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Von Melanie Braun

Die angekündigte Sperrung des Neckaruferwegs für den Radverkehr treibt viele Radler um. Immer wieder wurde in den vergangenen Wochen die Frage aufgeworfen, warum die Stadt die beliebte Strecke nicht saniert und verbreitert, so dass sowohl Fahrradfahrer als auch Fußgänger hier auf ihre Kosten kommen. Von der Stadt hieß es dazu bisher, das sei nicht so einfach, weil ihr der Weg gar nicht gehöre. Letzteres ist zwar korrekt: Eigentümer des Wegs ist das Wasserstraßen- und Schifffahrtsamt Stuttgart. Doch dieses hätte offenbar nichts gegen einen Ausbau.

Walter Braun, der Leiter des Wasserstraßen- und Schifffahrtsamtes (WSA), sagt: „Wenn die Stadt Esslingen mir sagen würde, dass sie gern Geld in die Hand nehmen und den Weg in Ordnung bringen würde, dann würde ich Ja sagen.“ Er sehe keinerlei Probleme darin, sich auf ein Prozedere für Sanierung und Ausbau zu einigen. Das wäre aus seiner Sicht eine reine Formsache. Seines Wissens würden weder Betriebsabläufe noch andere Gründe gegen ein solches Vorhaben sprechen. Klar sei allerdings, dass das ein rein städtisches Projekt wäre, an dem das WSA nicht weiter beteiligt wäre. Es sei schließlich nicht Aufgabe seines Amtes, Radwege zu bauen.

Weg gehört der Bundesrepublik

Allerdings habe das WSA durchaus ein Interesse daran, dass sowohl Fußgänger als auch Radfahrer den Weg betreten beziehungsweise befahren könnten. Schließlich handele es sich dabei um einen Betriebsweg der WSA. Das bedeute im Prinzip, dass der Weg Besitz der Bundesrepublik Deutschland sei und damit gewissermaßen Eigentum aller Bürger. Deshalb sei es grundsätzlich erlaubt, dass jeder Bürger den Weg betreten und mit dem Fahrrad befahren dürfe. Allerdings passiere das zunächst einmal auf eigene Gefahr, weil die WSA den Weg nicht als Fuß- und Radweg ausweise.
Nun sei es bei dem Abschnitt der Strecke am Esslinger Neckarufer aber so, dass die Stadt einen Nutzungsvertrag mit dem WSA abgeschlossen habe, weil sie den Weg eben doch offiziell als Fuß- und Radweg freigeben wollte. Das WSA stelle die Strecke in solchen Fällen – Esslingen ist längst nicht die einzige Kommune, die einen solchen Vertrag mit dem WSA abgeschlossen hat – kostenlos zur Verfügung. Im Gegenzug müsse die Kommune jedoch die Verkehrs- und Sicherungspflicht übernehmen, die für solche Wege gelte. Das bedeute, dass die Stadt zum Beispiel Schlaglöcher flicken oder im Winter den Weg streuen müsse.
Wenn man im Rathaus aber nun zu dem Schluss gekommen sei, dass es zu gefährlich sei, das Radfahren auf dem Weg zuzulassen, dann könne die Stadt durchaus anordnen, dass Radler hier absteigen und schieben müssen. Nicht möglich sei es hingegen, den Weg für Radler komplett zu sperren: „Da hätten wir dann schon Gesprächsbedarf“, sagt Braun. Immerhin gelte ja das allgemeine Betretungsrecht für alle für diesen Betriebsweg – und das WSA als Eigentümer der Fläche hätte schon ein Mitspracherecht.
Aber auch so sei das Vorgehen der Stadt etwas eigenartig, findet Walter Braun. Denn mit ihm als Leiter des WSA habe niemand über das Problem des Radfahrens auf dem Betriebsweg gesprochen. Dabei wäre es aus seiner Sicht geschickter gewesen, gemeinsam eine Lösung zu suchen. Im Übrigen sei bislang auch keine Anfrage von der Stadt gekommen, ob sie den Weg sanieren und ausbauen dürfe.
Das könnte damit zu tun haben, dass man das im Rathaus auch gar nicht vor hat. Hier hat man andere Pläne: Man visiere einen separaten Radweg zwischen den Bahngleisen und dem Neckaruferweg an, berichtet Uwe Heinemann, Leiter des Esslinger Tiefbauamtes. Auf dem Bahndamm existiere bereits ein asphaltierter Weg, der ohne größeren Aufwand für den Radverkehr ertüchtigt werden könnte. Es müsse allerdings noch eine Verbindung vom Bahndamm wieder ans Neckarufer erstellt werden. Dann könnte man sozusagen in Verlängerung des Färbertörleswegs auf dem Bahndamm entlang fahren und vermutlich etwa auf Höhe der neuen Radunterführung am Hengstenbergareal wieder auf den Weg am Neckarufer stoßen. Man sei schon seit Längerem mit der Bahn, der Eigentümerin des Geländes, im Gespräch. Ob und wann es zu einer Einigung kommen könnte und wie diese dann genau aussehe, sei jedoch noch nicht absehbar.
Den bestehenden Weg am Neckarufer für den Radverkehr zu richten wäre laut Heinemann ungleich aufwendiger – nicht zuletzt, weil die Holzbrücke über den Rossneckar beim Hengstenbergareal inzwischen so marode sei, dass man nur noch in Ausnahmefällen mit Fahrzeugen darüber fahren könne. Das mache auch die Instandhaltung des Weges schwierig. Zudem habe man langfristig vor, das Neckarufer ganz neu zu gestalten. Bis dahin werde es zwar noch dauern, doch das sei jetzt schon zu bedenken.
Nun müsse die Stadt aber zunächst die Situation auf dem Weg am Neckarufer verbessern. „Das Letzte, was wir dabei wollen, ist, die Radfahrer zu vergrämen“, betont Heinemann. Doch die Stadt sei nicht nur für die Radfahrer zuständig, sondern auch für die Fußgänger. Und die müssten am Neckarufer vor möglichen Unfällen geschützt werden. Die Ausschilderung für die Alternativstrecke durch die Stadt solle diese Woche komplettiert werden, dann gelte am Uferweg: Radler müssen schieben.