Organisator Uwe Mäckle begrüßt die Teilnehmer persönlich bei der Einfahrt. Quelle: Unbekannt

In Zell glänzten Jeep, Käfer oder Cabrio in der Sonne – alle mindestens 30 Jahre alt und noch gut in Schuss. Knapp 400 Besitzer von Oldtimern trafen sich am Wochenende zum Austausch.

EsslingenEigentlich war er gebürtiger Amerikaner, leistete dann aber 30 Jahre seinen Dienst in der Schweizer Armee. Im Ruhestand zog es ihn über den Rhein nach Urbach – und vergangenen Sonntag nach Esslingen-Zell. Dort stand der auffällige Militär-Jeep vor dem Bürger- und Vereinshaus. „Das ist ein Willys-Overland, Jahrgang 1956“, berichtete der Besitzer Hermann Schmid. Als Kind hatte er die amerikanischen Militärfahrzeuge in seiner Heimatstadt Urbach bewundert. „Später kauften Bauern einige der Jeeps und funktionierten sie als Traktoren um“, erzählte der 70-Jährige. Als die Schweizer Armee dann vor acht Jahren solche Fahrzeuge zum Verkauf anbot, musste er zuschlagen. „Besonders Kinder freuen sich, wenn ich damit zum Einkaufen vorfahre“, so Schmid. Und außerdem sei der Jeep gutmütig, und lasse sich kaum abwürgen. Aus der gesamten Region kamen am Sonntag solche Fahrzeuge mit Charakter zum Oldtimertreffen nach Zell. Etwa 400 Oldtimer-Besitzer trafen sich zum gemütlichen Plausch.

Dort glänzten Jeep, Käfer oder Cabrio im Benzingeruch in der Sonne. „Das Zeller Oldtimertreffen zeigt einen Querschnitt durch alle Fahrzeugklassen“, sagte der Organisator Uwe Mäckle. Zum dritten Mal fand die Veranstaltung statt. Die Idee dazu entstand aus seiner eigener Leidenschaft. „Mit meinem Mercedes-220 SEb, Baujahr 1965, war ich regelmäßig bei Oldtimertreffen in der Region.“ Deshalb schlug er 2016 dem Förderverein Zell vor, selbst eines zu veranstalten. „Mittlerweile hat es sich zu einem richtigen Dorffest entwi-ckelt“, sagte Mäckle und blickte auf den vollen Parkplatz. Wer mitmachen wollte, musste ein ‚H‘ an seinem Kennzeichen vorweisen. „Das bekommen nur Fahrzeuge, die mindestens 30 Jahre alt sind und aus Originalteilen bestehen.“

In Erinnerungen schwelgen

Die Einfahrt der Teilnehmer moderierte Mäckle den ganzen Vormittag persönlich. „Nächstes Fahrzeug, ein roter NSU-Prinz: Wen haben wir hier?“, fragte er und streckte sein Mikrofon ins Auto. Der Fahrer kam schnell ins Plaudern: „Das ist meine erste Ausfahrt seit fünf Jahren.“ Er habe ein bisschen schrauben müsse, aber jetzt laufe der Motor wieder rund – „obwohl das Fahrzeug aus Italien kommt“.

Gegenüber warf Erich Spahn aus Reut-lingen einen Blick auf den Motor seines Volvo-PV544 Sport. Vor einigen Jahren hatte er geplant, seiner Frau einen Mercedes zu kaufen. Bei einem Kieler Autohändler entdeckte er stattdessen das Traum-Auto seiner Kindheit. „Der Vater eines Freundes hatte damals dieses Rennauto“, erzählte Spahn. Seitdem habe er es nicht mehr vergessen können. Auch seine Frau sei mittlerweile von dem roten Flitzer überzeugt. „Wir haben die Innenausstattung ein bisschen verbessert“, sagte Spahn, „und Sitzbezüge aus Schafsfell eingebaut.“ Aber nicht nur die Teilnehmer, sondern auch knapp 350 Besucher schwelgten in Erinnerungen. „Das waren noch richtige Autos, die nicht nach Einheitsbrei und Plastik aussahen“, sagte Winfried Räthe, der mit seiner Frau aus Wernau gekommen war. Es sei deswegen verständlich, dass moderne Autos beim kleinsten Unfall auseinanderfielen. Der Rentner war früher Automechaniker und begeisterte sich für Opel-Kadett und VW-Käfer. „Rumschrauben war schon immer sein Hobby“, meinte seine Frau Ruth.

Während Mäckle im Akkord die letzten Teilnehmer heranwinkte, stieg Günther Siegle aus seinem offenem Wagen aus: einem lilafarbenen Apal-Jet Buggy ohne Türen, der selbst unter Oldtimern auffiel. „Davon gibt es heute nur noch knapp 100 Exemplare“, betonte der Esslinger. Auf das Fahrzeug sei er eher zufällig bei einem Gebrauchtwagenhändler gestoßen. Und eine Kuriosität kann sein Buggy auch vorweisen: „Der Vorbesitzer hat den Tacho eines Porsche eingebaut“, sagte Siegle und zeigte auf die Anzeige, die bei unerreichbaren 250 Stundenkilometern endet. Für ihn ginge es bei Oldtimertreffen darum, sich auszutauschen. „Dabei trifft man oft alte Bekannte wieder.“ Mit den richtigen Tipps lasse sich viel Geld sparen – und das sei auch spaßiger als ein Werkstattbesuch.