit rechnen die Stadtwerke mit einer jährlichen Stromproduktion von etwa 4,4 Millionen Kilowattstunden.

Die Flandernhöhe bietet mit ihren Bauprojekten gute Voraussetzungen für eine wohnortnahe Energieversorgung. 200 Wohnungen entstehen dort bis 2019, weitere 250 von 2020 an den Standorten Kantinestraße, Am schönen Rain, Pfaffenackerstraße, Tobias-Mayer-Straße, Palmstraße, und noch einmal 450 kommen etwa vom Jahr 2025 an dazu, nachdem die Hochschule ihren Umzug in die neue Weststadt hinter sich hat.

Anwohner rund um das neue Blockheizkraftwerk am Ina-Rothschild-Weg haben am Samstag, 24. Februar, die Möglichkeit, zwischen 11 und 14 Uhr die Anlage im Rahmen eines Tages der offenen Tür zu besichtigen. Die Stadtwerke Esslingen sorgen dabei auch für die gastronomische Begleitmusik.