Was wird aus der Adalbert-Stifter-Schule in der Pliensauvorstadt? Foto: Bulgrin - Bulgrin

Bekommt die Gemeinschaftsschule Innenstadt eine gymnasiale Oberstufe oder nicht? Im Schulausschuss am Mittwoch gab es ein Patt, auf die Ratsentscheidung darf man gespannt sein.

EsslingenDie Verwaltung hatte sich vom Schulausschuss am Mittwoch eigentlich eine Vorentscheidung über ihr Paket zur künftigen Esslinger Schullandschaft erhofft. Doch nach der Sitzung war es unklarer denn je, wie sich das immer weiter auseinander driftende Meinungsbild in der Kürze der Zeit noch abstimmungsreif strukturieren lässt. Schließlich soll der Gemeinderat am 8. Oktober darüber entscheiden, ob die Gemeinschaftsschule Innenstadt trotz der Bedenken der allgemeinbildenden und beruflichen Gymnasien in der Stadt eine gymnasiale Oberstufe bekommen soll. Fast noch wichtiger ist die im gleichen Zug anberaumte Klärung der Frage, ob die Stadt ein oder zwei neue weiterführende Schulen beim Land beantragen soll und wo diese Schulen liegen sollen.

Schließlich brennt es an den überlaufenden Realschulen in der Stadt. Nur mit Mühe und Überschreitung des Klassenteilers hat man die rund 100 Rückläufer aus den Gymnasien in diesem Schuljahr noch untergebracht. Die Schulwechsler werden sich laut dem städtischen Schulamtsleiter Bernd Berroth im nächsten Jahr sogar auf 140 bis 150 Schüler aufsummieren. „Die neuen Schulen müssen ganz schnell anlaufen. Wir brauchen Interimslösungen, wir können sonst nicht mehr alle Schüler in Esslinger Schulen unterbringen“, verdeutlichte Christel Binder, geschäftsführende Schulleiterin der Real- und Gemeinschaftsschulen, den Entscheidungsdruck. Und der Realschule Oberesslingen nutzt es wenig, wenn sich die Stadträte zwar dazu bekennen, sie auch künftig als viereinhalbzügige Schule mit nur einem Standort zu führen. Und sie gleichzeitig in diesem Schuljahr aber 170 neue Fünfer in sechs Klassen unterbringen musste. Auch das war mit ein Grund, warum die Gesamtelternbeiratsvorsitzende Aglaia Handler das Gremium anflehte, sich für eine gymnasiale Oberstufe an der Gemeinschaftsschule Innenstadt auszusprechen. Nicht nur, um dem Wunsch zahlreicher Eltern nachzukommen. Sondern auch um die Gemeinschaftsschulen zu stärken und Realschulen und Gymnasien zu entlasten.

Vorläufiges Ergebnis: SPD, Grüne und Linke votierten mit ihren sechs Ausschussstimmen für die gymnasiale Oberstufe an der Gemeinschaftsschule Innenstadt, CDU, Freie Wähler und FDP mit ihren ebenfalls sechs Stimmen dagegen. Sind in der Gemeinderatssitzung am 8. Oktober alle Mitglieder da, könnte es mit den Stimmen von FÜR-Stadträtin Dilek Toy und OB Jürgen Zieger zu der hauchdünnen Mehrheit von einer Stimme für die gymnasiale Oberstufe reichen. Viel mehr an Klarheit war der Sitzung vom Mittwoch nicht abzuringen. Vielleicht noch das Stimmungsbild, dass die Stadträte im Zweifelsfall eine weiterführende Schule in der Pliensauvorstadt für wichtiger, etliche auch für sinnvoller erachten als in den Lerchenäckern auf dem Buckel gegenüber der Realschule Oberesslingen.

Die SPD hielt trotz fehlender Genehmigungschancen an einer Gemeinschaftsschule in der Pliensauvorstadt fest. Die solle vierzügig werden. Am Standort der Lerchenäckerschule sieht sie keine weiterführende Schule mehr. Stattdessen will sie die Gemeinschaftsschule Seewiesenschule auf drei und die Zollberg-Realschule auf vier Züge ausbauen. „Wir stellen das im Gemeinderat auch zum Antrag“, kündigte Klaus Hummel an. Während Tobias Hardt (Linke) dem folgen wollte, hatten die Freien Wähler keinerlei Verständnis dafür: „Die Frage stellt sich doch so gar nicht“, ärgerte sich Annette Silberhorn-Hemminger angesichts der Tatsache, dass das Land keine neue Gemeinschaftsschule für Esslingen genehmigen werde. Mit zwei annähernd benachbarten Realschulen in Oberesslingen tut sich ihre Fraktion schwer. Dass der Schulstandort in der Pliensauvorstadt hingegen künftig auch wirklich attraktiv werde und die Schüler binde, sei der Grund für den interfraktionellen Antrag von Freien Wählern, Grünen und FDP gewesen, einen Neubau auf dem Gelände des VfL Post zu prüfen. Den hat die Verwaltung zwar abgearbeitet, wie ihr der Ausschuss bescheinigte. Doch „wir hängen schon noch an ihm“, so Brigitte Häfele (Grüne). Zumal eine Schule auf dem VfL-Post-Areal auch öffentliches Grün mit sich brächte. Insgesamt plädieren die Grünen für zwei neue Realschulen. Dass die Schulart Gemeinschaftsschule ausscheide, liege nur an der ablehnenden Haltung des Schulamts, am schwierigen Genehmigungsverfahren – und an den Eltern, die sich derzeit auf die Realschulen fixierten.

Die CDU positionierte sich für die von der Verwaltung vorgeschlagenen zwei neuen Realschulen in der Pliensauvorstadt und in den Lerchenäckern, zeigte sich aber auch aufgeschlossen für den Ausbau der Seewiesen- und/oder der Zollberg-Realschule. Rena Farquhar (FDP) hält zwei neue Realschulen für „absolut richtig und gut“, kritisierte jedoch, dass die Verwaltung mit ihrer Argumentation gegen einen Schulneubau auf dem VfL-Post-Areal nicht mit seriösen Zahlen gearbeitet habe.

Weitere Abstimmungsdetails wiederzugeben, wäre sinnlos, weil wenig bis gar nicht aussagekräftig. Bürgermeister Markus Raab ermahnte jedenfalls alle, ihre Anträge nicht erst zur Ratssitzung, sondern schon zum Verwaltungsausschuss am kommenden Montag einzubringen.