In der Milchstraße geht es eng zu. Mit zusätzlichem Verkehr werde es gefährlich, befürchten die Bewohner. Foto: Bulgrin - Bulgrin

Vor wenigen Wochen hat der Gemeinderat eine Ausweitung der Fußgängerzone in Küfer- und Strohstraße beschlossen – zur Freude von vielen Anwohnern und Händlern. Doch nun kommt Widerstand aus der Milchstraße.

EsslingenKaum hat der Gemeinderat die Ausweitung der Fußgängerzone in der östlichen Altstadt beschlossen und damit viele Anwohner und Händler beruhigt, wächst an anderer Stelle der Unmut. Nun melden sich Anwohner der Milchstraße zu Wort: Sie befürchten durch die Neuregelung zusätzlichen Verkehr vor ihrer Haustür. Man ist in Sorge, dass das zu mehr gefährlichen Verkehrssituationen und Unfällen führt. Die Anwohner haben einen Lösungsvorschlag parat – doch den hält die Stadtverwaltung nicht für umsetzbar.

Vor wenigen Wochen hat der Gemeinderat beschlossen, die Fußgängerzone in der Küferstraße bis zur Ritterstraße sowie in der Strohstraße bis zur Spritzengasse zu erweitern. Damit will man verhindern, dass Autofahrer auf der Suche nach einem Parkplatz im Carré durch Ritter-, Milch-, Stroh- und Küferstraße fahren – zumal es hier ohnehin kaum öffentliche Parkplätze gibt. Stattdessen müssen die Autofahrer die Altstadt dann über die Milchstraße verlassen. Die Neuregelung ist zunächst als Versuch angelegt und soll vorerst nur bis zum Herbst gelten. Dann will man prüfen, ob sie zu der erwünschten Verkehrsberuhigung in dem Bereich geführt hat.

Doch nun haben die Milchstraßen-Bewohner in einem Brief an den Oberbürgermeister Jürgen Zieger ihre Sorgen formuliert und eine Liste mit den Unterschriften von 52 Anwohnern beigefügt. Dieter Plott, einer der Initiatoren der Aktion, sagt: „Es geht uns nicht nur um den Lärm durch den zusätzlichen Verkehr, sondern vor allem um die erhöhte Gefahr.“ Denn in der Milchstraße seien viele Fußgänger und Radfahrer unterwegs, zudem lebten hier viele Kinder. Schon jetzt komme es immer wieder zu gefährlichen Situationen, weil es keinen Gehweg gebe und an manchen Engstellen kaum genug Platz sei, um den Autos auszuweichen.

Es gehe den Anwohnern nicht darum, unrealistische Forderungen zu stellen, betont Plott. „Wir haben kein Problem damit, dass es Verkehr gibt in der Milchstraße.“ Das gehöre zum Leben in der Stadt. Dennoch sei die Belastung durch Autoabgase und Lärm schon jetzt sehr hoch – und auch das werde mit zunehmendem Verkehr noch steigen. Und man rechne damit, dass durch die neue Regelung künftig mehr Autos durch die Milchstraße fahren werden – auch wenn die Stadt hofft, den Parksuchverkehr mit der Ausweitung der Fußgängerzone langfristig einzudämmen. Das Problem lösen könnte laut Plott und seinen Mitstreitern eine Sperrung der Altstadt für jeglichen Verkehr, der nicht von Anwohnern, Lieferanten oder Handwerkern verursacht wird.

Doch ein solches Vorhaben ist aus Sicht der Stadtverwaltung nicht umsetzbar. Denn es gebe noch zahlreiche weitere Personengruppen, denen man die Zufahrt in die Altstadt ermöglichen müsse, etwa den Nutzern privater Stellplätze oder Menschen mit einer Gehbehinderung. Auch Ärzte und Händler forderten Zufahrtsmöglichkeiten für Patienten und Kunden. Allerdings könne man sich durchaus andere Vorhaben vorstellen, um die östliche Altstadt – und damit auch die Milchstraße – vom Verkehr zu entlasten, heißt es aus dem Rathaus. Schließlich nehme man die Bedenken der Anwohner ernst. So habe die Stadtverwaltung bereits die Einrichtung von strategisch günstigen Fußgängerzonen vorgeschlagen, etwa in der Milchstraße zwischen Ritter- und Strohstraße. Auch eine Fußgängerzone in der Ritterstraße sei denkbar, ebenso Zufahrtsverbote zu bestimmten Zeiten für alle Verkehrsteilnehmer.

Allerdings hätten weitergehende Vorhaben zur Verkehrsberuhigung in der Vergangenheit im Rahmen der Bürgerbeteiligung keine Mehrheit gefunden, teilt die Stadtverwaltung mit. „Es gibt hier sehr viele unterschiedliche Interessen“, erklärt Roland Karpentier, Pressesprecher der Stadt. Daraus resultiere ein ganzer Strauß von Ausnahmewünschen für eventuelle Zufahrtsverbote. Daher sei es nicht so einfach, eine Lösung zu finden. Deshalb habe man vereinbart, sich schrittweise an eine Lösung heranzutasten und die verschiedenen Maßnahmen zwischendurch immer wieder zu evaluieren.