Der Geiselbach verläuft unterirdisch unter der Esslinger Altstadt hinweg und tritt bei der Agnesbrücke wieder aus. Foto: Bulgrin - Bulgrin

Nicht nur die Geiselbachstraße muss umfassend saniert werden, auch der darunter liegende Kanal ist marode. Allerdings kann dieser nicht einfach renoviert werden wie jeder andere Kanal. Denn er steht unter Denkmalschutz – daher muss man hier vorsichtig vorgehen und mehr Zeit einplanen als sonst für Kanalsanierungen üblich.

Esslingen Nicht nur die Geiselbachstraße muss umfassend saniert werden, auch der darunter liegende Kanal ist marode. Allerdings kann dieser nicht einfach renoviert werden wie jeder andere Kanal. Denn der Geiselbach bildete über Jahrhunderte hinweg einen wichtigen Bestandteil der Abwasserentsorgung der Stadt. Damit ist er aus Sicht des Denkmalschutzes historisch wertvoll – ebenso wie das mehr als hundert Jahre alte Kanalgemäuer, das deshalb unter Denkmalschutz steht. Das bedeutet, dass man hier vorsichtig vorgehen und mehr Zeit einplanen muss als sonst für Kanalsanierungen.

Zeitplan noch offen

Die Stadt hat daher vorsichtshalber schon einmal 15 Monate für die Sanierung der Geiselbachstraße und des darunter liegenden Kanals eingeplant: Von Juni 2019 bis Herbst 2020 soll die Straße komplett gesperrt sein. Allerdings heißt es vom Landesamt für Denkmalschutz, das über den Erhalt der historischen Substanzen wacht, dass man zum jetzigen Zeitpunkt noch keine endgültigen Aussagen darüber treffen könne, was genau hier erhalten werden müsse. Deshalb könne man auch noch nicht sagen, wie viel Zeit die Sanierung in Anspruch nehmen wird. Man sei aber in engem Kontakt mit der Unteren Denkmalschutzbehörde sowie mit dem Tiefbauamt der Stadt – Ziel sei es dabei, alle öffentlichen Belange gegeneinander abzuwiegen und zu einer Lösung zu kommen, die für alle zufriedenstellend sei.

Geschichtsträchtiger Wasserlauf

Letztlich wird die Dauer der Sanierungsarbeiten auch davon abhängen, welche historischen Kostbarkeiten im Kanal und in seiner Umgebung im Erdreich entdeckt werden. Nach Angaben des Landesamts für Denkmalschutz ist der Wasserlauf jedenfalls sehr geschichtsträchtig. So habe der Geiselbach, der im Gewann Geckelerbrunnen im Norden der Stadt entspringt, bereits in mittelalterlicher Zeit existiert. Damals habe er das Stadtgebiet zunächst beim mittleren Beutautor im Bereich des heutigen Gebäudes Untere Beutau 48 erreicht. Von dort sei er als offener Bach entlang der heutigen Geiselbachstraße geflossen – allerdings sei er bereits seit dem 13. Jahrhundert mit einer Ufermauer versehen gewesen. Im Bereich des Salemer Pfleghofs trat der Wasserlauf dann in die Esslinger Kernstadt ein und mündete westlich des heutigen Marktplatzes in den Rossneckarkanal ein.

Mittelalterliche Bausubstanz

Laut Denkmalschutzamt wurde der Geiselbachkanal in der Kernstadt schon im Mittelalter überwölbt und verschwand damit unter der Straße. Im Bereich der Beutauvorstadt hingegen wurde der Bach erst zwischen 1900 und 1905 überwölbt – womit auch die Geiselbachstraße entstand.

Beim Landesamt für Denkmalschutz geht man davon aus, dass im Bereich der Beutauvorstadt und auch nördlich davon teils noch substanzielle mittelalterliche Bausubstanz im Boden schlummere – das sei bereits durch Begehungen nachgewiesen worden. Diese sei als Teil der Abwasserentsorgung ein wichtiges Zeugnis der die Jahrhunderte überdauernden Infrastruktur und stelle daher aus wissenschaftlichen und vor allem auch aus heimatgeschichtlichen Gründen nach dem Denkmalschutzgesetz ein Kulturdenkmal dar. An der Erhaltung dieses Kulturdenkmals bestehe ein öffentliches Interesse, weil es sowohl einen dokumentarischen als auch einen exemplarischen Wert habe. Damit die bei den Arbeiten zum Vorschein kommende Denkmalsubstanz auch dokumentiert werden könne, müssten die Bauarbeiten sicher archäologisch begleitet werden, heißt es vom Landesamt für Denkmalschutz.