Winfried Häberle war 17 Jahre lang Pfarrer in der Kirchengemeinde St. Josef im Esslinger Norden. Foto: oh Quelle: Unbekannt

(red) - „Es gibt keinen Weg, der nicht irgendwann nach Hause führt“, steht auf den Gedenksteinen am Gräberfeld für Wohnsitzlose auf dem Ebershaldenfriedhof, das von der Evangelischen und Katholischen Gesamtkirchengemeinde Esslingen und den Freunden des Vinzenztreffs gemeinsam gestiftet worden ist. Vielen Gestorbenen ohne festen Wohnort gab es ein Stück ihrer Würde zurück. Jetzt gilt dieser Satz auch für Pfarrer Winfried Häberle, der der Initiator des Gräberfelds war. Er starb im Alter von 77 Jahren nach langer, schwerer Krankheit.

Von 1992 bis 2009 wirkte er als Pfarrer in der Katholischen Kirchengemeinde St. Josef in Esslingen-Nord und regte viele Neuerungen an. Winfried Häberle wurde 1939 in Tübingen geboren, wuchs in Stuttgart-Rohr auf und studierte in Tübingen und München Theologie. 1964 wurde er in Bad Cannstatt zum Priester geweiht, ging als Kaplan nach Leutkirch und trat 1978 seine erste Pfarrstelle in Aalen an. 1992 wurde er zum amtierenden Pfarrer der Gemeinde St. Josef in Hohenkreuz bestellt.

In seine Amtszeit fiel die innere und äußere Erneuerung des aus der Nachkriegszeit stammenden Kirchenbaus. Es entstand ein Licht- und Klangraum, in dem die Gläubigen ganz bewusst an der Liturgie beteiligt werden. In Kooperation mit dem Kirchengemeinderat gelang es ihm, den renommierten Künstler Raphael Seitz für das zentrale Chorfenster zum Thema „Auferstehung“ zu verpflichten. Das Fenster mit seinen wie vom Himmel gefallenen Blautönen verkörpert die ebenso spirituelle wie moderne Atmosphäre der renovierten Kirche. Im neugestalteten Chorraum wurde der Altar in die Mitte der Gläubigen gerückt, im Langhaus wurden die Bankreihen durch Stühle ersetzt. Die Kleinkinder und ihre Eltern dürfen sich mit einem Kinderteppich ins Geschehen integriert fühlen. Ihre selbstverständliche Einbindung schon in früher Jugend im Gottesdienst und im Gemeindeleben hatte eine große Schar von Ministranten zur Folge. Fast zeitgleich zur Renovierung der Kirche kam die Herausforderung, eine neue Orgel bauen zu lassen, die den Kirchenraum als Klangraum erlebbar macht. Um sie zu finanzieren, wurden viele personelle und finanzielle Ressourcen in der Gemeinde aktiviert.

Das Engagement der Ehrenamtlichen war Winfried Häberle ein starkes Anliegen, das er durch die Schaffung einiger Gremien förderte. Das Miteinander in der Gemeinde und die Umsetzung von Visionen in Richtung Zukunft betrieb er intensiv. Besonders widmete er sich der „Baustelle Gemeinde“ als Gedanken- und Ideenschmiede.

Das gute Miteinander bezog sich auch auf die evangelischen Nachbargemeinden. Ökumene wurde im Esslinger Norden zu einer Selbstverständlichkeit. Sofort nach seinem Start in St. Josef trieb Häberle die Gestaltung der Seelsorgeeinheit Esslingen-West mit voran. Das Denken und Handeln über den eigenen Bereich hinaus war ein Markenzeichen von ihm. 2009 verabschiedete die Gemeinde St. Josef Pfarrer Häberle in den Ruhestand, einen Übergang, den er in bewundernswerter Weise auch durch die anfängliche Begleitung seines Nachfolgers vorbereitete. Allerdings waren seine letzten Jahre wegen eines 2014 erlittenen Schlaganfalles ein Leidensweg.