Christian Dörmann Foto: Bulgrin - Bulgrin

Seit mehr als drei Jahren ist der alte Busbahnhof in Esslingen ungenutzt und liegt brach. Immer mehr Bürger beschweren sich über den Schandfleck. Doch die Situation wird wohl noch ein Jahr andauern.

Esslingen Die Chefs im Rathaus sind schnell Feuer und Flamme, wenn es darum geht, Erfolge zu feiern. So wie vor wenigen Tagen, als man stolz verkündete, Esslingen sei im Rahmen des Wettbewerbs „Best Christmas City“ zur schönsten Weihnachtsstadt Deutschlands gewählt worden. Offensichtlich haben die Juroren ihren Blick nur auf das Marktgeschehen gerichtet. Hätten sie sich an der Berliner Straße zwischen Das ES und Parkhaus umgesehen, dann wäre Esslingen vielleicht mit einem anderen Preis ausgezeichnet worden: tristeste Brachfläche Deutschlands.

Pendler und Gäste werden an Esslingens wichtigstem Stadteingang von einem Schandfleck in Empfang genommen. Und das schon seit gut drei Jahren. Nun soll mindestens ein weiteres vergehen, ohne dass sich an der Situation etwas ändert – mutmaßlich. Denn wann es tatsächlich soweit ist, bis mit dem Neubau auf dem alten ZOB begonnen wird, muss sich erst noch herausstellen.

Den Platz an einer der exponiertesten Lagen der Stadt so lange vergammeln zu lassen, ist unzumutbar. Und der Hinweis, die Beschaffenheit der Oberfläche lasse es nicht zu, darauf Busse abzustellen, ist fadenscheinig, wenn der alte ZOB noch vor knapp einem Jahr in der Lage war, als Ausweichquartier den gesamten Busverkehr zu übernehmen.

Sparsamkeit ist ja eine ehrenwerte Eigenschaft. Aber man kann es auch übertreiben oder die schwäbische Tugend vorschieben, um andere Defizite zu übertünchen. Fehlende Fantasie zum Beispiel oder fehlendes Fingerspitzengefühl. Nun muss der Fairness halber angemerkt werden, dass die Stadtverwaltung vom Gemeinderat bei diesem Thema nicht gerade schmerzlich unter Druck gesetzt worden ist – jedenfalls nicht wahrnehmbar. Und auch das Stadtmarketing, für die ein solcher Schandfleck am Stadteingang geradezu ein Albtraum sein muss, ist nicht mit der lautstarken Forderung aufgefallen, man möge sich doch bitte sehr etwas einfallen lassen – des besseren ersten Eindrucks wegen.

Nun sollen wir also noch ein weiteres Jahr die Tristesse an der Bahnhofstraße ertragen. Vielleicht kriegen wir dann auch einen Preis: die duldsamsten Bürger Deutschlands.