Der Übeltäter im Großformat. Foto: dpa - dpa

Auf dem Gelände des Hockeyclubs Esslingen wurden an mehreren Bäumen Eichenprozessionsspinner festgestellt. Das Gelände wurde weiträumig abgesperrt.

EsslingenDas Naherholungsgebiet am Esslinger Jägerhaus in der Strümpfelbacher Steige hat unliebsame Gäste. Am Pfingstwochenende sind an zwölf bis 15 kapitalen Eichen auf dem Gelände des Hockeyclubs die Raupen des Eichenprozessionsspinners entdeckt worden. Man habe ihre Nester sowohl am Boden der Baumstämme als auch in Baumgabeln gefunden, heißt es in einer Mitteilung der Stadt. Die Brennhaare der Raupen können beim Menschen nicht nur Juckreiz verursachen, sondern auch Allergien bis hin zu mitunter lebensgefährlichen Asthmaanfällen auslösen.

Die Polizei und das städtische Ordnungsamt haben jedenfalls das Gelände sofort großräumig sperren lassen, heißt es weiter aus dem Rathaus. Weniger zügig verlief hingegen die Kommunikation mit dem Betreiber der „Schurwaldhöhe“ , dessen Gäste sich wunderten, dass sie plötzlich das Lokal nicht mehr anfahren durften. Denn die Stadt ließ nicht nur den belasteten Parkplatz des Hockeyclubs schließen, sondern sperrte auch die Strümpfelbacher Steige bis zum Höhenweg – und damit die einzige offiziell erlaubte Zufahrt von der Römerstraße zur Gaststätte und zur Kleingartenanlage Beckenhau.

Dass der Ungezieferbefall der Grund dafür ist, hat man aber offenbar erst einmal keinem erläutert. Mittlerweile klärt ein Zettel unter dem Verbotsschild die Passanten auf. Auch Athanasios Nassios wusste zunächst nicht, warum seine Gaststätte Schurwaldhöhe plötzlich abgehängt wurde. Sein Gast Hans-Jürgen Meyer ist der Sache dann auf Grund gegangen und hat nach mehrmaligen Anrufen „bei diversen Ämtern in der Stadt“ die Auskunft erhalten, es handele sich um den gefährlichen Eichenprozessionsspinner in den Bäumen an der Straße.

Und der Hockeyclub hat offenbar als letzter erfahren, dass sich auf seinem Gelände, das ihm die Stadt in Erbpacht übertragen hat, gefährliche Gäste bequem gemacht haben. Er habe davon erst am Mittwoch gehört, als der CVJM als Eigentümer der „Schurwaldhöhe“ bei ihm angerufen habe, weil das Lokal nicht mehr anfahrbar sei, sagt jedenfalls der Vorsitzende Andreas Balack. „Erst kurz danach kam der Anruf aus dem Liegenschaftsamt.“ Bis zum Wochenende soll der Verein die Raupen beseitigen lassen, fordere die Stadt. Dafür braucht es allerdings einen professionellen Schädlingsbekämpfer, der sie entweder einzeln absammelt oder absaugt. Und die Branche ist derzeit gut beschäftigt. Balack: „Ich muss erst einmal einen finden. Zudem sind wir ein Verein. Ich werde mir deshalb auch Angebote einholen.“ In anderen Städten sorge die Feuerwehr für Abhilfe, wenn es so sehr brenne, dass man auch die Straßenzufahrt sperren müsse. Doch in Esslingen hat er sich auf der Leitstelle einen Korb geholt. Athanasius Nassios hat jedenfalls massives Interesse daran, dass sein Lokal so schnell wir möglich wieder anfahrbar ist. Die Stammgäste kennen zwar auch die Schleichwege abseits der offiziellen Zufahrt über die Strümpfelbacher Steige. Aber die seien halt nur ein Teil seiner Kundschaft. „Muss denn auch die Straße zu sein?“, fragt Nassios. Ja, sagt Rathaussprecher Roland Karpentier. Man nehme die Gesundheitsgefährdung der Gäste und Erholungssuchenden sehr ernst. „Die Flimmerfäden halten sich ja auch nicht an Grundstücksgrenzen.“ Deshalb habe man den Bereich großräumig abgesperrt.

Die Stadt selbst beuge an den Orten, an denen sie in der Unterhaltspflicht stünde, jedenfalls vor. An all den Stellen, an denen der Eichenprozessionsspinner schon einmal aufgetaucht ist oder wo sich Eichen im öffentlichen Raum befinden, lässt sie die Bäume Jahr für Jahr mit biologisch abbaubarem Neembaumöl einsprühen, um es erst gar nicht erst zu den Gespinsten kommen zu lassen. „Offensichtlich wurden die befallenen Eichen auf dem Gelände des Hockeyclubs nicht vorsorglich behandelt“, heißt es weiter in der Mitteilung der Stadt. „Am Wochenende ist eine größere private Feier in der Gaststätte Schurwaldhöhe geplant, wie sollen sich die Besucher verhalten?“, fragt Hans-Jürgen Meyer. Die kann aus Sicht des Rathauses auch stattfinden, so Sprecher Karpentier. Aber den gesperrten Bereich solle man dringlichst meiden.

Warum sind Eichenprozessionsspinner gefährlich?

Die Raupen der Eichenprozessionsspinner schlüpfen zwischen Ende April und Anfang Mai. Sie sind zunächst gelblich-braun, später bläulich-schwarz und maximal fünf Zentimeter lang. Ab einem gewissen Zeitpunkt wachsen ihnen giftige Härchen, die leicht abbrechen und durch die Luft über 100 Meter weit getragen werden können. Diese können starke allergische Reaktionen auslösen.