Auf dem früheren Parkplatz hinter dem Karstadt-Gebäude klaffen tiefe Löcher: Hier sind immer noch die Archäologen am Werk. Foto: Kaier

Von Melanie Braun
Auf dem Karstadt-Areal tut sich etwas: In den vergangenen Tagen waren immer wieder Bauarbeiter zu sehen, die verschiedene Arbeiten erledigten. Der Straßenbelag neben dem Karstadt-Gebäude ist bereits entfernt worden, dort sind einige Vertiefungen zu sehen. Auf dem früheren Parkplatz hinter dem Verkaufsgebäude klaffen bereits riesige Löcher. Allerdings sind hier immer noch Archäologen am Werk, die einige hochinteressante Funde ans Licht geholt haben.
Nicht nur wegen der Grabungen wird der offizielle Baustart noch etwas auf sich warten lassen: Der Gemeinderat muss am Montag noch einige Planänderungen absegnen, erst dann könne die endgültige Baugenehmigung erteilt werden, erklärt Roland Karpentier, Pressesprecher der Stadt, auf Nachfrage. Im Wesentlichen wollen die Investoren die Schwerpunkte der künftigen Nutzung des Wohn- und Geschäftshauses etwas verschieben: Statt der bislang geplanten drei sollen nur noch zwei Geschosse dem Handel zur Verfügung stehen. Dafür sind statt bislang einem nun drei Wohngeschosse geplant. Damit sollen hier statt der ursprünglich einmal 16 geplanten Wohnungen nun 40 bis 60 Appartements entstehen. Zudem soll die Baufläche nach Süden etwas erweitert werden.

Investoren wollen schnell starten

Die Investoren wollten möglichst schnell mit dem Bau starten, sagt Roland Karpentier – bis 2019 soll der neue Komplex an der Martinstraße stehen. Deshalb würden jetzt schon einige kleinere Vorarbeiten erledigt. Allerdings ist noch unklar, bis wann mit der Baugenehmigung zu rechnen ist, falls der Gemeinderat den Planänderungen am Montag zustimmt. Zudem könne man nicht sagen, wie lange die archäologischen Grabungen auf dem Areal noch dauern, sagt Jonathan Scheschkewitz, Fachbereichsleiter für Mittelalter-Archäologie am Esslinger Landesamt für Denkmalpflege. Der größte Teil der Arbeiten sei aber schon abgeschlossen: Auf zwei von fünf Teilflächen sei man fertig, auf zwei weiteren in den letzten Zügen. Nur auf dem letzten Fünftel brauche man vermutlich noch einige Wochen.
Aber der Einsatz habe sich gelohnt. „Wir haben relativ spannende Sachen gefunden“, sagt Scheschkewitz. Das sei an sich nicht verwunderlich: „Für Archäologen ist es eigentlich immer spannend, in der historischen Altstadt von Esslingen in den Boden zu schauen.“ Doch man habe auch einige ungewöhnliche Funde hier gemacht. So seien einige Erdkeller entdeckt worden, von denen mindestens einer, wenn nicht sogar zwei, aus dem 12. oder sogar dem 11. Jahrhundert datierten. Das sei höchst interessant, weil der bislang älteste Fund der historischen Pliensauvorstadt, die sich in früheren Zeiten an dieser Stelle befand, aus dem 13. Jahrhundert stammte. Nun könne man belegen, dass es hier schon vorher Siedlungsstrukturen gegeben habe.
Außerdem wurden laut Scheschkewitz Latrinen und Brunnen in der Ehnisgasse gefunden sowie verschiedene Hinweise auf wirtschaftliche Nutzungen in diesem Areal. Unter anderem entdeckte man Webgewichte, die früher Teil von stehenden Webstühlen waren. „Aber ob das Hinweise auf eine textile Produktion im wirtschaftlichen Sinne sind oder ob für den Eigenbedarf gewebt wurde, wissen wir noch nicht“, sagt der Archäologe. Jedenfalls sind solche Webgewichte bislang noch nicht in Esslingen gefunden worden.
Allerdings kann es noch eine Weile dauern, bis konkrete Schlussfolgerungen aus den archäologischen Funden gezogen werden können. Denn das Material müsse zunächst gewaschen und gesichtet sowie dann bewertet werden, erklärt Jonathan Scheschkewitz. Wie viel Zeit das in Anspruch nehmen wird, sei sehr schwer im Vorfeld abzuschätzen.

Das Projekt

Gebäude: Bis zum Jahr 2019 soll der Neubau zwischen Martinstraße und Ehnisgasse stehen. Darin sollen verschiedene Geschäfte angesiedelt werden, die Rede war bislang unter anderem auch von einem Lebensmittel- und Drogeriemarkt und einem Bäcker. Zudem hieß es, es werde verschiedene Bekleidungsgeschäfte sowie Flächen für die Bereiche Gesundheit und Bücher geben, auch ein Foodcourt mit verschiedenen Restaurants sei geplant. Die Investitionen in das Großprojekt sollen sich auf insgesamt rund 100 Millionen Euro belaufen.

Verbindung: Die Verkaufsebenen in dem neuen Gebäude sollen über eine Passage mit dem angrenzenden Karstadt-Warenhaus verbunden werden, damit die Kunden den Einkauf unabhängig vom Wetter genießen können.