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Seit seiner Gründung 2009 sorgt das Esslinger Podium Festival mit seinem ambitionierten künstlerischen Konzept für Aufsehen. Ab Freitag beginnt der Vorverkauf für die elfte Auflage.

Esslingen Im Jahr 2009 sind sie zum ersten Mal angetreten, um mit dem Podiumfestival klassische und zeitgenössische Kunstmusik „in ihrer emotionalen und geistigen Vielfalt zu präsentieren“. Ein ehrenamtliches Team aus Studierenden hat sich dabei zum Ziel gesetzt, neue Konzertformate zu entwickeln, kreative Freiräume und zeitgemäße Kontexte zu schaffen, Räume für und mit Musik zu entdecken, innovative Bühnenprojekte auszuprobieren, Konventionen wie Genregrenzen oder die Unterteilung in E- und U-Musik aufzubrechen und auch junges Publikum zu begeistern.

Die Macher haben alles richtig gemacht, das Festival ist seither schnell und stetig gewachsen, Gastspiele haben das Konzept europaweit bekannt gemacht, und das Team wurde für seine innovativen Ideen vielfach ausgezeichnet. „Wir werden nicht müde. Die Frage lässt uns nicht los: Was kann Musik in der heutigen Welt anstellen?“, betonte der künstlerische Leiter Steven Walter bei der Präsentation des Programms für das elfte Podiumfestival, das vom 2. bis zum 11. Mai nicht nur Musik, sondern auch Tanz, Animation und Video, Licht-Installationen, Literatur, Schauspiel und Performance nach Esslingen bringt.

An zehn Tagen erwarten 20 Veranstaltungen mit mehr als 80 internationalen Nachwuchskünstlern das Publikum: „Bei uns gibt es nichts von der Stange, das sind alles Unikate“, hebt Steven Walter hervor. Wieder werden unterschiedlichste Orte – Kirche, Theater, Jugendhaus, Museum, Autowerkstatt und Zeitungsdruckerei – mit Musik in Szene gesetzt. Vom Solo bis zum großen Orchester. Es gibt klassische Neue und Alte Musik, es gibt Klänge von Barock bis Pop, es gibt Elektronisches, es gibt Musik zum Abtanzen, zum Innehalten, zum Mitgestalten und zum Mitsingen.

Das Programmheft verspricht eine große Bandbreite: „Musik aus Europa, der Welt und aus dem All“. Letztere wird über ein gigantisches Teleskop eingefangen und in Klänge verwandelt. Es wird Puccinis Oper „La Bohème“ in einer Duo-Version für Klavier und Violine geben, und Beyoncés Pop-Album „Lemonade“ wird für klassische Instrumente arrangiert. Bei der von nur einem Tenor gesungenen Johannes-Passion soll, wie in der historischen Aufführungspraxis üblich, das Publikum in die Choräle einstimmen. Bei „Synchronom“ spielen Klang und Raum in der Villa Merkel zusammen. Allein sieben Produktionen aus dem zweijährigen „bebeethoven“-Förderprogramm zeigen, was die jungen Künstler experimentell erarbeitet haben, zum Beispiel zur Frage: „Was würde Beethoven heute machen?“ Und es wird ein Wiedersehen mit Juri de Marco und seinem Stegreif-Orchester geben, das im vergangenen Jahr mit einer spielerischen Auseinandersetzung mit der 3. Sinfonie von Brahms begeisterte.

Informative Konzert-Einführungen bauen vorab Brücken, und im Rahmen von „Podium Education“ geht die klassische Musikvermittlung neue Wege: Kindergartenkinder erhalten Besuch vom Klang-Geschichten erzählenden Duo Lou-Lou. Und sämtliche Esslinger Fünftklässler dürfen sich – unterstützt durch den „Kulturrucksack“ – bei einem Wooden Elephant-Konzert von Pop-Sounds und hölzernen Instrumenten begeistern lassen.

Um mit dem Vorurteil aufzuräumen, Musiker machten Musik, „weil sie weniger reden möchten“, so Steven Walter mit einem Augenzwinkern, gibt es in diesem Jahr eine Plattform für Dialog, Diskurs und Begegnung rund um das Thema „Europa“: Eine musikalisch-literarische „Ode an Europa“ und ein Symposium bilden diesen Programmschwerpunkt mit dem Thementag „Zusammen! Halt!“: Am Sonntag, 5. Mai, sollen bei freiem Eintritt von 11 bis 16 Uhr zwischen Webergasse und Rathausplatz Fragen des gesellschaftlichen Zusammenhalts streitbar diskutiert werden. Denn in Zeiten, in denen „Traditionen bröckeln, Europa in Bedrängnis gerät und Beziehungen von Algorithmen gesteuert werden“, so die Macher, helfe allein der Dialog.

Einige Höhepunkte aus dem Festivalprogramm

Auftakt: Am Donnerstag, 2. Mai, umschließen ab 19 Uhr nach einem Grillfest im Komma minimalistische Werke die Musik von Scarlatti, Britten und Max Reger. Zu den Höhepunkten im Programm zählt sicherlich das Eröffnungskonzert am Freitag, 3. Mai, um 19.30 Uhr in der Stadtkirche mit live vertonten Weltraum-Daten, Kantaten von J.S. Bach, der Tondichtung „Schelomo“ von Ernest Bloch und Orgelmusik. Um 22 Uhr folgt anschließend ein sphärisches Nachtkonzert mit Donnacha Dennehys „Tessellatum“, das eine Klangwelt zwischen Barock und Minimal Music schafft.

Highlights: Am Samstag, 4. Mai, um 19 Uhr trifft in der Kulisse der Jesinger-Autowerkstatt Tschaikowsky auf den Minimalisten Steve Reich. Am Sonntag, 5. Mai, um 20 Uhr erzählen im Amtsgericht sechs Instrumentalisten und ein Schauspieler Geschichten aus Robert Schneiders Roman „Schlafes Bruder“. Am Freitag, 10. Mai, um 19.30 Uhr lässt sich im Blarer-Gemeindehaus die Johannes-Passion von Bach zu intensiver Kammermusik verdichtet erleben, und um 22 Uhr lädt das Festival zum Nachtkonzert mit Alter und Neuer Musik in die Franziskanerkirche ein. Am Samstag, 11. Mai, um 18 Uhr findet in der Bechtle-Druckerei das Abschlusskonzert zwischen hängenden, liegenden und projizierten Noten statt.

Das komplette Programm: Ab Freitag, 22. Februar, ist das ausführliche Programm des elften Podiumfestivals unter www.podium-esslingen.de zu erfahren.

Kartenvorverkauf: Tickets gibt es ab Freitag, 22. Februar, unter www.podium-esslingen.de und an allen Reservix-Vorverkaufsstellen.