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Esslingen will die Buslinie 109 während der Sperrung der Geiselbachstraße über Uhlbach umleiten. Von der Stadt Stuttgart kommen positive Signale, Anwohner haben Vorbehalte.

EsslingenGanz in trockenen Tüchern ist die Umleitung der Buslinie 109 von RSKN über Uhlbach zum Obertürkheimer Bahnhof noch nicht. Das zumindest glaubt Esslingens Erster Bürgermeister Wilfried Wallbrecht. Er hofft zwar inständig, dass diese Alternativroute in der Zeit der Vollsperrung der Geiselbachstraße genutzt werden kann – und im Stuttgarter Rathaus steht man dem Ansinnen auch wohlwollend gegenüber. Doch im Stadtteil Uhlbach gibt es viele Vorbehalte gegen diese Lösung. Das wurde in der Sitzung des Bezirksbeirats Obertürkheim am Mittwochabend deutlich.

Klar ist zwar: Ob die Esslinger Busse über Uhlbach fahren dürfen oder nicht, ist keine Entscheidung der politischen Gremien. In der Sache haben die Verkehrsbehörden der beiden Nachbarkommunen das Sagen – und Stuttgart ist rechtlich zur Nachbarschaftshilfe verpflichtet, sollten keine triftigen Gründe dagegen sprechen. Aus Sicht des Stuttgarter Ordnungsbürgermeisters Martin Schairer geht es daher nicht darum, ob die Busumleitung überhaupt kommt, sondern nur darum, wie sie realisiert wird. Das stimmt Wallbrecht zwar zuversichtlich. Doch angesichts des Widerstands aus Uhlbach will er noch keine Entwarnung geben: „Ob die Umleitung kommt, ist weiterhin eine offene Frage.“

Umso mehr warben Wallbrecht und Tiefbauamtsleiter Uwe Heinemann im Bezirksbeirat um Verständnis für die verkehrstechnische „Notsituation“ Esslingens. „Glauben Sie mir, wir hätten das gern anders gelöst. Wir haben alles versucht, uns diesen Gang zu ersparen“, betonte Wallbrecht. Doch um die Sanierung des einsturzgefährdeten Geiselbachkanals und der darüber liegenden Straße komme man nicht herum. Voraussichtlich 15 Monate wird die sieben Millionen Euro teure Sanierung dauern, so lange wird die Geiselbachstraße voll gesperrt sein. In dieser Zeit will die Stadt Esslingen insbesondere jenen Bewohnern der Stadtteile Rüdern, Sulzgries, Krummenacker und Neckarhalde (RSKN), die nach Stuttgart oder zu Daimler wollen, eine schnelle Alternative mit dem Bus bieten.

Im vollbesetzten Saal des Uhlbacher Gemeindezentrums hatte Wallbrecht allerdings keinen leichten Stand. Denn: „Leider können wir keine Win-Win-Lösung vorschlagen. Ich weiß, dass wir Ihnen einiges abverlangen“, räumte er vor rund 80 aufgebrachten Bürgern ein, die wenig Verständnis für die Pläne der Nachbarstadt zeigten. Dieter Bubeck von der Uhlbacher Bürgerinitiative stellte etwa in Frage, ob die Busse, die montags bis freitags zwischen 6 und 20 Uhr im Berufsverkehr alle 15 Minuten und sonst alle 30 Minuten fahren sollen, überhaupt ausgelastet wären. Zudem kritisierte er den Wegfall von 30 der 100 Stellplätze in der Tiroler Straße und warnte vor Sicherheitsrisiken für Fußgänger sowie bei Begegnungsverkehr auf der engen Fahrbahn. Wenn überhaupt, komme für die Uhlbacher nur ein Kleinbus infrage, betonte Bubeck. Allerdings sehe man auch Alternativstrecken für die Linie 109 durch die Esslinger Weinberge zwischen Rüdern und Mettingen.

Diese Alternative sieht Wallbrecht nicht: „Wir halten es nicht für möglich, durch die Weinberge zu fahren, weder mit dem Auto noch mit dem Bus.“ Den Vorwurf, das Verkehrsproblem auf die Stuttgarter abwälzen zu wollen, um die eigenen Bürger zu schonen, wies er in Obertürkheim strikt zurück. Die Stadt Esslingen habe alle Optionen auf ihrer Gemarkung geprüft – und verworfen.

Laut Wallbrecht fahren täglich 17 000 Fahrzeuge zwischen RSKN und der Esslinger City. Zwar würden diejenigen, die nur nach Esslingen wollen, vermutlich nicht mit der umgeleiteten Linie 109 fahren. Doch man hoffe, dass einige von denjenigen, die nach Stuttgart oder zu Daimler wollen – genervt durch die langen Staus auf den Esslinger Umleitungen – auf den Bus umsteigen. Daher glaube man, dass die Fahrgastzahlen auf der Linie trotz Umleitung konstant blieben und wolle Taktzeiten und Busgrößen beibehalten.

Immerhin gebe es auch einen positiven Aspekt für die Uhlbacher: Die Stadt Esslingen will eine automatische Schranke aufstellen, mit der der Schleichverkehr auf der seit 1984 per Gerichtsbeschluss gesperrten Tiroler Straße unterbunden werden soll. Nur Busfahrer und die Eigentümer der umliegenden Weinberggrundstücke sollen die Schranke öffnen können.

Wallbrecht hofft, dass die Busumleitung bis zum Jahresende beschlossene Sache ist. Dann sollen die Uhlbacher noch einmal informiert werden.