Die Viertklässler der Plochinger Panoramaschule haben sich als aufmerksame Zeitungsleser erwiesen: Fünf Wochen lang wurde die EZ für sie zu einem verlässlichen Begleiter durch den Schulalltag. Foto: Kaier Quelle: Unbekannt

Von Alexander Maier

„Medienkompetenz ist eine Schlüsselqualifikation für eine erfolgreiche Teilhabe in einer zunehmend digitalisierten und von Medien durchdrungenen Gesellschaft“, hat Winfried Kretschmann den baden-württembergischen Schulen als Hausaufgabe mitgegeben. Was dem Ministerpräsidenten ein ganz besonderes Anliegen ist, muss jeden Tag aufs Neue in den Klassenzimmern des Landes mit Leben erfüllt werden. Mehr als 100 Lehrer aus allen Schularten unseres Verbreitungsgebiets haben im vergangenen Schuljahr die medienpädagogischen Möglichkeiten genutzt, die ihnen das EZ-Projekt „Zeitung in der Schule“ bietet. Zusammen mit ihren Schülern haben sie morgens die Eßlinger Zeitung aufmerksam studiert und anschließend die wichtigsten Beiträge vom Tage besprochen - und viele haben ihren Schülern auch die Möglichkeit eröffnet, sich selbst als Nachwuchsreporter zu versuchen.

„Zeitung in der Schule“ ist längst ein Klassiker geworden: Seit einem Vierteljahrhundert bietet unsere Zeitung dieses Projekt an. Und was einst mit einer Handvoll engagierter Lehrer begonnen hatte, gehört für viele Schulen im Kreis Esslingen mittlerweile fest zum Unterrichtsprogramm. Denn die Angebote sind maßgeschneidert, und sie bieten Schülern und Lehrern all das, was man braucht, um den Geheimnissen der modernen Medienwelt auf die Spur zu kommen. Und ganz egal, ob Grundschulen, Werkrealschulen, Gemeinschaftsschulen, Realschulen, Gymnasien oder Berufsschulen - für alle hat die EZ die passenden Angebote parat.

Wer tiefer in die Welt der Zeitungsmacher eintauchen möchte, sollte sich zunächst Zeit für die Lektüre nehmen. Deshalb bekommt jede Klasse dank freundlicher Unterstützung durch die Stiftung der Kreissparkasse die Eßlinger Zeitung fünf Wochen lang jeden Morgen druckfrisch ins Klassenzimmer geliefert. So fängt in vielen Klassen der Unterricht erst mal mit Zeitunglesen an. Manche Lehrer machen es besonders pfiffig und laden ihre Schüler zum „Zeitungsfrühstück“ ein. Denn bei Butterbrezeln, Kaffee oder Tee liest sich’s noch mal so gut - genau so, wie zuhause in vielen Familien am Frühstückstisch die EZ studiert wird.

Kinder schauen ganz genau hin

Doch die Lektüre ist erst der Anfang - was folgt, ist eine ausführliche Textarbeit, die je nach Klassenstufe unterschiedlich gestaltet wird. In Grundschulen geht es häufig darum, zunächst die Zeitungsartikel durchzuarbeiten und unbekannte Wörter nachzuschlagen - wer einen schwierigen Begriff entdeckt und verstanden hat, darf ihn den Mitschülern erklären. Komplexere Texte werden zusammengefasst und gemeinsam besprochen. Und dann werden die Zeitungsbeiträge einzelnen Ressorts und Rubriken zugeordnet und an eine Tafel gepinnt, wo im Laufe des Projekts meist eine stattliche Textsammlung zusammenkommt. Und auch am Wochenende geht für viele Schüler die Zeitungslektüre weiter - montags wird dann im Klassenzimmer berichtet, was man am Samstag Interessantes beim Durchblättern der Wochenendausgabe entdeckt hat. Noch tiefer tauchen die älteren Klassen in die Zeitungslektüre ein: Da werden dann die verschiedenen Textsorten genauer unter die Lupe genommen: Was unterscheidet die Reportage vom Bericht? Wodurch zeichnet sich ein Feature aus? Und was macht einen richtig guten Kommentar aus? All das und vieles mehr lässt sich dank „Zeitung in der Schule“ gemeinsam erarbeiten.

Weil junge Leute gerne ganz genau Bescheid wissen, bietet das EZ-Projekt auch vielfältige Möglichkeiten, die Arbeit der Zeitungsmacher ganz praktisch zu erkunden. So ist jede Klasse zu einem Besuch im Druck- und Verlagshaus in der Zeppelinstraße eingeladen, um aus erster Hand zu erfahren, welcher personelle, technische und logistische Aufwand vonnöten ist, damit die Eßlinger Zeitung jeden Morgen vollgepackt mit aktuellen Informationen bei ihren Leserinnen und Lesern im Briefkasten landet.

Zeitung hautnah erlebt

Beim Rundgang durchs Verlagshaus erleben die jungen Leute einen modernen Medienbetrieb - und sie erfahren, welche Veränderungen der technische Fortschritt für Journalismus und Verlagsbranche gebracht hat. Dazu gehört auch, die Entstehung einer Zeitungsseite vom ersten Layout bis zur vollendeten Druckvorlage nachzuvollziehen. Und natürlich darf ein Abstecher in die digitale Welt nicht fehlen, die für eine moderne Tageszeitung mehr und mehr an Bedeutung gewinnt. Am spannendsten ist für viele jedoch der Blick in die große Produktionshalle mit den mächtigen Maschinen, auf denen jede Nacht die neueste Ausgabe der EZ gedruckt wird. Und wenn die jungen Leute im Papierlager vor den riesigen Papierrollen stehen, geht jedes Mal ein Staunen über die Gesichter.

Die Zeitung hautnah zu erleben heißt auch, mit ihren Machern ins Gespräch zu kommen. Deshalb bekommt jede Klasse Besuch von einer Redakteurin oder einem Redakteur, die den Schülern zwei Schulstunden lang Rede und Antwort stehen. Wie kommt ein Journalist an seine Information? Warum sind manche Artikel groß und andere deutlich kleiner? Bekommt man als Redakteur auch mal Ärger? Und was verdient man eigentlich als Journalist? All das und vieles mehr wollen die Schüler im Gespräch mit den Redakteuren wissen - und für die Profis ist der Austausch jedes Mal auch sehr erhellend, weil sie erfahren, was jungen Lesern wichtig ist.

Höhepunkt des Projekts ist für viele Schüler jedoch, wenn sie sich selbst als Nachwuchsreporter versuchen dürfen. Deshalb sind alle Klassen eingeladen, sich mit eigenen Beiträgen am Projekt zu beteiligen - was die jungen Leute zu Papier gebracht haben, wird auf Sonderseiten von „Zeitung in der Schule“ veröffentlicht. Und nicht nur unsere Leser, sondern auch die Redakteure staunen immer wieder, mit welcher Finesse sich viele Schüler journalistisch versuchen. Das ist auch gut so, schließlich kann es auch in Zukunft gar nicht genug engagierte Journalisten geben - und mit dem Schreiben kann man nicht früh genug anfangen.