Lesen, Plaudern, Planschen: Zur Abkühlung helfen Wasserspiele, die Freizeit versüßen Gespräche oder gute Bücher, und das tolle Wetter regt auch zum Konsum an. Da fällt auch viel Müll an. Quelle: Unbekannt

Von Sabine Försterling

Kaum war das Thermometer auf hochsommerliche Temperaturen geklettert, breiteten Jung und Alt auf der Maille im Schatten der alten Bäume ihre Decken aus, um sich zu entspannen. Der Park zwischen Wehrneckar- und Roßneckarkanal mitten im Herzen der Altstadt dient seit Jahrhunderten der Erholung. Und auch dem Spiel: So wurden früher hier Turniere in Paille-Maille, einem Vorläufer des Krockets, ausgetragen. Das Ballspiel war nicht nur namensgebend für den Park, sondern hatte auch die Gestaltung der heutigen Kletterlandschaft auf dem weitläufigen Spielplatz inspiriert. Am Samstagnachmittag zog es die Kinder aber auch in das kühlende Nass des Brunnens mit den sprudelnden Fontänen, während die Erwachsenen es sich eher in den beiden Cafés gemütlich machten.

Zwei Freundinnen genossen die Latte macchiato unter dem Kastanienbaum im Café Maille. Christine Jung wohnt um die Ecke und da sie keinen Balkon hat, kommt die Esslingerin im Sommer regelmäßig hierher: Das sei wirkliche eine kleine grüne Oase, auf der man sich trifft. „Und ein Ruhepol, wo man mit zwei Kindern entspannen kann“, fügte Angela Skoddowa an. Das einzige Manko sei, dass die beiden Spielbereiche, nämlich für die Kleineren und Größeren, etwas weit auseinanderliegen und daher alleine nicht einsehbar seien, meinte die Mutter, die es sich heuer mal ganz ohne Sprösslinge gut gehen ließ.

Die Schattenplätze auf der Wiese waren heiß begehrt. Der eine las ein Buch, der andere hörte Musik oder plauderte in geselliger Runde. Ein Paar kuschelte verträumt direkt am Wehrneckarkanal. Die beiden hatten zuvor mit ihren Gitarren Passanten in den Straßen der Altstadt mit „Lagerfeuermusik“ à la Bob Dylan unterhalten und tankten nun ein bisschen auf für die Rückfahrt in Richtung Göppingen. Eine junge Familie aus Wernau hat mit der zweijährigen Tochter Alisa auf der Rückfahrt von Stuttgart nach Hause eine Pause auf der Maille eingelegt. Auf der Decke wurde ein richtiges Picknick veranstaltet. „Wir kommen öfter hierher“, erzählte die Mutter und schwärmte von den großen, alten Bäumen. Außerdem sei es nicht so überlaufen wie in den Parks in Stuttgart.

Wasser zog vor allem die Sprösslinge angesichts der Temperaturen magisch an. Der Knopf am Trinkwasserbrunnen wurde ständig gedrückt und das kühle Nass auch einmal ins Gesicht gespritzt. Im Brunnen mit den sprudelnden Fontänen tobten sich die Kinder in Badekleidung aus. Summer, drei Jahre alt, machte ihrem sommerlichen Namen alle Ehre, dachte auch an ihre Eltern, die auf der Bank in der prallen Sonne saßen, und begoss deren Füße. „Meine Tochter hat hier viel Spaß, da brauche ich doch nicht ins überfüllte Freibad gehen“, sagte Melissa Hanke. Sie komme fast jeden Tag hierher: Denn auf der Maille geht es persönlicher zu und es werden schneller Kontakte geknüpft.

Im Sommer sieht man fast täglich Batai Sabri auf einer Bank an den Neckarkanälen. Der 85-Jährige läuft zu Fuß von Wäldenbronn hin und auch wieder zurück, um sich mit Freunden zu treffen. Seit über einem halben Jahrhundert lebe er in Esslingen, erzählte der Türke. Es sei einfach schön hier im Park im Schatten zu sitzen, sich zu unterhalten und den Kindern beim Spielen zuzuschauen, sagte der Großvater.

Unermüdlich kletterten oder schaukelten die Kinder auf den beiden Spielplätzen. Die Kleinsten backten „Sandkuchen“ oder stellten „Sandeis“ her. Miran, vier Jahre alt, wagte sich bei einem der Konstruktionen mit Stangen und Netzen sogar in luftige Höhen. „Er kann das ganz alleine“, erzählte stolz Oma Nurcan Güyüldar, die heuer auf den Enkel aufpasste und oft in den Park kommt. Eine Familie aus Stuttgart-Heumaden genoss ebenfalls die entspannte Atmosphäre. Zuvor war man mit Freunden über den Markt gebummelt, hatte die Sektkellerei Kessler besucht, um anschließend auf der Maille etwas zu essen. Es sei super, dass das Café Uferlos direkt am Spielplatz liegt und man daher die Sprösslinge im Auge habe, meinte die Mutter.

Die Truppe, die mit Schwimmwesten und Paddeln in Richtung Anlegestelle am Wehrneckarkanal marschierte, sorgte in Windseile für Aufsehen. Dort hieß es in die fünf Kanus einzusteigen, um mit dem Veranstalter „Nextour“ Esslingen auf dem Wasser zu erkunden. Das sei heute der perfekte Tag, freute sich Gaby Eckstein aus Sulzgries auf das Abenteuer. „Jetzt stechen wir in See“, bemerkte ein Teilnehmer mit einem Augenzwinkern und machte ein Foto. Eine wackelige Angelegenheit fanden andere: Doch ins Wasser fallen sei angesichts der Temperaturen wohl nicht schlimm. Nachdem die Kanuten abgelegt hatten, ließ so mancher an der Anlegestelle einfach nur seine Beine im Wasser baumeln.