Foto: Eisenhardt - Eisenhardt

Wer schafft es am Ende aufs Treppchen? Das Kabarett der Galgenstricke macht jetzt immer am dritten Montag des Monats die Bühne frei für Talente jeder Art.

EsslingenBei den Esslinger Galgenstricken gibt es was Neues: Ob blutiger Anfänger oder Vollprofi, Jung oder Alt: Auf der Bühne in der Webergasse Nummer 9 kommen jetzt alle zum Zug. Egal ob allein, als Duo oder in der Gruppe. Galgenstadl nennt sich das Ganze – neudeutsch auch Open Stage.

Dem Aufruf der Hausherren Erich Koslowski und Herbert Häfele sind bei der Premiere am Montagabend fünf Talente gefolgt. Für einen musikalischen Auftakt sorgten Michael Grosse und Martin Schön mit einem ganz besonderen Instrument, der so genannten Handpan. Sieht dank der zwei miteinander verbundenen halbkugelförmigen Teile ein bisschen aus wie ein blechernes Ufo und klingt mit etwas Übung richtig gut. „Zusammen spielen wir heute zum ersten Mal außerhalb des Wohnzimmers“, erklärte Michael Grosse den Zuhörern.

Ihren Instrumenten entlockten er und Martin Schön mal ruhigere, mal flottere Töne – „wir versuchen mal ein Stück im Dreivierteltakt, Cosmic Dance haben wir das genannt“, kündigte Martin Schön an. Das Publikum lauschte gespannt und belohnte am Ende mit viel Applaus. „Die Handpan macht einfach gute Laune, das kann ich jedem nur empfehlen, der gern Musik macht“, ermunterte Michael Grosse zum Abschluss.

Dann gab es himmlischen Besuch im Gewölbekeller: Bruder Theo (alias Peter Dietrich) erschien in schwarzer Mönchskutte unter Donnergrollen auf den Bühnenbrettern. Direkt aus dem Himmel hat es den Geistlichen eher unfreiwillig zurück auf die Erde verschlagen, geradewegs aus einer Jamsession raus – „Michael Jackson, Maria Callas und Johann Sebastian Bach zusammen, Moonwalk trifft auf H-Moll-Messe, super.“

"Hilfsengel hat falsches Häkle gesetzt"

Petrus sei schuld am irdischen Ausflug, der überführe gerade die schriftlichen Daten des Buchs des Lebens ins Digitale und zapfe dafür einige diverse irdische Kirchendatenbanken an – EU-Datenschutzgrundverordnung hin oder her. Bei den Häkchen für A wie angekommen im Himmel und U wie unterwegs sei bei ihm jetzt was durcheinandergeraten, „so ein Hilfsengel dritten Grades hat das falsche Häkle gesetzt und mich so auf die Erde zurückgeschickt“, klagt Bruder Theo. „Das konnte ja nicht gut gehen, das System läuft unter Windows, einen Apple wollte Petrus ja nicht, im Paradies habe damit der ganze Schlamassel ja erst angefangen.“ Einen humorigen Auszug aus einem insgesamt zweieinhalb Stunden-Programm hatte Peter Dietrich nach Esslingen mitgebracht, bei der längeren Variante werde es dann zwischendurch auch politisch, erklärte er augenzwinkernd. Einfach mal „ungefiltert alles raushauen zu können“ mache schon Spaß.

Internationalen Wind brachte Musikkabarettistin und Kleinkunstpreisträgerin Mademoiselle Mirabelle (alias Birgite Gebhardt) in den Galgenstadl. Très chic und sehr französisch mit rotem Barett und sympathischem Accent sorgte sie mit ihrem sehr launigen Exkurs über die Unterschiede der französischen und deutschen Lebensfreude für die ein oder andere Lachträne im Publikum. „Die Franzosen redön ja viel mit die Hände, die Deutschen mit die Mund. Prinzipiell ist das keinö schleschte Idee, aber beim Flirten nischt so praktisch“, befand die Mademoiselle.

Eingebunden wurde das Publikum gleich mit. So durften René und Mark mit der Mademoiselle gemeinsam die Hüften schwingen. Gesungen wurde beim „Chanson du Vin“ dann gleich mit allen. Herrlisch. Den Abschluss machte bei der Galgenstadl-Premiere Johann Theisen – nach eigenen Angaben Comedian, Zauberer und Musiker in Personalunion. Für Lacher sorgten seine persönlichen Top 3 der dümmsten Aktionen seinerseits. Man nehme da etwa die glorreiche Idee, die Spülmaschine mangels passender Tabs mit Spülmittel zu befüllen: „Das hat so geschäumt wie ein Betriebsunfall bei Pustefix – eine unangekündigte Schaumparty...auch die Nachbarn von unten haben mitgefeiert.“ Rappend verabschiedete er sich schließlich unter großem Applaus von der Bühne.

Die Gewinner des Abends

Das Publikum hatte am Ende eines sehr kurzweiligen Abends die Qual der Wahl: Wer schafft es auf dem Treppchen ganz nach oben? Den ersten Platz von Galgenstadlrunde eins teilen sich Mademoiselle Mirabelle und Johann Theisen. Beide werden erneut auf den Esslinger Bühnenbrettern zu sehen sein. Nach fünf Galgenstadln werden alle Gewinner zu einem weiteren Stadl-Abend eingeladen. Dann wird erneut ein Publikumsliebling gewählt. „Der- oder diejenige spielt dann einen ganzen Abend bei uns“, erklärte Erich Koslowski das Procedere. „Aber auch die, die sich nicht ganz vor platzieren können, können in den Genuss einer Abendvorstellung kommen. Wir beobachten die Teilnehmer weiter und schätzen das dann ein.“

Ab sofort gibt es den Galgenstadl bei den Esslinger Galgenstricken jeden 3. Montag im Monat. Wer mitmachen will, kann sich für die kommenden Termine am Montag, 21. Januar, 18. Februar, 18. März mit Foto oder Film und Selbstbeschreibung anmelden unter: kontakt@kabarettdergalgenstricke.de oder telefonisch 0711/35 44 44 auf Band.