Der Steg bei der Frauenkirche liegt zwar in Trümmern, aber die Ringstraße muss noch freigeräumt werden. Foto: Krytzner - Krytzner

Eigentlich wollte man mit dem Abbruch des Stegs bei der Frauenkirche am Samstagabend fertig sein. Da der Stahlbeton aber besser als gedacht war, verzögerten sich die Arbeiten auf der Ringstraße.

EsslingenDas hatten sich die Stadtverwaltung und die Abbruchfirma wohl anders vorgestellt. Auf dem Papier war alles schön geplant, doch der Steg bei der Frauenkirche war zäher als gedacht. Bereits am Freitag stellten die Baggerführer der Abrissfirma fest, dass der Steg im Kern noch viel stabiler war als angenommen. Bauleiter Ramazan Balci musste am Samstag erkennen, dass der Zeitplan nicht eingehalten werden konnte. „Die Betonfestigkeit und der Widerstand sind relativ groß“, erklärt er. „Und der Spannstahl in der 40 Meter langen Spannbetonbrücke ist entgegen der Annahmen in einem recht guten Zustand.“

So mussten die sieben Mitarbeiter des Abrissunternehmens praktisch im Akkord arbeiten. Mit zwei großen Baggern rückten sie dem Gemisch aus Beton und Stahl mit Meißel und Greifer zu Leibe, während der dritte Bagger die herunterfallenden Brocken schon mal zerkleinerte und aufräumte. Der Baulärm war weit zu hören, und so dauerte es nicht lange, bis Schaulustige an den Bauzäunen standen und die Abbrucharbeiten beobachteten – und auch kommentierten. Dabei kam immer öfter Kritik an der Planung auf. Da hätte man mit viel größerem Gerät auffahren müssen, meinte ein Anwohner, der dem Lärm des hämmernden Meißelns ausgesetzt war. Andere Passanten schoben es auf die Sparsamkeit der Stadt. „Da hat man wohl Geld sparen wollen und jetzt dauert alles zwei Tage länger.“

An den Mitarbeitern der Baufirma lag es auf jeden Fall nicht. Sie legten sich richtig ins Zeug. Immer wieder fielen Betonteile auf die Straße. Zur Sicherheit hatten die Abrissspezialisten eine dicke Schicht Sand auf den Belag geschüttet, damit es keine Beschädigungen durch herabfallende Stegteile gibt. Andere Kollegen fungierten als Feuerwehrmänner und spritzten mit zwei Rohren Wasser auf die Stellen, wo sich die Meißel gerade in den Beton hämmerten. So verhinderten sie eine unliebsame Staubwolke und kühlten gleichzeitig die Werkzeuge. Schnell wurde klar, dass der Plan mit der Freigabe der Straße am Samstagabend nicht aufgeht. Als diese Information im Internet kursierte, gab es auch dort zum Teil harsche Kritik an der Planung.

Am späten Samstagmittag hatten es die sieben Kollegen der Abbruchfirma geschafft. Der mehr als 40 Jahre alte Steg lag in Schutt und Asche auf der Ringstraße. An ein Durchkommen war auch am gestrigen Sonntag nicht zu denken. Damit die Reste des Stegs mit Lastern abtransportiert werden können, mussten die Bagger erneut mit ihrem Werkzeug ran, um die ehemalige Verbindung zur Frauenkirche fein säuberlich zu zerlegen. Mit Versprechungen, ab wann die Ringstraße wieder für den Verkehr freigegeben wird, ist man vorsichtig geworden. Wenn alles gut geht, will man die letzten Reste des Stegs bis Sonntagabend beseitigt haben, sodass die Ringstraße dann wieder vollständig genutzt werden kann.