Diakonin Sabine Speidel kennt die Sorgen von Alleinerziehenden. Foto: urh/oh - urh/oh

Diakonin Sabine Speidel betreut bei der evangelischen Kirche einen Treff für Alleinerziehende. Das Angebot kommt im Kirchenbezirk Esslingen sehr gut an.

Kreis Esslingen Sabine Speidel weiß, welche Sorgen alleinerziehende Mütter und Väter umtreiben. Seit 2006 ist die evangelische Diakonin für die Arbeit mit Alleinerziehenden im Evangelischen Kirchenbezirk Esslingen zuständig. Die 50-Jährige hat in dieser Zeit vielfältige Angebote auf die Beine gestellt und Netzwerke geknüpft. Eines ihrer „Kinder“ feiert jetzt Geburtstag. Am 18. März begeht das Café Regenbogen sein zehnjähriges Bestehen. Alleinerziehende können sich in diesem offenen und niederschwelligen Treff im Esslinger Mütterzentrum, wo auch Kinderbetreuung angeboten wird, in lockerer Atmosphäre begegnen und austauschen.

Das Café ist ein gutes Beispiel dafür, wie Speidel ihre Aufgabe versteht: „Ich halte nichts von Doppelstrukturen, deshalb habe ich von Anfang an versucht, mich mit Partnern zusammenzutun.“ Beim Café Regenbogen sind dies das Referat für Chancengleichheit der Stadt Esslingen, das Mütterzentrum sowie der Landkreis. Auch über den Arbeitskreis für Alleinerziehende in Esslingen haben sich viele Türen geöffnet, und es wurden gemeinsame Projekte möglich.

„Alleinerziehende wünschen sich Räume, wo sie sich treffen können und wo sie so angenommen werden, wie sie sind“, sagt Speidel. Manche hätten zum Beispiel ein schlechtes Gewissen gegenüber ihren Kindern oder fühlten sich als Gescheiterte. Wenn ihnen dann Wertschätzung entgegengebracht wird, tue das gut.

Oft bahnen sich bei den verschiedenen Angeboten auch seelsorgerliche Gespräche an. Diese sind Speidel wichtig. Denn sie weiß: „Wer alleinerziehend wird, der kann in eine tiefe Krise geraten, denn ein Lebenstraum ist zerbrochen.“ Und genau in Krisensituationen sei die Kirche besonders gefordert: „Es ist unser biblischer Auftrag, Menschen dabei zu helfen, eine neue Perspektive zu entwickeln.“ Oft kommen nicht nur Ängste und Schuldgefühle, sondern auch das Thema Vergebung – sich selbst und dem Partner gegenüber – zur Sprache. Und die Frage, wie das Leben weitergehen soll. Solche seelsorgerischen Gespräche seien im Lauf der Zeit mehr geworden. Aber auch alltagspraktische Unterstützung und Rat gibt die Diakonin, die als Mutter von zwei Kindern weiß, wo sich Probleme auftun können. Sie vermittelt zudem an andere Beratungs- und Unterstützungsangebote, wie sie etwa die Diakonie bietet.

Darüber hinaus organisiert Speidel Ausflüge oder Informationsveranstaltungen zu Erziehungsthemen, aber auch zu ganz praktischen Fragen, etwa wie man nach Trennung oder Scheidung Familienfeste feiern kann. Doch der Fokus soll zudem auf den Müttern und Vätern selbst liegen. Einen Kfz-Kurs für Frauen hat sie ebenso angeboten wie einen Koch- und Schminkkurs oder ein Wochenende „Urlaub ohne Koffer“. Nach der Trennung stehen bei Alleinerziehenden häufig Themen wie Kinderbetreuung, Finanzen und die Organisation des Alltags im Vordergrund. „Wenn das alles geregelt ist, meldet sich oft die Seele“, sagt Sabine Speidel. Auch hier kann sie helfen. Dabei kommen der Diakonin ihre Ausbildung zur Spiel- und Theaterpädagogin sowie eine Fortbildung zur Biografiearbeit zu Gute. 2016 lud sie zu einem Theaterprojekt, und in diesem Jahr hat sie mit einer Gruppe die Ausstellung „Mein Stück Alltag“ im Museum der Alltagskultur in Waldenbuch gestaltet, die dort noch bis September zu sehen ist.

Zum Jubiläum am 18. März öffnet das Café Regenbogen, Martinstraße 37, für alle Interessierten von 14.30 bis 17 Uhr – ein kleines Programm inklusive.