Im Gewerbegebiet Neckarwiesen in Oberesslingen sind zahlreiche Esslinger Firmen angesiedelt. Foto: Archivfoto: Bulgrin - Archivfoto: Bulgrin

Laut einer städtischen Umfrage sind viele Firmen zufrieden in Esslingen. Allerdings fordern sie mehr Flächen und mehr Service aus dem Rathaus.

Esslingen Das Ergebnis ist überraschend positiv: Rund 60 Prozent der Unternehmen, die an einer Umfrage der Stadt teilgenommen haben, sind insgesamt zufrieden mit dem Wirtschaftsstandort Esslingen. Angesichts der Kritik, die immer wieder bei Wirtschaftsförderer Marc Grün ankommt, hätte er nicht unbedingt mit einem solchen Wert gerechnet. Doch es gibt auch Bereiche, bei denen es nach Ansicht der örtlichen Firmen noch einigen Verbesserungsbedarf gibt.

Im vergangenen Herbst hat das städtische Referat für Wirtschaftsförderung zusammen mit der Bezirkskammer Esslingen-Nürtingen der Industrie- und Handelskammer, der Kreishandwerkerschaft Esslingen-Nürtingen und der Esslinger City Initiative eine Umfrage unter allen rund 3800 bis 4000 örtlichen Unternehmen gestartet. Am Montag wurden die Ergebnisse im Verwaltungsausschuss präsentiert. Ziel war es, herauszufinden, wie zufrieden die Firmen mit dem Standort Esslingen sind, wie sie die Arbeit der Stadtverwaltung bewerten und welche Verbesserungspotenziale sie sehen. Rund zehn Prozent der angeschriebenen Betriebe beantworteten die Fragen – das entspricht der Rücklaufquote, die man sich im Rathaus zum Ziel gesetzt hatte. Vor allem kleine und mittlere Unternehmen beteiligten sich, allerdings ist deren Zahl in der Stadt auch viel größer als die der großen Firmen mit mehreren hundert Mitarbeitern.

Während fast 60 Prozent der Befragten eher zufrieden oder sogar sehr zufrieden (18,9 Prozent) mit dem Wirtschaftsstandort Esslingen sind, zeigten sich rund 27 Prozent unentschlossen und etwa 14 Prozent eher oder sehr unzufrieden. Positiv bewertet wurden nicht nur harte Faktoren wie etwa die Nähe zu den Hauptkunden und Hauptlieferanten, die Nähe zu Forschung und Wissenschaft oder die Qualität des lokalen Wirtschaftsnetzwerks, sondern auch zahlreiche weichere Aspekte. So halten viele örtliche Unternehmer etwa die Lebensqualität, das Kultur- und Freizeitangebot sowie das schulische Angebot für gut, ebenso die Aus- und Weiterbildungsoptionen für Mitarbeiter oder die Kinderbetreuungsmöglichkeiten.

Als eher durchschnittlich hingegen bezeichneten sie den Branchenmix, der in Esslingen sehr von der Automobilindustrie geprägt ist. Hier wünscht man sich mehr Vielfalt, um nicht so abhängig von einer Branche zu sein. Auch die Verfügbarkeit von Arbeitskräften, der öffentliche Nahverkehr und das regionale Straßennetz wurden als mittelmäßig bewertet, ebenso das digitale Leistungsangebot der Stadt, die Breitbandversorgung, das Innovationsgeschehen allgemein und die Servicequalität in der Stadtverwaltung.

In einigen Punkten sehen die Esslinger Firmen zudem deutlichen Verbesserungsbedarf – all diese Punkte fallen unter das Problem Flächenmangel. So gebe es zu wenige Erweiterungsflächen für Gewerbe, zu wenig Wohnraum für Mitarbeiter und zu wenige Parkplätze – gleichzeitig seien die Preise für Gewerbeflächen und Immobilien insgesamt zu hoch.

Auch die Zufriedenheit der Unternehmer mit den verschiedenen Ämtern im Rathaus wurde abgefragt. Erfreulicherweise habe kein Amt schlecht abgeschnitten, sagt Wirtschaftsförderer Grün. Nur mittelmäßig zufrieden zeigten sich die Firmen jedoch mit dem Ordnungsamt, dem Liegenschafts-, dem Stadtplanungs- und dem Baurechtsamt. Das könne auch daran liegen, dass es oft weniger erfreuliche Nachrichten aus diesen Ämtern gebe wie etwa Bußgeldbescheide aus dem Ordnungsamt, gab Grün zu bedenken. Dennoch soll es im Frühjahr Workshops mit Vertretern der Ämter sowie von Unternehmen geben, in denen Qualitätsstandards für die Zukunft festgelegt werden sollen – etwa die Dauer der Bearbeitung von Anfragen.

Die Umfrageergebnisse zeigten jedoch, dass sich Esslingen auch im Vergleich mit anderen Kommunen nicht verstecken brauche – auch wenn es an manchen Stellen noch besser laufen könnte.