Heiß begehrt: die Hausaufgabenbetreuung im Mörike-Gymnasium. Foto: Archivfoto: Bulgrin - Archivfoto: Bulgrin

Esslinger Eltern sind aus den Kitas und Grundschulen eine gute Ganztagsbetreuung ihres Nachwuchses gewohnt. Künftig soll es auch einheitliche Leitlinien für die weiterführenden Schulen geben.

EsslingenDie Esslinger Schullandschaft ist bunt. Das drückt sich auch in den Betreuungsangeboten an den weiterführenden Schulen aus. Nur die auslaufenden Werkrealschulen und die Gemeinschaftsschulen sind gebundene und damit auch verpflichtende und gesetzlich verankerte Ganztagsschulen. Alle Esslinger Realschulen und Gymnasien haben ein offenes Ganztagsangebot. Und da ist die Vielfalt Trumpf. Ein Arbeitskreis unter Federführung des Amts für Bildung, Erziehung und Betreuung, in dem neben der Stadt auch die Schulen vertreten sind, soll nun ein bisschen mehr Einheit in die Vielfalt bringen. Mit dem Ziel, Leitlinien für alle offenen Ganztagsschulen unter der Berücksichtigung ihrer jeweiligen Konzepte und Profile zu erarbeiten. Und damit auch einheitliche Förderstandards für ihre personelle, finanzielle und räumliche Ausstattung zu entwickeln. Zudem soll die Kooperation mit außerschulischen Bildungspartnern wie etwa Vereinen gefördert werden.

Bei den einen Schulen muss man sich abmelden, wenn man an einem Nachmittag nicht an einer AG teilnehmen kann, an anderen Schulen muss man sich gar nicht erst darauf festlegen, ob man kommt oder nicht. An manchen Häusern übernehmen Lehrer die Hausaufgabenbetreuung, an anderen Schülermentoren oder Ehrenamtliche. Mancherorts kostet die Teilnahme etwas – besonders, wenn über Fördervereine Profis eingestellt sind. Andernorts ist sie gratis.

Auch das Land hat seinen Segen nicht gleichermaßen über alle Schularten verteilt. „Die Gymnasien bekommen für die Hausaufgabenbetreuung schon einmal Lehrerstunden, die Realschulen nicht“, kritisiert Richard Kramartschik, SPD-Stadtrat und ehemaliger und langjähriger Leiter der Zollberg-Realschule. Seine Fraktion war es denn auch, die bei der Verwaltung einen Bericht über den Stand und die Weiterentwicklung des Ganztagsangebots an Realschulen und Gymnasien in Esslingen samt Konsequenzen eingefordert hat.

Denn trotz aller Vielfalt eint alle Schulen eine Tatsache: Die Eltern sind aus den Kindergärten und aus der Grundschule eine qualitativ hochwertige Ganztagsbetreuung gewohnt. Aktuell gibt es annähernd 1500 Ganztagsplätze an den Esslinger Grundschulen, bis 2020/21 sollen es knapp 1700 werden. Damit könnte dann jedes zweite Kind über die Unterrichtszeit hinaus in einer gesetzlichen Ganztagsgrundschule betreut werden. Dazu kommt die Verlässliche Betreuung an den Halbtagsschulen.

Das hat Konsequenzen für alle weiterführenden Schulen, vor allem für die Klassenstufen fünf und sechs: „Die Eltern fragen nicht mehr, ob, sondern in welcher Qualität und in welchem zeitlichen Rahmen Ganztagsbetreuung auch dort angeboten wird“, heißt es in der Vorlage der Verwaltung, die das Thema für den gemeinderätlichen Schulausschuss ausführlich ausgearbeitet hat. Dazu gehörte auch ein Fragebogen, in dem die Schulen nicht nur ihre Konzeption, sondern auch ihre Wünsche aufs Papier gebracht haben. So hätten sie gerne Unterstützung bei der Verwaltung und Koordinierung der Angebote und der Gewinnung von außerschulischen Kooperationspartnern. Sie wünschen sich aber auch verlässliches pädagogisches Personal. Und natürlich entsprechende Räume, in denen die Betreuung stattfinden kann.

Jedenfalls hat der gemeinderätliche Schulausschuss in seiner jüngsten Sitzung den Arbeitskreis auf den Weg gebracht, in dem Mitglieder aus dem Rathaus, die Schulleitungen und Vertreter der für den Ganztag verantwortlichen Kräfte der Schulen vertreten sind. Wenn dieser AK nun Leit- und Förderrichtlinien erarbeiten soll, will die Stadt das Land aber nicht aus der Pflicht nehmen. „Maßgeblich für die Umsetzung dieser Ziele sind die zukünftigen Rahmenbedingungen des Landes, die gerade vom Kultusministerium mit dem Ziel der gesetzlichen Verankerung ab dem Schuljahr 2019/2020 erarbeit werden“, heißt es im Rathaus. Deshalb soll der Arbeitskreis seine Ergebnisse möglichst bis zur Aufstellung des städtischen Doppelhaushalts 2020/21 im Schulausschuss vorlegen.