Katrin Hellerich, Wolfgang Bölli und Beate Schierle (hinten von links) sowie Hanna Luz und Finn Müllerschön wissen ganz genau, wie man zu Ostern mit guten Büchern sich und anderen Freude schenken kann. Foto: Bulgrin - Bulgrin

Für alle, die noch nach passenden Geschenken oder einem Tipp zum Selberlesen suchen, hat das Team der Esslinger Stadtbücherei die passenden Oster-Buchtipps zusammengestellt.

EsslingenOsterhasen haben in diesen Tagen alle Hände voll zu tun: Das frohe Fest rückt näher, und die Geschenke sind noch immer nicht beisammen. Nur gut, dass das Team der Esslinger Stadtbücherei zuverlässig Rat weiß: Speziell für unsere Leserinnen und Leser verraten die Buch-Experten ihre ganz persönlichen Lese- und Geschenk-Favoriten fürs Osterfest.

Bibliothekarin Beate Schierle setzt diesmal auf einen alten Bekannten: Ilija Trojanow. Der Autor, der schon häufiger bei der LesART zu Gast war, hat eine „Gebrauchsanweisung fürs Reisen“ (Piper-Verlag, 15 Euro) veröffentlicht, in der er seine ganz persönlichen Erfahrungen reflektiert. Und da hat Trojanow angesichts seiner kosmopolitischen Vergangenheit einiges zu erzählen – und zu empfehlen: Er erinnert sich an vielerlei Begegnungen und Begebenheiten, rät zu möglichst wenig beschwerlichem Ballast, zur Neugier auf Ungewohntes, zum Entdecken und durchaus auch zur Konfrontation mit den eigenen Vorurteilen. Er macht Mut, nicht nur mit festem Ziel und klar umrissener Route loszufahren und blickt en passant auf die Geschichte des Reisens zurück. Und er hat mit seinen philosophischen Gedanken auch eine so weit gereiste Frau wie Beate Schierle beeindruckt: „Ein wunderbar literarisches Werk, das einen beim Lesen daran erinnert, wie viel man unterwegs erlebt – sofern man sich auf Neues einlässt.“

Gute Unterhaltung ist bei Bibliothekar Wolfgang Bölli zu Ostern angesagt – mit „Onkel Hassans wundersame Wiederauferstehung in einem alten Mercedes“ (Blanvalet-Verlag, 15 Euro) von Hajar Taddigs. Die Autorin erinnert sich noch gut an tagelange Ferienfahrten mit ihren Eltern in überladenen Autos. Davon erzählt sie in ihrem Buch: 1984 macht sich Familie Özer aus Berlin-Kreuzberg auf den Weg in ihre türkische Heimat. Dass sich der unbeliebte Onkel Hassan einfach mit ins Auto setzt, lässt nichts Gutes erwarten. Irgendwo auf der Interzonen-Autobahn segnet er das Zeitliche. Allen ist klar, dass sie mit einem Toten an Bord Riesenärger an der Grenze bekommen werden. Doch zum Glück treffen sie am Straßenrand einen gewissen Walther, der ihnen hilft, Onkel Hassan unbemerkt zurückzulassen und dafür seinen Platz im Wagen einnimmt. Und während Walther bis zur Grenze einen Schnellkurs in türkischer Kultur absolviert, ist sein Verschwinden nicht unbemerkt geblieben. „Hajar Taddigs schreibt unterhaltsam, beobachtet aufmerksam und zeigt Sinn für etwas schräge Wendungen“, lobt Wolfgang Bölli. „Genau der richtige Schmöker für die Oster-Feiertage.“

Der Autor Günther Thömmes ist studierter Braumeister, und er liebt es, die Geschichte des edlen Gerstensafts zu beleuchten. „Der Limonaden-Mann“ (Gmeiner-Verlag, 15 Euro) ist die fiktionalisierte Biografie des Sodagetränke-Erfinders Jacob Schweppe, der schon im 18. Jahrhundert ein Unternehmen begründete, dessen Name bis heute in aller Welt ein Begriff ist. Schweppe war gelernter Goldschmied und ein begeisterter Tüftler, dem es als erstem gelang, künstliches Mineralwasser herzustellen. Und er hat es geschafft, gegen viele Widerstände zum Erfolg zu gelangen. „Heute ist sein Nachname weltbekannt – er selbst ist jedoch zu Unrecht fast vergessen“, weiß Wolfgang Bölli. Umso spannender findet der Bibliothekar Thömmes’ Roman, der eine Wissenslücke schließt und sich zugleich überaus spannend liest.

Für viele sind die Geheimnisse der Wirtschaft ein Buch mit sieben Siegeln. Umso reizvoller findet Bibliothekarin Katrin Hellerich Markus Weeks’ Buch „Kernfragen Wirtschaft“ (Verlag Dorling Kindersley, 14.95 Euro). „Da wird eine komplizierte Materie sehr anschaulich dargestellt“, lobt die Vize-Chefin der Esslinger Stadtbücherei. Auf 160 Seiten erklärt der Autor in kurzen Worten und anschaulichen Grafiken, wie Märkte, Börsen und Finanzen funktionieren, wozu wir Geld brauchen, wie die neuen Kryptowährungen funktionieren und wie man sein eigenes Budget tunlichst regeln sollte, um nicht in wirtschaftliche Probleme zu geraten. Außerdem bietet der Autor einen kurzen und prägnanten Überblick über verschiedene Wirtschaftstheorien. „Viele Begriffe, die einem da begegnen, hat man schon oft gehört, aber längst nicht alle verstanden. So macht es Spaß, sich mit dieser scheinbar trockenen Materie zu beschäftigen“, sagt Katrin Hellerich.

Als bekennender Krimi-Fan schätzt Katrin Hellerich zu Ostern auch ein bisschen Nervenkitzel – mit Yrsa Sigurdardóttirs Thriller „Sog“ (btb-Verlag, 10 Euro): Isländische Schüler durften vor zehn Jahren aufschreiben, wie sie sich die Welt ein Jahrzehnt später vorstellen. Als die Briefe nach dieser Frist geöffnet werden, finden sich in einem der Briefe beklemmende Details eines Mordes, der inzwischen tatsächlich so stattgefunden hat. Und zu allem Übel sind in einer Liste auch noch die Initialen weiterer potenzieller Mordopfer vermerkt. Als kurz darauf erst zwei abgetrennte Hände und dann eine verstümmelte Leiche gefunden werden, wissen Kommissar Huldar und die Kinderpsychologin Freyja, dass die Uhr bedrohlich tickt und dass das nächste Verbrechen nicht lange auf sich warten lässt. „Die Geschichte ist superspannend erzählt und gewinnt durch das ungleiche Ermittler-Duo zusätzlichen Reiz“, lobt Krimi-Expertin Hellerich, die freilich warnt: „Wenn man sich auf diesen Roman einlässt, sollte man besser nicht allzu zart besaitet sein.“

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