Bei Niedrigwasser kommt einiger Müll in den Kanälen zum Vorschein. Foto: Bulgrin - Bulgrin

Für zwei Wochen hat die Stadt Esslingen den Pegel in den Innenstadtkanälen abgesenkt. Sie will das Niedrigwasser für Reparaturen und die Bergung von Müll nutzen.

EsslingenWer dieser Tage an einem der Kanäle in der Esslinger Innenstadt vorbei kommt, könnte ins Grübeln kommen: Stand das Wasser nicht mal höher? Hat der heiße und trockene Sommer den Kanälen derart zugesetzt? Oder gibt es gar ein unerkanntes Leck? Keine Sorge: Der niedrige Wasserspiegel hat nichts mit dem Klimawandel oder versteckten Baufälligkeiten zu tun, sondern wurde von der Stadtverwaltung bewusst herbei geführt. Sie will die sogenannte Kanalabsenkung nutzen, um Reparaturen anzugehen und Müll aus den Gewässern zu fischen.

Auf etwa ein Drittel der üblichen Menge sei das Wasser in den Innenstadtkanälen abgesenkt worden, sagt Uwe Heinemann, Leiter des städtischen Tiefbauamtes. Normalerweise flössen rund zehn Kubikmeter Wasser durch die City, derzeit seien es nur etwa vier Kubikmeter. Aber man achte darauf, dass der Pegel überall mindestens zehn bis 20 Zentimeter hoch sei, damit Tiere und Pflanzen keinen Schaden nehmen. „Das Wasser fließt noch, dadurch können die Fische auch zu tieferen Stellen schwimmen“, sagt Uwe Heinemann. Denn die Wassertiefe sei nicht überall gleich.

Keine Trockenlegung mehr

Früher hat die Stadt immer wieder mal sogenannte Kanalabschläge durchgeführt, bei denen die Kanäle komplett trocken gelegt wurden. Vor diesen Aktionen wurden unter anderem die Fische aus den Gewässern gefischt. Doch aus ökologischen Gründen gehe man die Sache nun behutsamer an und senke den Pegel nur noch ab, wenn Bauwerke untersucht oder repariert werden müssten, sagt Heinemann. Gesteuert werden kann der Wasserstand mit Hilfe der Holzschieber am Wasserhaus in der Nähe des Freibads. Am Sonntag habe man begonnen, diese herunter zu lassen – voraussichtlich bis Ende kommender Woche sollen sie unten bleiben.

Die zwei Wochen Niedrigwasser will die Stadt nutzen, um verschiedene Arbeiten zu erledigen. So soll etwa die hölzerne Zwischenwand bei den historischen Wasserrädern erneuert und die Fischtreppe am Schäferwehr ertüchtigt werden. Zudem müssen die Rechen unter der Agnesbrücke gereinigt werden. Darüber hinaus nutzt man die Gelegenheit, um möglichst viel Müll aus den Kanälen zu holen. Es sei schon erstaunlich, was alles dort entsorgt werde, findet der städtische Pressesprecher Roland Karpentier. Er erinnert sich an Fahrräder, Verkehrsschilder, Kinderwagen und Blumenkübel, die bei ähnlichen Aktionen zum Vorschein kamen. Auch Eisenstangen und ein Schulranzen seien schon gefunden worden. Uwe Heinemann berichtet zudem von einem Einkaufswagen, der am Grund der Kanäle lag. Wenn man wolle, könne man sicher containerweise Abfall aus dem Wasser fischen, sagt er. Aber eigentlich wolle die Stadt ihre Kapazitäten vor allem für Instandhaltungen und Reparaturen nutzen.

Kanuverein kann Chance nutzen

Auch für den Kanuverein biete sich die Gelegenheit zu Reparaturen, sagt Karpentier. Klar ist, dass die Gleithilfe für Kanuten unterhalb der Bäckermühle instand gesetzt werden solle. Zudem könne der niedrige Wasserstand gut genutzt werden, um die Kunststoffplatten an der Kanurutsche am Schäferwehr zu montieren. Auch die Kraftwerksbetreiber könnten in den zwei Wochen Niedrigwasser Wartungsarbeiten einplanen, da der Betrieb ihrer Anlagen wohl ohnehin nicht möglich sein werde, so Karpentier.

Für die Bürger ergäben sich hingegen keine Auswirkungen durch die Absenkung des Kanalpegels, sagt Uwe Heinemann. Und auch Pflanzen und Tiere dürften sich dadurch nicht weiter gestört fühlen, glaubt er.