Adolf Gallwitz Foto: Polizeihochschule - Polizeihochschule

In der Nacht von Sonntag auf Montag hat es in Esslingen und Altbach eine Brandserie gegeben. Polizeipsychologe Adolf Gallwitz: Die meisten Feuer würden zum Zweck des Versicherungsbetrugs gelegt.

EsslingenMehrfach sind in den vergangenen Wochen in Esslingen und Umgebung Brände gelegt worden – zwei Mal gleich mehrere in einer Nacht. In den meisten Fällen wurde das Feuer in Müllcontainern, Abfalleimern oder an herumliegendem Unrat angesteckt. Die Polizei geht von Brandstiftung aus. Doch was treibt Brandstifter an? Warum zündeln sie? Und sind ihnen mögliche Opfer egal? Darüber hat die EZ mit dem Polizeipsychologen Adolf Gallwitz von der baden-württembergischen Polizeihochschule in Villingen-Schwenningen gesprochen.

Generell stellt Gallwitz klar: „Die wenigsten Brandstifter sind Pyromanen.“ Insgesamt würden rund 50 Prozent der Brandstiftungen aufgeklärt. Beim allergrößten Teil davon handele es sich um Versicherungsbetrug oder es stehe die Absicht dahinter, durch das Feuer Fakten zu schaffen, um Bau- oder Denkmalschutzvorgaben umgehen zu können. Ein kleinerer Teil der Brandstifter handele aus Hass, Wut oder Eifersucht und wolle mit den Flammen jemandem konkret schaden. Noch geringer sei der Anteil derjenigen, die aus blanker Zerstörungswut Feuer legten. „Und nur der allerkleinste Teil der Brandstiftungen geht auf das Konto von Pyromanen, die eine krankhafte Neigung zum Feuerlegen haben“, betont Gallwitz.

Diese Neigung rechne man in der Psychologie zu den Impulskontrollstörungen. Die Betroffenen hätten generell ein großes Interesse an Feuer. In gewissen Abständen steige der innere Druck immer mehr, ein Feuer legen zu müssen – nach den Taten hingegen verspürten sie für eine gewisse Zeit Erleichterung.

Doch von einem solchen Tatmuster geht Gallwitz bei der Esslinger Brandserie nicht aus – wobei er betont, keine Details der Taten zu kennen. „Das Anzünden der Mülleimer riecht für mich eher nach Zerstörungswut.“ Oft würden solche Taten von frustrierten jungen Leuten begangen. Dabei könne es durchaus sein, dass die Feuer in den vergangenen Wochen von ein und demselben Brandstifter gelegt wurden: „Die Täter gehen oft nach einem vergleichbaren Muster vor.“ Allerdings müsse man auch bedenken, dass es gerade bei Serien häufig Nachahmer gebe.

Brandstiftungen mit dem Hintergedanken, Menschen zu schaden, seien eher selten, sagt Gallwitz. Allerdings nähmen die Täter durchaus billigend in Kauf, dass jemand verletzt wird. Schließlich könne man meist nicht absehen, wie sich das Feuer entwickelt, ob es etwa unbeabsichtigt auf Häuser übergreift oder ob sich in brennenden Gebäuden unerwartet doch Personen befinden. Ein Pyromane hingegen mache sich in der Regel keine Gedanken über die Folgen seiner Tat.

Die Freiwillige Feuerwehr Esslingen weist auf ihrer Internetseite darauf hin, dass Brandstiftungen so alt sind wie der Umgang des Menschen mit dem Feuer. Dabei habe es immer wieder Personen gegeben, die einen Reiz in der Entfesselung der Macht und Zerstörungskraft des Feuers fanden. Bemerkenswert sei, dass es sich bei den Brandstiftern meist um jüngere Männer handele, die Einzelgänger sind und sozial eher im Abseits stehen.

Besonders gefürchtet seien aber die Pyromanen, sogenannte Feuerteufel. Ein solcher suchte Anfang der 90-er Jahre auch die Stadt Esslingen heim. In einer Serie von Brandstiftungen legte der junge Mann aus Esslingen unter anderem auch Feuer in mehreren Wohnhäusern – meist so, dass den Bewohnern innerhalb kürzester Zeit der Fluchtweg abgeschnitten wurde. Der Mittzwanziger soll auch für einen Brand in Stuttgart 1994 verantwortlich gewesen sein, bei dem sieben Menschen starben. Er wurde zu 15 Jahren Gefängnis mit anschließender Sicherheitsverwahrung verurteilt.

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