Markus Grübel (CDU) Quelle: Unbekannt

Von Christian Dörmann

Morgen sind im Landkreis Esslingen und damit in den beiden Wahlkreisen Esslingen und Nürtingen rund 375 000 Bürgerinnen und Bürger aufgerufen, über die künftige Zusammensetzung des Deutschen Bundestages zu entscheiden. Und sollte eine lebhafte Briefwahl ein Indiz für eine hohe Wahlbeteiligung sein, dann folgt der Landkreis einem bundesweiten Trend: Die Briefwahlbeteiligung erreicht Rekordwerte.

In der Stadt Esslingen haben bei der zurückliegenden Bundestagswahl im Jahr 2013 etwa 12 400 Wähler per Briefwahl abgestimmt, gestern waren es schon rund 15 700, die auf diesem Weg ihre zwei Kreuzchen abgeliefert haben. Ist also mit einer hohen Wahlbeteiligung zu rechnen? Das ist aus Sicht der Esslinger Wahlleiterin Gabriele Vogel zumindest nicht zwangsläufig, weil auch andere Aspekte eine Rolle spielen. Früher musste ein begründeter Verhinderungsgrund vorliegen, um sich per Briefwahl am Urnengang beteiligen zu können. Heute kann jeder Wähler ohne Angaben von Gründen Briefwahl beantragen und im Online-Verfahren ist die Sache besonders unkompliziert. „Es ist alles viel einfacher geworden, auch deshalb dürfte die Zahl der Briefwähler nach oben gehen“, so Gabriele Vogel.

In Ostfildern haben 6360 Stimmberechtigte Briefwahlunterlagen angefordert. Das entspricht bei insgesamt 26 958 Wahlberechtigten einer Quote von 25,6 Prozent. „Das ist unser bisheriger Spitzenwert“, sagt Elke Ulmer, die in Ostfilderns Stadtverwaltung die Wahl organisiert. „Wir hatten bislang noch nie mehr als 6000 Briefwähler.“ Um diesem Trend gerecht zu werden, habe man auch die Zahl der Briefwahlbezirke von sieben auf acht erhöht.

In Plochingen gibt es mittlerweile bei gut 9200 Wahlberechtigten mehr als 2100 Briefwahlanträge (22,8 Prozent), vor vier Jahren waren es bei etwas mehr Wahlberechtigten 1700 Briefwähler (18 Prozent). Und auch in Aichwald zeigt der Trend nach oben: Der Anteil der Briefwähler liegt dort heute bei mehr als 25 Prozent, im Jahr 2013 waren es noch 19,8 Prozent.

14 Direktkandidaten

Jeweils sieben Kandidatinnen und Kandidaten stehen morgen in den beiden Wahlkreisen Esslingen und Nürtingen direkt zur Wahl. Sie können über die Erststimme ins Parlament geschickt werden - wer im Wahlkreis die meisten Stimmen erreicht, ist also direkt gewählt. Wer es darüber hinaus noch schafft, ergibt dann ein kompliziertes Rechenverfahren über die Zweitstimme. Ohne dem Votum der Wähler vorgreifen zu wollen: An den beiden CDU-Platzhirschen Markus Grübel (Wahlkreis Esslingen) und Michael Hennrich (Nürtingen) dürfte kein Weg vorbei führen. Alles andere als ein Direktmandat in beiden Fällen wäre eine Sensation. Ansonsten deuten alle Zeichen darauf hin, dass der Wahlkreis Esslingen auch künftig nur durch einen Abgeordneten im Bundestag vertreten sein wird. Grübels stärkste Herausforderin Regina Rapp (SPD) ist über die Landesliste nicht abgesichert und müsste Grübel für eine Fahrkarte nach Berlin das Direktmandat abnehmen. Und auch die übrigen Kandidaten im Wahlkreis Esslingen sind auf den Landeslisten ihrer Parteien schlecht oder gar nicht abgesichert, was den Einzug ins Parlament über die Zweitauszählung aussichtslos erscheinen lässt.

Anders dagegen die Situation im Wahlkreis Nürtingen, der momentan von Michael Hennrich, Rainer Arnold (SPD) und Matthias Gastel (Grüne) im Reichstagsgebäude vertreten wird. Zwar tritt der langjährige verteidigungspolitische Sprecher der SPD-Fraktion Rainer Arnold aus Altersgründen nicht mehr an. Doch sein Nachfolger, der ehemalige baden-württembergische Wirtschafts- und Finanzminister Nils Schmid, hat mit seinem sechsten Platz auf der Landesliste gute Chancen. Matthias Gastel steht mit Platz zehn ebenfalls auf aussichtsreichem Posten und auch Renata Alt (FDP) darf sich mit ihrem siebten Listenplatz Hoffnungen machen, sofern ihre Partei wieder in den Bundestag einzieht. Dann könnte der Wahlkreis Nürtingen in Berlin bis zu vier Bundestagsabgeordnete stellen.

esslinger jugendliche wählen mehrheitlich cdu und lassen die afd draußen

Das Projekt: „Für viele Jugendliche haben Wahlen seit der Einführung des Kommunalwahlrechts ab einem Alter von 16 Jahren an Wichtigkeit dazugewonnen“, sagt Markus Benz, Geschäftsführer des Stadtjugendrings Esslingen. Zur Vorbereitung auf die morgige Bundestagswahl wurde deswegen auch in Esslingen fleißig bei der U-18 Wahl abgestimmt - natürlich nur in Form eines Szenarios. Dabei geht es um ein Projekt des Stadtjugendrings, welches Jugendlichen ermöglicht, an einer Bundestagswahl teilzunehmen und erste Erfahrungen mit Wahlen an sich zu sammeln. In Esslingen wurden in vier Wahllokalen Zweitstimmen abgegeben. Durch das Inklusionsprojekt MitMachMomente war auch die Rohräckerschule mit von der Partie, um allen Jugendlichen die Möglichkeit zu geben, an der Wahl teilzunehmen.

Die Ergebnisse: Dürften die Jugendlichen tatsächlich wählen, dann sähe der nächste Bundestag so aus: Wahlsieger ist bei den U-18 Wählern aus Esslingen die CDU mit 33,44 %, gefolgt von der SPD mit 18,21 % und den Grünen mit 16,89 %. Die FDP, die Linke und die AfD verpassen mit knapp unter 5% alle den Einzug in den U-18 Bundestag. Eine Überraschung gibt es aber doch: Mit 8,28 % wird die Tierschutzpartei viertstärkste Kraft.

Blick ins Land: Vergleicht man das Ergebnis mit den Gesamtzahlen der Jugendwahl von Baden-Württemberg, dann bleiben die Prozente ähnlich. Wahlsieger ist ebenfalls die CDU mit 31,71 %, gefolgt von den Grünen mit 20,5 %. Hier schaffen es die Linke, die FDP und die AfD knapp über die Fünfprozenthürde.

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Via Internet können unsere Leser die Entwicklung am Wahlabend verfolgen. Auf der Startseite gibt es direkt nach Schließung der Wahllokale Prognosen, Hochrechnungen, Zwischenergebnisse, Grafiken sowie einen Koalitionsrechner. Berichtet wird in Echtzeit, bis der Bundeswahlleiter das vorläufige Endergebnis verkündet. Die Ergebnisse aus den Wahlkreisen Esslingen und Nürtingen werden im Laufe des Abends durch Stimmen, Stimmungen und Bildergalerien von den Wahlpartys der lokalen Parteien ergänzt.