Kontrabassist Stephan Goldbach und Sängerin Lisa Ströckens (von links) erzählen beim interaktiven Podium-Festival-Konzert vor Kindergartenkindern und Senioren die zauberhafte Geschichte von Lou-Lou und dem Elefanten. Foto: Weiß - Weiß

Von wegen elitär. Das Podium-Festival macht Musik für alle und lud nicht nur die Allerkleinsten, sondern auch die Ältesten zu Konzerten ein.

EsslingenKunst und Musik haben ja oft den Ruf, elitär zu sein. Wir wollen beim Podium-Festival bewusst auch zu denen hingehen, die sonst vielleicht nicht ins Konzert kommen“, erläutert Wiebke Rademacher, die beim Podium-Festival für den Bereich Education verantwortlich ist. Von Anfang an gab’s deshalb im Programm speziell auf Kindergartenkinder, Schulkinder und Jugendliche zugeschnittene Angebote. In diesem Jahr gingen die Macher noch ein Stück weiter und luden nicht nur die Allerkleinsten, sondern auch die Ältesten ein: Bei zehn Konzerten von „LouLou und der Elefant“ waren rund 200 Kindergartenkinder und 150 Seniorinnen und Senioren zu einem musikalischen Ausflug in den Zauberwald eingeladen. Kulturelle Bildung, so Rademacher, „ist der Kern in diesen Zeiten gesellschaftlicher Unruhe und in Zeiten der Digitalisierung, wo man das Gefühl hat, die Menschen brauchen immer mehr auch reale emotionale Erfahrungen.“ Darüber hinaus passe das Projekt perfekt zum Festival-Thema „Zusammen! Halt!“: „Was bringt eine Stadt zusammen? Was bringt Menschen zusammen? Was bringt die Jüngsten und die Ältesten zusammen?“

Nichts Fertiges präsentieren

Die kleine LouLou hat in ihrem Zauberwald doch tatsächlich einen kolossalen Elefanten entdeckt. Sie selbst ist als Elfe zwar winzig und zart, aber sie hat die große Stimme einer Opernsängerin, was den riesigen Dickhäuter fasziniert: Zu gerne möchte er auch so schön singen können. „Ich nenn‘ ihn Elefant, in Wirklichkeit ist er aber ein Kontrabass“, erklärte die kleine Waldfee mit einem Augenzwinkern ans Publikum. Dort saßen im Festsaal des Pflegeheims Obertor nicht nur gespannt lauschende Senioren, sondern auch mit offenem Mund staunende Kindergartenkinder und ließen sich von Streichinstrument, Opernstimme und Kompositionen von Camille Saint-Saens, Giacomo Puccini, Hugo Wolf und Henry Purcell in eine zauberhafte musikalische Geschichte entführen.

Dennis Komisel vom Sozialdienst des Pflegeheims Obertor beobachtete die Reaktionen der Gäste beim Konzert und stellte hinterher beeindruckt fest: „Was die Allerkleinsten berührt, berührt meist auch die Älteren.“ Und auch Wiebke Rademacher freute sich, mit welcher Begeisterung sowohl die Kids als auch die alten Herrschaften auf das Konzept eingestiegen sind: „Ich habe in die Gesichter geschaut, wie sie alle mit ganzem Herzen dabei waren. Jeder auf seine Weise: Manche bei der Geschichte, andere bei der Musik, wieder andere haben nur die Atmosphäre aufgenommen. Eine Dame hat bei Hugo Wolfs ‚Elfenlied‘ mitgesungen. Da bekam ich Gänsehaut.“ Die jungen Musiker, so Rademacher, lassen sich überaus gerne auf dieses Experiment ein: „Sie haben das mit großer Hingabe, mit ganz viel Spaß und viel Liebe entwickelt. Wir möchten ja bei Podium nicht nur Fertiges präsentieren, sondern uns auch als Künstlerpersönlichkeiten weiterentwickeln. Und das war auch für uns ein Bildungs- und Entwicklungsprozess.“

Gemeinsam mit Anna Frost vom Podium-Team haben die Sopranistin Lisa Ströckens und der Kontrabassist Stephan Goldbach, die sonst als Duo vor Erwachsenen auftreten und die große Spanne von alter bis moderner Musik beherrschen, die Stücke ausgewählt, sich die Elfe, den Elefanten und ihr magisches Zusammentreffen ausgedacht und in Szene gesetzt. Da wird das Publikum zum Mitmachen animiert: Mal ganz hoch und hell singen wie die Elfenstimme, dann wieder dunkel grummeln wie der Kontrabass-Elefant aus „Der Karneval der Tiere“. Gemeinsam mit der Elfe wird zu Puccinis „La Bohème“ gehüpft, und beim barocken Schlaflied von Henry Purcell „Music for a While“ wird ein bisschen ausgeruht. Als die Kids, mit Ausmalbögen für zuhause ausgestattet, am Ende auch noch den Kontrabass ganz aus der Nähe anschauen, Saiten zupfen und mit dem Bogen streichen dürfen, sind sie vollends hingerissen.