Anwohner der Mutzenreisstraße Foto: Bulgrin - Bulgrin

Seit langem klagen die Mutzenreissträßler auf dem Zollberg über den zunehmenden Durchgangsverkehr in ihrer Wohnstraße. Die Stadt will prüfen, was sich machen lässt.

EsslingenDas Esslinger Rathaus will die Autos und Lastwagen zählen lassen, die jeden Tag durch die Mutzenreisstraße auf den Zollberg rollen. Einmal jetzt während der Zeit, in der die untere Zollbergstraße komplett gesperrt ist und die Wohnstraße mutmaßlich noch mehr als sonst von den Verkehrsteilnehmern als Querverbindung zwischen Zollbergstraße und Champagne genutzt wird. Und einmal zu Normalbedingungen. So erläutert Wolfgang Ratzer, Leiter des Stadtplanungsamts, ein Schreiben von OB Jürgen Zieger, der Anfang Dezember eine Anfrage des damaligen Landtagsabgeordneten Wolfgang Drexler beantwortet hatte. Die Verkehrszählungen unter den unterschiedlichen Bedingungen brauche man, um entsprechende städtebauliche Maßnahmen für die Mutzenreisstraße zu begründen, so Ratzer gegenüber der EZ.

Der OB-Brief war offenbar irgendwo verschollen, ist aber vor wenigen Tagen doch noch zum Bürgerausschuss Zollberg gelangt. Drexler hatte in seiner Anfrage Bezug auf die schon länger währenden Probleme der Anwohner in der Mutzenreisstraße genommen. Der Bürgerausschuss Zollberg hatte ebenfalls Ende des vergangenen Jahres ein Verkehrskonzept für den Stadtteil gefordert, bevor die ramponierte Straße 2021 saniert werden soll. Denn seit Jahren beobachte man eine starke Zunahme des Verkehrsaufkommens im Stadtteil, „vor allem zwischen der Zollberg- und der Hohenheimer Straße“, hatte der Bürgerausschussvorsitzende Peter Zürn an Verwaltung und Gemeinderäte geschrieben.

Der Verkehr in der Mutzenreisstraße bringt die Anwohner schon seit Jahren auf die Palme. Verschärft wurde die Problematik noch dadurch, dass die Verwaltung die relativ breit angelegte Wohnstraße, die immer wieder durch Zungen verengt ist, beim ersten Bauabschnitt der Zollbergstraße und der Arbeiten am Festo-Knoten im Jahr 2017 auch noch als offizielle Umleitungsstrecke ausgeschildert hatte. Das hat sie dieses Mal nicht getan. Im Gegenteil. Aus Richtung Nellingen kommend ist die Durchfahrt auf der Zollbergstraße bis zur Baustelle nur für Anlieger freigegeben. Was die Mutzenreissträßler allerdings nicht vor ortskundigen Verkehrsteilnehmern schützt. „Solche Ausnahmezeiten sind aber auch nicht das Problem“, betont Zürn. Auch im Normalbetrieb klagen die Anwohner über zu schnellen Durchgangsverkehr und rumpelnde LKW samt Anhänger. Viele fragen sich, warum die Einfahrt in die Mutzenreisstraße für Laster über 3,5 Tonnen überhaupt möglich ist. Da ein Schild am Ortseingang aus Richtung Nellingen kommend das Befahren der Zollbergstraße mit Fahrzeugen über 3,5 Tonnen verbietet, sofern sie keine Anlieger sind.

OB Zieger verweist in seiner Antwort an Drexler darauf, dass man den Zollbergern beim Bürgertreff im vergangenen Sommer zugesagt habe, das Thema anzugehen. Zugleich machen der OB und sein Stadtplaner deutlich, dass es da nicht ausschließlich um die Mutzenreisstraße gehen könne, sondern man auch die Verkehrsverlagerungen in die Eichendorffstraße und die Bedürfnisse des östlichen Stadtteils mit ins Kalkül nehmen müsse. Dem Bürgerausschuss schwebt laut seinem Vorsitzenden Zürn ein Gesamtkonzept vor, das die Lasten im Stadtteil einigermaßen gleichmäßig verteilt.

Lärmträchtige Lastwagen

Dass viele Autofahrer in der Mutzenreisstraße schneller als die erlaubten 30 Stundenkilometer unterwegs sind, räumt Stadtplaner Ratzer ein. Bei den lärmträchtigen Lastwagen handle es sich wohl in erster Linie um Fahrzeuge, die die Kompostieranlage in der Hohenheimer Straße zum Ziel hätten oder von dort kämen, heißt es in dem OB-Brief. „Das Befahren der Mutzenreisstraße, um die Kompostieranlage anzufahren, wird durch diese Beschilderung jedoch nicht untersagt“, ist dort weiter zu lesen. Das Laster-Verbotsschild an der Zollbergstraße, versehen mit einem „Anlieger frei“, diene primär dazu, den LKW-Durchgangsverkehr von der A8 zur B10 von der Zollbergstraße fern zu halten. Jedenfalls habe man keine Ausnahmegenehmigungen für Laster in der Mutzenreisstraße ausgestellt. Das Fazit aus dem OB-Brief: „Da weder die Sicherheit noch der Schutz vor Verkehrslärm eine geeignete Rechtsgrundlage für die Sperrung der Mutzenreisstraße für LKW begründen, ist eine LKW-Sperrung im Gesamtzusammenhang mit dem angestrebten Verkehrskonzept zu prüfen.“ Die Ergebnisse würden dem Gemeinderat zu gegebener Zeit zur Entscheidung vorgelegt.