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Eltern klagen, Ämter erklären. Die verspätete Vergabe der Plätze für Kindertageseinrichtungen in Esslingen verursacht Unmut.

EsslingenEltern klagen, Ämter erklären. Die verspätete Vergabe der Plätze für Kindertageseinrichtungen in Esslingen verursacht Unmut, doch die Verantwortlichen im städtischen Amt für Bildung, Erziehung und Betreuung verweisen auf Änderungen bei den Vergabekriterien, neue Anmelde- und Platzvergabeverfahren sowie Umstellungsschwierigkeiten bei den technischen Neuerungen. Diese Mutter ist sauer. Ihren Namen möchte sie aufgrund beruflicher Verpflichtungen und befürchteter Nachteile nicht öffentlich nennen, aber wenn sie auf die Vergabe der Kitaplätze angesprochen wird, nimmt sie kein Blatt vor den Mund: Ihr Sohn ist neun Monate alt, bereits im Oktober letzten Jahres haben sich ihr Mann und sie um einen Platz beworben, und sie sei in Telefonaten mit der Stadt Esslingen immer wieder vertröstet und „mit fadenscheinigen Vorschlägen abgespeist worden“. Sie sei auf einen Platz für ihr Kind angewiesen, denn sie sei voll berufstätig und wolle es auch als Mutter bleiben. Schließlich seien die Lebenshaltungskosten in Esslingen hoch, sodass ein zweites Gehalt schon allein aus finanziellen Gründen gebraucht werde. Zudem würden ihr bei einer Unterbrechung der Berufstätigkeit Rentenansprüche verloren gehen, und ganz generell stehe ihr Arbeitsplatz auf dem Spiel. Eine Verschickung der Bescheide bis Mittwoch, 24. Juli, wie von der Stadt angekündigt, sei viel zu spät. Und die besorgte Mutter fragt: „Was ist das für eine ominöse Software, die nicht funktioniert? Und wieso kümmert sich da bei der Stadt einfach niemand drum? Und warum wurde man nicht über die Umstellung informiert?“.

Bernd Berroth vom Amt für Bildung, Erziehung und Betreuung sowie Bea Torlitz, Abteilungsleiterin für die Kindertageseinrichtungen bei der Stadt Esslingen, verweisen indes auf Verzögerungen, unglückliche Umstände und eine Häufung von unvorhergesehenen Ereignissen, die zu der verspäteten Vergabe der Kindergartenplätze geführt hätten: „Diese Verzögerungen und die mit dieser Prozessveränderung auftretenden Schwierigkeiten wurden unsererseits unterschätzt. Daher ist die Verbesserung im Bereich der Platzvergabe durch die zeitliche Verzögerung bei den Eltern dieses Jahr leider noch nicht angekommen“, erklärt Bernd Berroth. An der Eltern-Service-Stelle seien aber Verbesserungsmaßnahmen ergriffen worden, und alle Bescheide zur Platzvergabe für Kinder, die für das Kindergartenjahr 2019/2020 angemeldet sind, würden bis spätestens Mittwoch, 24. Juli, versandt.

Kriterien geändert

Viele kleine Mosaiksteinchen haben sich bei der Vergabe der Kindergartenplätze zu einem großen Flickenteppich an Problemen summiert, so die beiden städtischen Mitarbeiter. Sie verweisen auf technische Probleme, Krankheitsfälle und den Umzug ihrer Behörde von der Beblinger in die Neckarstraße. Zudem hätten viele Eltern wegen der verspäteten Bescheide angerufen und nachgefragt, wodurch wiederum Personal gebunden worden sei.

Und Bea Torlitz verweist auf den langen Gang durch den Gemeinderat: Im Oktober 2018 sei der Antrag auf Änderungen der Aufnahmekriterien in den Kitaplätzen ins Gremium eingebracht worden, im Februar sei der Beschluss dazu erfolgt. Dadurch habe sich der Prozess der Einführung verzögert: „Die Maßnahme hat aber für die Eltern viele Vorteile und führt zu mehr Transparenz und vielen Erleichterungen. Darum wollten wir damit unbedingt im Kindergartenjahr 2019/’20 starten“.

Doch auch die neuen Formulare zur Aufnahme in eine Kita haben für die Verwaltung ihre Tücken, so Bernd Berroth. Ein Beispiel: Früher hätten die Eltern, die einen Ganztagesplatz für ihr Kind wollten, oft zusätzlich vorsichtshalber noch einen weiteren Antrag auf einen Halbtagsplatz ausgefüllt. Das seien dann zwei Formulare gewesen. Mit der Neuerung müssten Väter und Mütter nur noch einen Anmeldebogen ausfüllen, auf dem sie ihre beiden Wünsche angeben könnten. Für die Eltern sei das eine Verbesserung, doch für die Behörde sei die Bearbeitung aufwendiger geworden. Viele Anfragen für einen Platz im neuen Kindergartenjahr wurden laut Bea Torlitz zudem noch vor der Formularumstellung abgegeben. In den alten Formularen würden wichtige Daten nicht abgefragt, die in den neuen Pflicht seien – daher müssten städtische Mitarbeiter die Eltern anrufen und die fehlenden Informationen einholen: „Das ist nochmals ein hoher zeitlicher Aufwand.“ Und, so ergänzt Bernd Berroth, die Stadt ist nun in die Verteilung der Kindergartenplätze auch für kirchliche und teilweise die freien Träger miteingebunden, was wiederum mehr Arbeit bedeute.

Dennoch sehen Bea Torlitz und Bernd Berroth Licht am Ende des Tunnels: Ähnliche Verzögerungen wie 2019 soll es im nächsten Jahr nach Angaben des Amtsleiters nicht geben: „Die Umstellungsschwierigkeiten werden bis dahin behoben sein, sodass der Anmelde- und Platzvergabeprozess im nächsten Kindergartenjahr reibungslos über die Bühne gehen kann.“ Die Bescheide könnten dann wesentlich früher versandt werden und die Vorteile der Umstellung würden in diesem Bereich zum Tragen kommen: „In einem nächsten Schritt werden wir eine Elterninformation erstellen, in der der Anmelde- und Platzvergabeprozess mit einer Zeitstruktur transparent dargestellt werden soll“.