Von dem Segelflugzeug blieben nach dem Absturz nur noch Trümmer übrig. Experten untersuchen nun die Unfallursache. Foto: SDMG/Kohls - SDMG/Kohls

Ein Segelflieger ist am Donnerstag unweit des Aeroclubs Esslingen abgestürzt. Der Pilot überlebte schwer verletzt. Vom Flugzeug sind nur noch Trümmer übrig. Jetzt sucht die Polizei nach der Unfallursache.

EsslingenEin Segelflugzeug ist am gestrigen Donnerstagvormittag kurz nach dem Start verunglückt. Beim Absturz der Maschine wurde der Pilot schwer verletzt, wie die Polizei berichtet. Das Flugzeug hob gegen 9.30 Uhr vom Segelflugplatz des Aeroclubs Esslingen beim Jägerhaus ab. Es wurde von einem Motorsegler in die Höhe gezogen. Gleich nach dem Ausklinken stürzte das Flugzeug ab.

Sofort setzten Flughafenmitarbeiter einen Notruf ab. Kurz darauf machte sich ein Großaufgebot an Rettungskräften auf die Suche nach dem Flugzeug. Auch Polizei und Feuerwehr waren vor Ort. Nach einer Viertelstunde fanden sie das Wrack auf einer nahe gelegenen Waldlichtung. Sofort kümmerten sich Notarzt und Rettungsdienst um den 29-jährigen Piloten. Als das Team eintraf, war der Mann noch ansprechbar, berichtet Michael Schaal, Pressesprecher des Polizeipräsidiums Reutlingen, das auch für den Landkreis Esslingen zuständig ist. Nach der Erstversorgung wurde der Verletzte laut Rettungsdienst-Einsatzleiter Michael Wucherer mit einem Rettungshubschrauber ins Katharinenhospital Stuttgart geflogen. Den Sachschaden infolge des komplett zerstörten Segelflugzeugs beziffert Schaal auf 70 000 bis 80 000 Euro.

„Der Verunglückte ist ein erfahrener Pilot“, sagt ein Aeroclub-Mitglied, das nicht namentlich genannt werden will. „Er hat jahrelange Praxis und ist einer unserer besten Piloten für lange Strecken.“ Gerade an diesem Tag sei das Wetter für einen ausgedehnten Flug optimal gewesen. Die Segelflieger suchen nach Aufwinden, von denen sie sich in die Höhe tragen lassen, erklärt der Sportfreund. Von einem Aufwind zum nächsten müssen sie gleiten. Die vielen Quellwolken am Donnerstagmorgen zeigten Aufwinde an. „Da bekommt man immer wieder Aufschwung und kann weite Strecken fliegen“, sagt das Club-Mitglied. Auch die Maschine sei sehr leistungsstark gewesen: Aus einem Kilometer Höhe könne man bei stehender Luft über 40 Kilometer geradeaus gleiten. Die jährliche Inspektion der Maschine sei erst vor etwa einem Vierteljahr erfolgt; außerdem werde jedes Flugzeug vor dem Start überprüft. Eine Unfallursache ist auf den ersten Blick also nicht ersichtlich: Der Pilot war erfahren, die Maschine technisch einwandfrei und das Wetter optimal.

Zur Klärung der Unglücksursache kamen die Kriminalpolizei und Kriminaltechniker zur Unfallstelle. Aus einem Polizeihubschrauber wurden Übersichtsaufnahmen gemacht. Sie sollen helfen, den Unfallhergang zu rekonstruieren – auch weil auf ihnen Details besser sichtbar sind als am Boden. Wie bei schweren Flugunfällen üblich, wurde am Nachmittag ein Experte von der Bundesstelle für Flugunfalluntersuchung aus Braunschweig eingeflogen. Zunächst werden die beiden beteiligten Flugzeuge untersucht, dann wird der Pilot des Motorseglers befragt, teilt Polizeisprecher Schaal mit. „Die Untersuchungen können bis zu einem Jahr dauern.“

Die Polizei bittet Zeugen des Absturzes, sich unter der Telefonnummer 0711/3990-0 zu melden.

Abstürze von Segelfliegern häufen sich

Im Südwesten kommt es in letzter Zeit gehäuft zu Abstürzen von Kleinflugzeugen. In Oberhausen-Rheinhausen im Kreis Karlsruhe sind am 23. Januar ein Kleinflugzeug und ein Rettungshubschrauber zusammengestoßen. Die vier Insassen kamen ums Leben. Am 2. April stürzte ein Flugschüler mit seinem Lehrer kurz nach dem Start bei Metzingen-Glems ab. Der Lehrer starb, der Schüler wurde schwer verletzt. Am 15. Mai prallten beim Hahnweide-Segelflugwettbewerb bei Kirchheim zwei Maschinen in der Luft aufeinander. Die Piloten konnten sich mit dem Fallschirm retten und blieben unverletzt. Am 27. Mai stürzte eine Maschine zwischen Nürtingen und Kirchheim ab, der Pilot starb. Am Donnerstag prallte nun ein Segelflieger in Esslingen auf eine Waldlichtung, Rettungskräfte brachten den jungen Mann schwer verletzt ins Krankenhaus.

Die Eßlinger Zeitung berichtete bereits aktuell.