Für sein Publikum verknotet sich Sascha Korf Foto: Bail - Bail

Bestens unterhalten hat Comedian Sascha Korf sein Publikum in der Dieselstraße. Vom Älterwerden über Fußball bis zum Yoga ließ er nichts aus.

ES-PliensauvorstadtSascha Korf weiß, wie er sein Publikum abholt. Der Kölner kennt die schwäbischen Pappenheimer. Hat ja schon öfter im Ländle gastiert. Sie sollen, wie üblich, ausrasten bittet er die Zuschauer im ausverkauften Saal in der Dieselstraße vorsorglich. Gesagt, getan: Das Volk jubelt dem 51-jährigen Comedian zu, der sie dafür eineinhalb Stunden lang pausenlos mit seinem interaktiven Stand-up-Programm glänzend unterhält. In „Aus der Hüfte, fertig los“ kommt er vom Hölzchen aufs Stöckchen. Im Schweinsgalopp geht es vom Altwerden über Sterneküche und Yoga bis zum Fußball. Und ein bisschen Politik ist auch dabei, soll ihm keiner nachsagen, dass er nur Spaßmacher ist, der auf die Lacherquote schielt. Schließlich war er in Esslingen im Kreis der Kommunalwahl-Kandidaten plakatiert. Das verpflichtet. Also erzählt er von seinem Besuch bei der SPD mit einer Flasche Wodka: „Das sind 30 Prozent.“ Bei der AfD hat er sogar Fotos gemacht. „Waren alle unterbelichtet.“

Selbstironische Witzeleien

Sascha Korf isst gerne und kocht gerne. Das sieht man sogar. Im Yoga-Outfit mit braunem Slimline-Shirt und grüner Flatterjacke sehe er aus, wie eine halbe Avocado, witzelt er durchaus selbstironisch. Früher habe er Lasagne für 13 Personen zubereitet, stöhnt er gequält. In Zeiten von Laktoseintoleranz und sonstigen Allergien – unvorstellbar. Auch der Besuch in Sternelokal mit Molekularküche und Sous-vide-Garen, wobei es Rinderfilet aus dem Siphon gab und eine Tomate, die in der Sauna war, ist nicht seine Welt, behauptet der bekennende „Roschtbraten“- und Frikadellen-Fan. Von da ist’s nur ein Katzensprung zur Smoothie-Manie: Rote Beete mit Tomate und Paprika hat die Konsistenz von „Slime“ aus der Kindheit – „rot, dick, keiner will’s haben, wie Sigmar Gabriel.“ Ohne Punkt und Komma haut Korf eine Pointe nach der anderen raus. Die meisten zünden. Dabei tigert er wie ein Raubtier ununterbrochen über die Bühne – von links nach rechts und wieder zurück. Die Bewegung bringt zusätzliche Dynamik ins Highspeed-Programm.

Am besten aber ist der Kölner Comedian, wenn er sich direkt ans Publikum wendet und verbal ein Bad in der Menge nimmt. Dabei greift er Sätze oder biografische Daten auf und spinnt sie ideenreich zu einer unterhaltsamen Geschichte weiter. Dabei muss man als Zuschauer auf der Hut sein, will man nicht plötzlich im Mittelpunkt der Show stehen. Als Meister der Interaktion und Improvisation holt Korf Mitspieler auf die Bühne. Helmut beispielsweise, dessen Kennenlernen mit Ehefrau Renate er nachspielt. Wenn’s stimmt, darf Helmut klingeln, wenn Korf falsch liegt, hupen. Dabei kriegt der Improvisationskünstler oft schneller die Kurve, als sein Mitspieler hupen kann. Der muss sich nämlich überlegen, wie’s wirklich war und Korf darf munter drauflos fantasieren.

Als glühender Verfechter der zwischenmenschlichen Kommunikation lässt er sich von Michael wie eine Marionette die Gliedmaßen bewegen und erzählt, was er glaubt, was sein Mitspieler damit über seinen Tagesablauf vom Aufstehen über die Morgentoilette bis zum Wandern ausdrücken möchte. Diese komprimierte Fassung von 24 Stunden im Leben von Michael ist zum Kringeln komisch, weil Korf blitzschnell witzige Elemente in scheinbar banale Alltagsbetrachtungen einbaut, ohne dabei seine Mitspieler zu denunzieren. Er ist der Prototyp einer sympathischen Quasselstrippe mit Draht zum Publikum.

Das einzig Nervige ist die weinerliche Stimme, mit der er etwa über verweichlichte Fußballer lamentiert, die 222 Millionen kosten, aber über einen zu langen Grashalm auf dem Spielfeld fallen. „Wenn der nach Griechenland wechselt, ist er mehr wert, als das ganze Land.“ Die Pointe war trotzdem gut.