Ein Bild, das vorerst bleiben wird: Die Mensa ist schon seit ein paar Wochen Teilzeit-Klassenzimmer. Foto: Bulgrin - Bulgrin

Ab dem 27. Mai sollen die Zollberg-Realschüler immer noch vor Ort, aber nicht mehr in ihrem PCB-belasteten Hauptbau unterrichtet werden. Das verlangt viel Beweglichkeit ab.

EsslingenAuch wenn das Gesundheitsamt immer wieder betont, dass die stark PCB-belastete Zollberg-Realschule zwar umgehend saniert, aber nicht sofort geräumt werden muss, will die Schulleitung auf die Sorgen der Eltern reagieren. Nachdem es sich im Laufe der Woche herausgestellt hatte, dass die Stadt nicht wie erhofft noch im Juni eine größere Containerlösung hinbekommt, werden die Schüler dennoch ab Montag, 27. Mai, nicht mehr in dem kontaminierten Hauptgebäude unterrichtet.

Und dennoch gibt es eine Lösung vor Ort: Am kommenden Mittwoch werden die ersten, schon länger bestellten Container für vier Klassenzimmer geliefert, in die die Fünftklässler einziehen werden. Durch „Umnutzung bestehender Räume, Auslagerungen am Standort und einem angepassten Stundenplan“, so heißt es in dem Schreiben der Schulleitung an die Eltern vom Freitag, sollen auch die anderen Klassen aus dem belasteten Schulhaus ausquartiert werden.

Die Größeren wandern

So werden beispielsweise der Musiksaal und der Technikraum im Pavillon zu Klassenzimmern. Oder der Essraum in dem Teil des benachbarten WLB-Gebäudes, das die Schule ohnehin schon seit langem als zweites Standbein nutzt, berichtet Schulleiterin Brigitte Krömer-Schmeisser. Dabei komme es ihrer Schule zugute, dass sie auch einige kleinere Klassen habe, die dann auch in kleineren Räumen unterkommen könnten. Zudem wird der benachbarte Jugendtreff t1 wieder zum Teilzeit-Klassenzimmer. Auch in der Mensa, die bereits einer Klasse als Ausweichraum dient, wird weiter unterrichtet.

Darüber hinaus verändert die Schulleitung die Stundenpläne, sodass alle Räume optimal genutzt werden können. Die Klassen fünf bis sieben bekommen jeweils ein festes Zimmer zugewiesen, die Älteren müssen wandern. „Wir sind uns darüber im Klaren, dass das von allen Beteiligten ein hohes Maß an Flexibilität erfordert“, weiß Krömer-Schmeisser. Sie geht aber davon aus, dass sie damit die Doppelnutzung von Räumen in Form eines Zweischicht-Betriebs vermeiden kann. Auch einen PCB-bedingten Unterrichtsausfall werde es nicht geben, verspricht sie.

Des weiteren arbeitet die Stadt daran, zumindest zum nächsten Schuljahr – möglichst schon eher – die notwendige Anzahl von Containern zu bekommen, um auf dem Hartplatz Räume für alle 13 Klassen, vier Wanderklassen, für die Lehrer, die Schulsozialarbeit und die Verwaltung aus dem Haupthaus zu schaffen. Von vier Firmen, die man angefragt habe, seien zwei schon einmal ausgeschieden, berichtet Oliver Wannek, technischer Chef des Eigenbetriebs Städtische Gebäude Esslingen. Denn sie hatten Lieferfristen von einem halben Jahr und länger. Eine Offerte werde gerade geprüft, deren Anbieter den Juli als Liefertermin jedenfalls für den ersten Teil der Ware in Aussicht gestellt habe. Wannek: „Wir setzen alles daran, bis zum neuen Schuljahr die Container zu bekommen.“ Klar ist jedenfalls: Tische und Stühle kommen aus den unbelasteten und leer stehenden Klassenzimmern der auslaufenden Werkrealschulen in der Pliensauvorstadt und den Lerchenäckern.

Auch Wannek betont, dass er die Räumung des Schulgebäudes als „psychologische“ und nicht als gesundheitlich begründete Maßnahme bewertet. Nicht zuletzt geht es auch darum, den Schulfrieden wieder herzustellen. Der ist derzeit stark belastet durch die Tatsache, dass sich nur ein Teil der Eltern in der Initiative um Jörg Sanzenbacher wiederfindet, der die PCB-Belastung aufgedeckt hat, den sofortigen Auszug fordert und der Verwaltung und der Schulleitung Verschleppung und einen fahrlässigen Umgang mit der Gesundheit der Kinder vorwirft. Sanzenbachers Angaben zufolge hat er fast 50 Eltern hinter sich. Der Großteil der Eltern ihrer mehr als 600 Schüler, davon ist Schulleiterin Krömer-Schmeisser überzeugt, halte es jedoch mit dem Elternbeirat, der nach einer guten und vernünftigen Lösung gemeinsam mit der Schule, der Stadt und dem Staatlichen Schulamt sucht. „Von dieser Linie werden wir auch nicht abrücken“, betont die Vorsitzende Sabine Hildinger, die sich von zahlreichen Eltern in ihrer Haltung bestärkt sieht. „Die Lösungsansätze sind ja auch da.“

Termine

Auf einer Informationsveranstaltung am 28. Mai um 18 Uhr in der Berkheimer Osterfeldhalle bekommen nunmehr alle Eltern der Zollberg-Realschule die Möglichkeit, sich über die PCB-Belastung der Schule und das weitere Vorgehen zu informieren.

Am Montag, 20. Mai, wird das Gesundheitsamt um 15 Uhr dem Verwaltungsausschuss im Alten Rathaus über die Auswirkungen von PCB berichten. Auch diese Sitzung ist öffentlich.