Akropolis adieu? Vielleicht doch nicht ganz. Die Verwaltung will jetzt mithilfe von zwei renommierten Büros klären, ob Teile der frei werdenden Hochschulgebäude auf der Flandernhöhe in das neue Stadtquartier einbezogen werden können. Auf dem 6,5 Hektar großen Areal, das die Stadt für 23 Millionen Euro dem Land abkauft, sollen nach dem Umzug der Hochschule auf den ehemaligen Güterbahnhof 500 neue Wohnungen entstehen.
Für das größte neue Stadtentwicklungsprojekt nach der Neuen Weststadt wird jetzt ein innovatives Konzept gesucht. Auf der Halbhöhe und dazu noch im Bereich der Innenentwicklung liegend, soll ein verdichtetes, aber qualitätvolles Quartier entstehen - das möglichst auch die Aspekte Wohnen, Leben und Arbeiten unter einen Hut bekommt. Dabei wird zugleich geprüft, ob man nicht bestehende Gebäude oder Teile davon verwenden und umwandeln kann. Der Verwaltungsausschuss hat jetzt jedenfalls einstimmig grünes Licht für eine 200 000 Euro teure Studie zur Entwicklung der Flandernhöhe gegeben, die Antworten auf diese Fragen liefern soll. Das baden-württembergische Wirtschaftsministerium hat bereits zugesagt, sie im Rahmen seines Förderprogramms „Flächengewinnen durch Innenentwicklung 2017“ mit 50 000 Euro zu unterstützen. Die Stadt peilt zudem an, das Areal auf der Flandernhöhe als Esslinger Beitrag in die Internationale Bauausstellung (IBA) „Stadtregion Stuttgart 2027“ einzubringen. Man wolle eine „überzeugende Projektidee eines innovativen Stadtquartiers entwickeln, das für aktuelle und absehbare gesellschaftliche Herausforderungen beispielhaft neue Lösungen aufzeigt“, heißt es dazu.
Als man sich zum Kauf des Areals entschlossen habe, „haben wir auf Abriss kalkuliert“, so OB Jürgen Zieger im Verwaltungsausschuss. Im Frühjahr dieses Jahres hatte das Rathaus die Stadträte in einer nichtöffentlichen ATU-Sitzung und auf der Gemeinderatsklausur erstmals über ihre neuen Gedankenspiele informiert. Manch einen mögen die verwundern: War doch der hohe Sanierungsbedarf der Hochschulgebäude der Grund dafür, warum sich das Land 2014 für einen Neubau in der Weststadt entschieden hatte. „Dass die Akropolis erhalten bleibt, kann ich mir kaum vorstellen,“ meinte denn auch Rathaussprecher Roland Karpentier gegenüber der EZ. Aber man könne sich ja schon überlegen, ob man nicht zum Beispiel die benachbarte zweistöckige Tiefgarage als Sammelgarage für das neue Wohnquartier nutzen und oben drüber neu bauen könne.
„Da ist sehr viel Beton verbaut“, ist sich denn auch Daniel Fluhrer, Leiter des Stadtplanungsamts, über die belastenden Aspekte des Erbes im Klaren. Die Studie soll nicht nur Aufschluss darüber geben, was möglich ist und ob man ein reines Wohngebiet oder auch ein gemischtes Quartier auf den Weg bringen kann. Sondern sie soll auch die Wirtschaftlichkeit für Investoren darstellen. Deshalb habe man sich mit dem Büro Steidle aus München einen Partner gesucht, der schon einmal ein Areal überplant habe, das zunächst nicht für den Wohnbau geeignet schien. Und mit Drees und Sommer, Stuttgart, eine Firma, die in der ganzheitlichen Projektentwicklung und Wirtschaftlichkeitsberechnung erfahren sei.
Fluhrer rechnet ab 2020 mit einer dreijährigen Bauphase, bis die Hochschule in die Weststadt ziehen kann. Selbst wenn man parallel mit der Entwicklung des neuen Stadtquartiers starten könnte, wäre das frühestens 2021/22.
„Eine einmalige Chance“
Der Verwaltungsausschuss des Gemeinderats hat sich einmütig hinter die Potenzialstudie zur Entwicklung des bisherigen Hochschulareals auf der Flandernhöhe gestellt. Christa Müller (SPD) sieht dort das Potenzial für ein Modell- und IBA-Ausstellungsprojekt und freut sich über die Förderzusage des Wirtschaftsministeriums. Ebenso Helmut Schrade (CDU). Annette Silberhorn-Hemminger von den Freien Wählern hat „Lage und Potenzial“ des Geländes vor Augen, aber auch die Erschwernisse durch die Gebäude. Es sei „eine große Chance“, aber man müsse jetzt erst einmal untersuchen, was gehe und was nicht. Carmen Tittel (Grüne) spricht ebenfalls von einer „einmaligen Chance“, in den kommenden 15, 20 Jahren ein qualitätvolles innerstädtisches Quartier zu entwickeln. Martin Auerbach (Linke) ist die Energieeffizienz wichtig, und Rena Farquhar (FDP) ist schon „sehr gespannt“ auf die Ergebnisse der Potenzialstudie.
Laut OB Jürgen Zieger ist der Bürgerausschuss über die Absichten der Stadt informiert und „zeigt sich offen“. SPD und Grünen ist es wichtig, auch die Bürger schnellstmöglich über die Ergebnisse der Studie in Kenntnis zu setzen. Mit diesen ist in rund einem Jahr zu rechnen.