Einer der umstrittenen Bereiche im Flächennutzungsplan-Entwurf der Esslinger Stadtverwaltung sind die Ackerflächen an der Mettinger Hann-Martin-Schleyer-Brücke, die bebaut werden sollen. Foto: Bulgrin - Bulgrin

Während die Stadt Esslingen ihren Flächennutzungsplan vorantreibt, reißt der Protest nicht ab. Das Bündnis Lebenswertes Esslingen hat zu einer Protestkundgebung aufgerufen.

EsslingenWährend die Beratungen zum neuen Esslinger Flächennutzungsplan in die heiße Phase gehen, reißt der Protest der Kritiker nicht ab. Bereits seit dem ersten Vorentwurf vor rund fünf Jahren stößt das Bebauungskonzept, das die städtebauliche Entwicklung bis zum Jahr 2030 skizziert, auf Widerspruch aus der Bürgerschaft. Das zeigte sich auch am Samstag, als das Aktionsbündnis Lebenswertes Esslingen zu einer Kundgebung auf den Rathausplatz einlud.

„Dem Flächennutzungsplan sollen wertvolle landwirtschaftliche Flächen, Frischluftschneisen und Sport- und Spielplätze zum Opfer fallen“, hieß es im Aufruf des Aktionsbündnisses zu dieser Kundgebung. Für Stadträtin Dilek Toy (FÜR) hat das Problem viele Dimensionen: „Der Flächennutzungsplan wirkt sich auf die Landwirtschaft aus, auf den Verkehr und das Klima in der Stadt, und damit auf die Lebensqualität der Bürger und Bürgerinnen.“ Unter solchen Vorzeichen haben sich vor fünf Jahren sieben Bürgerinitiativen gegründet und im Aktionsbündnis Lebenswertes Esslingen zusammengeschlossen. „Wir möchten aber nicht nur kritisieren, sondern arbeiten parallel daran, konstruktive Lösungen in den Gemeinderat einzubringen“, sagt Dilek Toy. So habe man etwa alternative Verkehrslösungen und Modelle für das Wohnraummanagement angeboten, werde aber nicht gehört, sondern höchstens vertröstet. Trotzdem sehen die Macher des Aktionsbündnisses, dass ihre Arbeit auch Wirkung zeige. „Ein paar Teilerfolge konnten wir auch schon feiern“, sagt Mitorganisator Thomas Diehl. So seien einige Ackerflächen aus dem ursprünglichen Entwurf mittlerweile gestrichen worden. „Wir haben hier einen der wertvollsten Ackerböden in Deutschland“, gibt Thomas Diehl zu bedenken. Diese Flächen gelte es zu bewahren.

Um mögliche Folgen einer Bebauung wertvoller Acker- und Streuobstflächen deutlich zu machen, hatte das Aktionsbündnis anlässlich der Kundgebung auf dem Rathausplatz einen Marktstand aufgebaut, auf dem „Beton-Obst aus regionalem Anbau“ offeriert wurde. „Deutschland hat nur noch einen Selbstversorgungsgrad von 30 Prozent“, erklärt Thomas Diehl. Man sei also ohnehin von Importen abhängig. Wenn nun noch mehr Böden irreversibel verbaut werden würden, müssten noch mehr Erzeugnisse aus Ländern eingeführt werden, die das zur Bewässerung nötige Wasser eigentlich als Trinkwasser benötigten.

Aber nicht nur die Felder, die im Flächennutzungsplan zur Bebauung vorgesehen werden, will das Aktionsbündnis schützen. „Für die Entwicklung von Kindern ist es wichtig, dass sie ihren Bewegungsdrang ausreichend ausleben können“, weiß Peter Jauernig, Leiter der Turnabteilung der Turnerschaft Esslingen. Ohne Sportplätze sei dies schwer möglich. Zudem werde der Sportplatz in der Pliensauvorstadt auch von Schulen genutzt. „In der Pliensauvorstadt wohnen sehr viele Familien mit und ohne Migrationshintergrund. Ein Fußballplatz ist ein guter Ort für die Integration – ein zur Zeit sehr aktuelles Thema“, ergänzt Dorothea Jauernig. Gabriele Conrad vom Aktionsbündnis führte in ihrer Ansprache aus, was die Mitglieder am meisten stört: „Seit fünf Jahren protestieren wir und fordern Nachbesserungen im Flächennutzungsplan, auch durch Unterschriftenaktionen und mit breiter Unterstützung aus der Bevölkerung, aber geändert hat sich kaum etwas.“ Doch der Protest sei hartnäckig, kreativ, wütend und bestimmt. „Esslingen ist nur ein Puzzlestück, das Problem ist aber ein weltweites“, sagt Gabriele Conrad.