Das Hoffnungshaus an der Ecke Rotenacker-/Flandernstraße kann laut Stiftung zum 1. August bezogen werden. Quelle: Unbekannt

Von Claudia Bitzer

Es ist eine spürbare Entlastung, aber noch keine Entwarnung. Bislang musste die Stadt Esslingen zum Ende des Jahres 2017 mit einem Defizit von 250 Plätzen für die Anschlussunterbringung von geflüchteten Menschen rechnen, die ihre vorläufigen Unterkünfte nach spätestens zwei Jahren verlassen müssen und teils ihre Familien nachholen können. Dieses Defizit könnte sich jetzt auf 151 Plätze verringern. Denn der Kreis bietet der Stadt insgesamt 121 Plätze aus der vorläufigen Unterbringung für die Anschlussunterbringung an. Dass der negative Saldo nicht noch weiter schrumpft, liegt an der Tatsache, dass die Stadt in diesem Jahr nicht mehr mit den beiden Hoffnungshäusern in der Berkheimer Brühlstraße rechnet. Auch der Ausbau eines Flügels der Freien Evangelischen Schule in Mettingen wird wohl erst Anfang 2018 fertig sein.

Neue Rechnungen

61 Plätze, die der Landkreis anbietet, befinden sich in einzelnen Wohnungen oder kleineren Gemeinschaftsunterkünften. 60 Plätze kommen aus der Gemeinschaftsunterkunft in der Zeller Robert-Koch-Straße, wie es aus gut unterrichteten Kreisen heißt. „Das ist ein wichtiger und guter Zwischenschritt“, kommentiert Sozialbürgermeister Markus Raab dieses Angebot aus dem Landratsamt. Aber die Probleme seien angesichts eines Defizits von immer noch 151 Plätzen noch nicht vom Tisch.

Wie berichtet, hatten sich die ersten Hoffnungen der Stadt nicht erfüllt, vorläufige Unterkünfte wie in Sulzgries oder Oberesslingen vom Kreis zu übernehmen. „Zell hatten wir auch in den Blick genommen, ja“, so Raab auf die Frage, ob er das neue Übernahme-Angebot für die Gemeinschaftsunterkunft in der Robert-Koch-Straße denn bestätigen könne. In dem Stadtteil gebe es einen sehr engagierten Unterstützerkreis und die Räume ließen sich gut für die Anschlussunterbringung umrüsten.

Für insgesamt 522 geflüchtete Menschen muss die Stadt Esslingen in der Anschlussunterbringung bis zum Ende des Jahres ein Dach über dem Kopf besorgt haben. Rechnet man den Familiennachzug mit geschätzten 25 Prozent noch dazu, kommt die Sozialverwaltung auf rund 650 Menschen, die sie bis zum Jahresende mit einer Wohnung versorgt haben muss. Dem aktuellen Stand zufolge hat sie bereits 172 Flüchtlinge untergebracht. Insgesamt 126 Plätze glaubt sie, in diesem Jahr noch in diversen gesicherten Unterkünften wie etwa den Hoffnungshäusern im Berkheimer Rohrackerweg und in St. Bernhardt gewinnen zu können. 121 Plätze sollen wie gesagt aus den vorläufigen Unterkünften kommen, die der Kreis nicht mehr benötigt. Zudem erhofft sich die Stadt 60 Angebote von der Esslinger Wohnungsbau GmbH. Und sie baut darauf, 20 Menschen privat unterbringen zu können.

Damit fehlen aber immer noch 151 Plätze. „Wir haben mit dem Kreis vereinbart, dass wir spätestens nach den Sommerferien wieder zusammensitzen “, baut Raab auf weitere Sondierungsgespräche. Ansonsten kooperiere man intensiv mit Bauträgern und Wohnungsunternehmen. Es gebe auch konkrete Angebote für Schnellbauten, „doch es fehlt uns an geeigneten Flächen dafür“. Und man hoffe auf weitere private Vermieter.

Stadt hofft auf „Integrationsmanager“

Ausblick: Als positiv bewertet der Esslinger Sozialbürgermeister Markus Raab die Pläne der Landesregierung für einen „Pakt für Integration“, im Zuge dessen sie auch finanzielle Mittel für sogenannte Integrationsmanager zur Verfügung stellen will. Die Verwaltungsvorschrift über ihre Aufgabenfelder liegt noch nicht vor. Und damit ist auch die Frage noch offen, ob und in welchem Umfang sie auch für die soziale Betreuung der Flüchtlinge herangezogen werden und unter Umständen sogar mit bisherigen Betreuungsangeboten verrechnet werden. Tatsache ist auch, dass die neuen Stellen auf zwei Jahre befristet sein sollen. Raab: „Auf Esslingen könnten bis zu neun solcher Stellen entfallen.“

Gegenwart: Bürgermeister Markus Raab ist es jedenfalls wichtig, dass die Betreuung der Menschen vor Ort eine feste Struktur hat und nachhaltig angelegt ist. Derzeit kümmern sich in Esslingen drei Mitarbeiter um die Menschen in der Anschlussunterbringung. Noch sind sie „nur“ für 172 Menschen zuständig. Am Ende des Jahres werden es aber 650 sein. Tendenz weiter steigend. Die Stellen sind zwar bei der Stadt Esslingen verortet, die Kosten für diesen Sozialdienst Asyl trägt aber der Landkreis Esslingen. Der hat für die Anschlussunterbringung den Personalschlüssel von einem Betreuer auf 250 Menschen angesetzt. „Ich bleibe dabei, dass das Betreuungsverhältnis eigentlich 1 zu 120 sein müsste“, so Raab.