Damit noch mehr O-Busse in Esslingen fahren können, wird das Oberleitungsnetz ausgebaut. Foto: Archivfoto: Bulgrin - Archivfoto: Bulgrin

Nach kontroversen Diskussionen hat der Gemeinderat nun die künftigen Strecken für ein erweitertes O-Bus-Netz beschlossen. Es wird in drei Stufen ausgebaut.

EsslingenEs wird konkret: Der Gemeinderat hat nun entschieden, auf welchen Strecken in der Stadt zusätzliche Oberleitungen installiert werden sollen. Diese sollen dem Ausbau der Elektromobilität beim Busverkehr dienen, der im Sommer 2017 beschlossen wurde. Doch trotz des bereits vorliegenden Beschlusses wurde in der jüngsten Gemeinderatssitzung kontrovers über die Verlängerung der Oberleitungen diskutiert – das bürgerliche Lager zeigte sich nämlich ganz und gar nicht damit einverstanden.

Eigentlich ging es in der Sitzung lediglich darum, die konkrete Umsetzung des Beschlusses von 2017 abzusegnen. Doch der Austausch darüber geriet zur Grundsatzdebatte, weil CDU, Freie Wähler und FDP den Ausbau der O-Bus-Flotte scharf kritisierten und stattdessen die Anschaffung reiner Batteriebusse forderten. Gleichwohl wurde dem Vorschlag der Stadtverwaltung letztlich mit 21 Ja-Stimmen, sechs Gegenstimmen und neun Enthaltungen zugestimmt.

Demnach soll das Oberleitungsnetz nun zunächst in der Pliensauvorstadt erweitert werden, und zwar auf der Stuttgarter Straße, der Eberhard-Bauer-Straße und der Weilstraße zwischen der Zollbergstraße und dem Kreisverkehr Eberhard-Bauer-Straße/Weilstraße. In einer zweiten Ausbaustufe soll dann der Altstadtring zwischen der Kreuzung Berliner Straße/Schelztorstraße über Augustiner- und Grabbrunnenstraße bis zur Kreuzung Maille/Neckarstraße elektrifiziert werden. Im dritten Abschnitt wird die Oberleitung im Esslinger Norden von der Kreuzung Grabbrunnen-/Mülbergerstraße über die Wieland- und die Rotenackerstraße bis zur Haltestelle „Kirchackerstraße“ ausgebaut.

Mit diesem Ausbau des Oberleitungsnetzes um etwa 15 Prozent könne man bis 2023 eine Verdreifachung des elektromobilen Busverkehrs erreichen, schwärmte der für den Nahverkehr zuständige Bürgermeister Ingo Rust in der Sitzung – nämlich von derzeit 21 Prozent auf dann 63 Prozent des Busverkehrs. Nach Berechnungen der Stadt werden dadurch etwa 2600 Tonnen Kohlendioxid sowie rund 500 Kilogramm Stickoxid im Jahr weniger in die Luft geblasen als bisher. Auch die Lärmbelastung durch den Busverkehr reduziere sich. Man rechnet mit Investitionskosten von rund 4,8 Millionen Euro für den Ausbau.

Jörn Lingnau, CDU-Fraktionschef, erklärte allerdings, die Christdemokraten seien zwar auch für emissionsärmere Fahrzeuge, aber gegen mehr O-Busse. „Wir waren schon damals der Meinung, dass reine Batteriebusse die bessere und schönere Lösung sind.“ Deshalb enthalte sich seine Fraktion. Auch Thomas Heubach (Freie Wähler) zeigte sich kritisch. Aus Umweltschutzgründen sei der Ausbau der E-Mobilität zwar alternativlos, die Verlängerung der Oberleitungen aber nicht sinnvoll. Seine Fraktion sei der Meinung, dass es sicher bald technische Alternativen gebe, die den Einsatz reiner Batteriebusse möglich mache. Deshalb brauche man in Esslingen keine zusätzlichen 15 Prozent Fahrdraht für Busse. Der FDP-Rat Ulrich Fehrlen äußerte sich ähnlich. SPD und Grüne setzten sich hingegen vehement für den Ausbau des Oberleitungsnetzes ein, ebenso Linke und FÜR. Es sei Zeit, dass man den Ausbau der Elektromobilität angehe. Reine Batteriebusse aber, die für die bergigen Strecken in Esslingen geeignet seien, gebe es derzeit noch nicht, stellten Bürgermeister Rust und Oberbürgermeister Jürgen Zieger klar. Die Alternative zum Ausbau des Oberleitungsnetzes sei daher: Nichts tun. Das sei für die Verwaltung keine Option: „Wir haben erhebliche Probleme, die Emissionsgrenzen einzuhalten, das wäre ein Verschieben auf den Tag X“, kritisierte der OB. Und Rust betonte: „Die Hoffnung auf die Wunderbatterie, die irgendwann einmal kommt, habe ich nicht. Wir müssen jetzt handeln, wenn wir in drei bis vier Jahren emissionsfrei fahren wollen.“ Zumal es nicht ausreichen würde, nur Batteriebusse anzuschaffen: Dann müsse man auch das Stromnetz ausbauen, denn das aktuelle Netz reiche nicht für die dann notwendige Leistung – das habe auch die EnBW erklärt.