Auch in der neuen Kita Birkenweg konnten noch nicht alle Gruppen eröffnet werden, weil es an Personal fehlt. Foto: Archivfoto: Bulgrin - Archivfoto: Bulgrin

Erzieherinnen und Erzieher werden in Esslingen händeringend gesucht. Nun hat die Stadt ein millionenschweres Bündel an Angeboten entwickelt, um mehr Fachkräfte zu gewinnen.

Esslingen Fast vier Millionen Euro zusätzlich im Jahr will sich die Stadtverwaltung die Personalgewinnung und Personalbindung allein für die Kindertagesstätten künftig kosten lassen. Ein ganzes Bündel an Verbesserungen für Erzieherinnen und Erzieher soll damit bezahlt werden – denn in diesem Bereich sucht man händeringend nach Fachkräften. In nicht-öffentlicher Sitzung ist das umfangreiche Paket dem Sozial- und dem Verwaltungsausschuss am Montag erstmals präsentiert worden. Die Entscheidung darüber steht noch aus, doch schon jetzt zeichnet sich eine breite Zustimmung ab.

Die Vorschläge der Stadt seien in der gemeinsamen Sitzung der Ausschüsse am Montag rundum begrüßt worden, berichtet Roland Karpentier, Pressesprecher der Stadt. Das Gremium habe dem Gemeinderat einstimmig empfohlen, das Paket abzusegnen. Darüber zeigt man sich im Rathaus sehr froh. Denn beim Kita-Personal klemmt es an allen Ecken und Enden: Ganze neun der insgesamt 96 Betreuungsgruppen in der Stadt können wegen Personalmangel nicht eröffnet werden. Nächstes Jahr sollen laut Karpentier die Räume für weitere acht Gruppen fertiggestellt werden, für die ebenfalls Fachkräfte gebraucht werden. Derzeit geht man von einem Bedarf von mindestens 46 zusätzlichen Erzieherinnen und Erziehern aus.

Entscheidung soll bald fallen

Höchste Priorität legt die Stadt deshalb darauf, die freien Stellen zu besetzen. Für ebenso wichtig hält man es im Rathaus allerdings, Mitarbeiter zu halten. Weil zu befürchten steht, dass gut ein Dutzend leitende Erzieherinnen Esslingen bald den Rücken kehrt, wenn es keine Verbesserungen gibt, will man schnell handeln. Am 17. Dezember soll der Gemeinderat über das Werbepaket der Stadt abstimmen.

Ein wichtiges Element in dem Maßnahmenbündel ist eine bessere Bezahlung der Kita-Leitungen. So wurden diese bislang nach der Zahl der Kinder bezahlt, die die jeweilige Einrichtung tatsächlich besuchen. Künftig soll die Besoldung hingegen nach der Gesamtzahl der Plätze berechnet werden. Das sei auch in den meisten anderen Kommunen Usus. Darüber hinaus soll den Kita-Leitungen durch mehr Freistellungen die Arbeit erleichtert werden. Gab es bislang erst ab drei Gruppen eine Freistellung für Organisations- und Leitungsaufgaben, soll es diese künftig in jeder Einrichtung geben. Auch stellvertretende Leiterinnen sollen künftig teilweise freigestellt werden können: „Damit heben wir uns von anderen Kommunen ab“, sagt Bernd Berroth, Leiter des Amts für Bildung, Erziehung und Betreuung. Zudem soll es für Beschäftigte in der Ganztagsbetreuung mehr Zeit für Vor- und Nachbereitung ihrer Arbeit geben.

Aber auch in der Ausbildung will sich die Stadt verstärkt engagieren: Die Zahl der Stellen in der dualen Ausbildung soll von derzeit 18 auf künftig 32 erhöht werden. Zudem will man angehende Erzieherinnen und Erzieher frühzeitig an die Stadt als Arbeitgeberin binden. Darüber hinaus sind auch in anderen Bereichen bessere Angebote geplant, etwa bei der Gesundheitsförderung, der Führungskräfteentwicklung oder der Weiterbildung.

Als kleines Bonbon will man städtischen Erzieherinnen künftig zudem Betreuungsplätze für eigene Kinder garantieren. Das begrüßt vor allem die SPD. „Das ist uns ein Herzensanliegen“, sagt SPD-Rätin Christa Müller. Was auf den ersten Blick vielleicht ungerecht wirke, diene letztlich allen: „Wenn es dadurch gelingt, eine neue Betreuungsgruppe aufzumachen, haben ja auch andere Eltern etwas davon.“ Aber auch darüber hinaus sei das Paket der Stadt sehr gut und sehr fundiert.

So sieht man es auch bei den anderen Fraktionen: „Das ist ein ein Schritt in die richtige Richtung“, betont Carmen Tittel, Fraktionschefin der Grünen. Edward-Errol Jaffke, stellvertretender Fraktionsvorsitzender der CDU, sagt: „Die Ansätze finden wir gut. Man muss dann schauen, was wirkt und wo man nachsteuern muss.“ Die große finanzielle Belastung durch das Maßnahmenpaket will man durchaus in Kauf nehmen. Die Fraktionschefin der Freien Wähler, Annette Silberhorn-Hemminger, bringt es hier auf den Punkt: „Wir haben die Räume und eine Warteliste. Wir müssen jetzt investieren, sonst fliegt uns das System um die Ohren.“

Wie viele Kinder auf der Warteliste stehen, will Berroth nicht verraten. Aber anders als in anderen Kommunen hätten bislang noch keine Eltern wegen fehlender Betreuung geklagt. Berroth führt das auch auf die gute Servicestelle und das zentrale Vergabesystem der Stadt zurück.

Klar ist laut Karpentier allerdings: Das Werbepaket für Erzieherinnen ist nur der erste Schritt einer großen Personaloffensive – denn auch anderswo im Rathaus sucht man händeringend Mitarbeiter.