Unterricht mal anders: Während der Projektwoche standen für Schüler der Silcherschule auch die Esslinger Neckarkanäle auf dem Plan. Foto: Stotz Quelle: Unbekannt

Von Peter Stotz

Die Schüler der Esslinger Silcherschule haben in den vergangenen Tagen außergewöhnliche Schulstunden erlebt. Während einer Projektwoche zur Geschichte der Stadt haben sie, begleitet von Experten des Landesdenkmalamts, historische Themen und Baudenkmale näher unter die Lupe genommen. Gestern stand eine Führung entlang der Neckarkanäle zur Geschichte der Wasserwege in der Stadt auf dem Programm.

16 Schüler der Silcherschule im Alter zwischen sechs und zehn Jahren standen mit Klemmbrettern, Stiften und Notizzetteln ausgestattet und erwartungsvoll gespannt auf der Agnesbrücke und warteten auf das Eintreffen von Christiane Schick. Die Denkmalpflege-Pädagogin beim Landesdenkmalamt leitete gemeinsam mit Michael Hascher, Oberkonservator und Fachmann für Technikdenkmale, eine Führung entlang der Neckarkanäle für die Schüler.

Bereits seit Tagen hatten sich die Schüler während einer Projektwoche mit verschiedenen Themen aus der Esslinger Geschichte beschäftigt. In insgesamt zehn Arbeitsgruppen, etwa zu Archäologie und Baugeschichte, Stadtbrand und Feuerlöschwesen, Märchen, Sagen, Tierwelt der Weinberge, Sport und auch Wasserwege in der Stadt untersuchten und dokumentierten die Kinder, begleitet von Experten, die Stadtgeschichte und ihre Spuren in der Gegenwart. Die Lehrerin Sonngard Kunze hatte das Thema der Kanäle und ihrer historischen Bedeutung sowie die Nutzung der Wasserkraft dort von Seiten der Schule vorbereitet. „Für die Kinder ist die altersgemischte Form sehr gut, die Älteren übernehmen Verantwortung und kümmern sich darum, dass alles dokumentiert wird. Und spannend ist das Thema Wasser in jedem Alter“, erzählte Kunze ehe die Kinder loszogen, um aufgeteilt in kleine Forschergruppen die Besonderheiten der Esslinger Kanäle zu erkunden. Schnell zeigte sich, dass die verschiedenen Aspekte, die mit den Stadtkanälen verbunden sind, auf unterschiedliche Interessen und Aufmerksamkeitsspannen trafen. Manche der Kinder hätten die Messungen der unterschiedlichen Strömungsgeschwindigkeiten an Ross- und Wehrneckarkanal am liebsten mehrmals wiederholt oder konnten nicht genug Informationen über die architektonischen Besonderheiten der Inneren Brücke bekommen. Andere wieder standen versonnen an den Mühlrädern am Kesselwasen und lauschten Michael Haschers Informationen zur Wandlung der Technik von der mittelalterlichen Getreidemühle bis zur Stromproduktion der Gegenwart. Einige wollten ganz genau wissen, wo am Rossneckar denn die Pferde einst getränkt wurden, für andere war die Fischtreppe am Hammerkanal wesentlich bedeutender, und so waren Schick und Hascher durchaus auch mit Fachwissen gefragt, um dem Forscherdrang der Kinder genügen zu können.

Und auch wenn manche der Kinder eher Fotos und kleine Filme mit ihren Handys machten oder einem aufgescheuchten Reiher nachschauten, statt den Erklärungen zur Ausdehnung der Stadt von der inneren Mauer über das Sumpf- und Schwemmland der Maille zur Pliensau zu folgen, war dies für Christiane Schick kein Grund zur Besorgnis. „Es geht gar nicht in erster Linie um die Vermittlung von Fachwissen. Wichtig ist, dass mit so einer Schulstunde ein positives Erleben und ein positiver Umgang mit Denkmalen verbunden ist. Wenn das Thema positiv belegt und verankert ist, ist es im Erwachsenenalter sehr viel leichter, das Verständnis zu wecken“, sagte sie. Zumindest bei der zehnjährigen Johanna scheint diese Absicht auf fruchtbaren Boden gefallen zu sein. „Ein bisschen was habe ich schon gewusst, aber nicht, dass das alles so spannend ist“, sagte sie. Neben der Fischtreppe und den Wasserrädern habe sie besonders beeindruckt, dass die Kanäle unter Denkmalschutz stehen. „Das ist toll, dann kann man sie noch seinen eigenen Kindern zeigen.“