Der Oratorien-Verein ist eine kulturelle Institution in Esslingen. Foto: Roberto Bulgrin - Roberto Bulgrin

2001 hat der Esslinger Oratorien-Verein sein 150-jähriges Jubiläum gefeiert. Tatsächlich dürfte der „Ora“ aber bereits viel älter sein.

EsslingenDer Oratorien-Verein Esslingen zählt zu den traditionsreichsten Kulturinstitutionen der Stadt – 2001 feierte er sein 150-jähriges Jubiläum. Tatsächlich ist der „Ora“ offenbar noch älter. Der Musikwissenschaftler Professor Ulrich Prinz, der sich seit vielen Jahren im Verein engagiert, geht davon aus, dass die Anfänge sogar 175 Jahre weit zurückreichen. Gelegenheit, die lange und reiche Geschichte des Vereins zu beleuchten, bietet ein sommerliches Mitmachkonzert unter dem Titel „Rendezvous mit dem Ora“, das am Sonntag, 21. Juli, um 14 Uhr in der Esslinger Frauenkirche beginnt.

Ob Musiker oder Chorsänger – alle Interessierten können bei dieser ungewöhnlichen Veranstaltung dabei sein und mitmachen. In einer Mischung aus gemeinsamer Probe und einem kleinen Workshop-Konzert werden Teile aus Johann Sebastian Bachs mitreißender Motette „Singet dem Herrn ein neues Lied“ eingeübt und anschließend gespielt. Das alles soll in ungezwungener Atmosphäre und ohne den Anspruch eines großes Konzerts stattfinden – zum Reinschnuppern und um die Arbeit des Oratorien-Vereins kennenzulernen. Die Moderation und Leitung der Probe sowie der kleinen gemeinsamen Aufführung von Chor und Orchester hat Jörg Dobmeier, der musikalische Leiter des Oratorien-Vereins.

Im Anschluss wird Ulrich Prinz in einem Festvortrag über „175 Jahre Geschichte des Oratorien-Vereins“ sprechen. „Kritische Zeitgenossen werden fragen, weshalb der Oratorien-Verein Esslingen nach 18 Jahren ein erneutes Jubiläum begeht, hat er doch 2001 sein 150-jähriges Bestehen mit Konzerten, Festakt, Ausstellung und einer Jubiläumsschrift gefeiert“, weiß Prinz. Und er gibt sogleich die Antwort: „Bei den Recherchen zum Jubiläum 2001 bekamen wir erst im Juli 2001 den Hinweis auf die bislang erste gedruckte Quelle, die von der Existenz des Oratorien-Vereins berichtet.“ Im „Amts- und Intelligenzblatt für das Oberamt Eßlingen“ vom 17. August 1844 stand nämlich zu lesen: „Für den Zweck des Gesanges besteht hier als gemischter Chor der Oratorien-Verein, der seine Zusammenkünfte ebenfalls im Gasthof zum Adler hat.“ Damit sind allerdings noch immer nicht alle Fragen geklärt, wie Ulrich Prinz betont: „Die Anfänge des Vereins liegen weiterhin im Dunkeln, denn eine Gründungsurkunde haben wir bislang trotz umfangreicher Recherchen im Stadtarchiv Esslingen, in der Württembergischen Landesbibliothek Stuttgart und im Hauptstaatsarchiv Stuttgart nicht finden können. Wenn der Oratorien-Verein 1844 als gemischter Chor bereits bestand, muss seine Gründung noch weiter zurückliegen.“

Lange wurde innerhalb des Vereins darüber diskutiert, wie mit den neuen Fakten zur Geschichte des „Ora“ umzugehen sei. Schließlich hat man sich dazu entschlossen, die Vereinschronik, die 2001 veröffentlicht worden war, fortzuschreiben und eine reich bebilderte und mit zahlreichen Original-Dokumenten illustrierte Extra-Ausgabe der Vereinszeitschrift „Ora Echo“ aufzulegen. „Entstanden ist eine Zusammenfassung des Wirkens des Vereins, welche auf beeindruckende Weise verdeutlicht, welch wichtige Institution der ‚Ora' in der Esslinger Kulturlandschaft nicht nur in der Vergangenheit war, sondern noch immer ist“, betont der Vorsitzende Stefan Beck in seinem Grußwort.

Der Eintritt zum sommerlichen Mitmach-Konzert und zum Vortrag ist frei.