Gärtnermeister Julian Grob vom städtischen Grünflächenamt setzt auf den elektrischen Laubbläser. Foto: Dietrich Quelle: Unbekannt

Von Peter Dietrich

Wenn sich im Herbst die Blätter gelb und braun färben, genießen viele das malerische Farbenspiel. Manchen Haus- und Grundstücksbesitzer stellen die Laubmassen allerdings auch vor Probleme. Bis Ende Dezember bietet der Abfallwirtschaftsbetrieb des Landkreises Esslingen Laubsäcke an, das Stück für zwei Euro. Wie die welken Blätter am besten in den Laubsack verfrachtet werden, ist eine ganz andere Frage. Manche setzen auf Laubbläser und Laubsauger, doch solche Geräte sind nicht unumstritten. Und mancher fragt sich, ob Garten und Vorplatz tatsächlich immer klinisch rein sein müssen.

„Das ist ein Höllenlärm, da muss man Gehörschutz tragen“, sagt Gebhard Räcke, Abteilungsleiter im Esslinger Grünflächenamt. Laubbläser, Motorsägen, Freischneider und Heckenscheren mit Zweitakt-Motoren brächten es auf mehr als 100 dB. Inzwischen gebe es aber auch elektrische Varianten. „Die Geräte werden von Generation zu Generation leiser“, weiß Räcke. Der elektrische Laubbläser des Grünflächenamts, den Gärtnermeister Julian Grob und seine Kollegen nutzen, ist zwar nicht das neueste Modell. Die beiden Damen, die gleich nebenan ihr Schwätzchen halten, lassen sich dennoch nicht stören. Das Gerät gibt keine Abgase ab, der Motor ist wartungsfrei und verrußt nicht. Die ersten elektrischen Modelle hätten bei Regen noch Probleme gemacht, erinnert sich Grob, das sei vorbei. Die Ladezeiten sind kurz, größere Akkus werden auf dem Rücken getragen.

Sinnvoller Einsatz nur in Grünanlagen

Also auf ins Geschäft und einen elektrischen Bläser kaufen? „Der normale Mensch braucht kein Blasgerät“, findet Räcke. „Wo bläst der denn hin? Durch den Bläser verschwindet kein einziges Blatt, es liegt halt woanders. Kein Mensch käme auf die Idee, die Wohnung mit dem Blasgerät zu putzen.“ Sinnvoll sei der Einsatz des Bläsers in Grünanlagen, wo die Stadt Laub von den Gehwegen ins Grün puste. Das funktioniere, solange das Laub locker und trocken ist. Ist es nass und verklebt, sei es so nicht mehr wegzubekommen.

Muss das Laub überhaupt weg? Die Kundenberatung des Abfallwirtschaftsbetriebs beim Landratsamt empfiehlt, das Laub im eigenen Garten zu kompostieren - als Haufen unter einem Baum oder an einer Hecke. So werde es zum Lebensraum für Tiere, etwa für den Igel. „Am besten ist es immer, das Laub zu belassen“, sagt auch Jenny Helber, Geschäftsführerin des Nabu-Kreisverbands Esslingen. Nur auf Wegen müsse es wegen der Rutschgefahr weg.

Die Stadt Esslingen arbeitet auf großen Flächen mit dem großen Laubsauger, die Handarbeit mit Rechen und Besen wäre für sie unbezahlbar. Doch was hält Jenny Helber von einem kleineren Sauger für den Privatgebrauch? „Ein Laubsauger ist katastrophal, da viele Kleinlebewesen und Insekten eingesaugt werden. Zusätzlich hat man den Lärm, die Natur hat ihn auch.“ Dem Sog könnten sich vor allem Käfer, Spinnen, Tausendfüßer, Asseln und Amphibien nicht widersetzen. Bei Geräten mit Häckselfunktion werden die Tiere zerstückelt. Im Vergleich dazu seien Laubbläser - vom Lärm abgesehen - als „Umweltstress“ noch das kleinere Übel, auch Wind blase Staub und Blätter herum. „Mit dem Besen ist es auf hartem Untergrund auch nicht ideal, da krabbelnde Insekten wie etwa Feuerwanzen verletzt werden, mehr noch als beim Laubbläser“, sagt Helber. Die wichtigste Frage sei, was mit dem Laub passiert: „Unter der Hecke können Insekten, Kleinlebewesen und eventuell Igel darin überwintern und überdauern oder Material sammeln.“ Außerdem biete das Laub dem Boden etwas Frostschutz. „Saugen dagegen oder die mechanischen Laubsammler sind absolut kritisch, weil darin alles zerstört wird und womöglich in der Mülltonne landet. Das Material selbst fehlt dann als Substrat für nützliche Zersetzer.“ Eine Ausnahme macht Helber: „Belastetes Material vom Straßenrand sollte entsorgt werden.“

Laub kann Kleinlebewesen schützen

Auch der Nabu-Bundesverband kämpft gegen „ökologisch fragwürdige Gartengründlichkeit“. Wer mit seinem Laub Regenwürmern, Spinnen, Käfern, Molchen, Raupen und Faltern einen Unterschlupf biete, dürfe sich im Frühjahr über hungrige Zaunkönige und Rotkehlchen freuen und habe nützliche Helfer beim biologischen Pflanzenschutz gewonnen. Und wer absolut keinen Platz hat? Laub darf in die Biotonne. Bei mehr Bedarf gibt es die 80-Liter-Laubsäcke bei den Grünschnitt-Sammelplätzen, Kompostierungsanlagen und Recyclinghöfen, beim Abfallwirtschaftsbetrieb in Esslingen, den Entsorgungsstationen Katzenbühl, Blumentobel bei Beuren und Sielminger Straße in Leinfelden-Echterdingen, im Kompostwerk in Kirchheim/Teck und auf vielen Rathäusern.