Der Esslinger Gemeinderat muss vor den Sommerferien noch einmal ran. Foto: Andreas Kaier - Andreas Kaier

Eigentlich wollte der Esslinger Gemeinderat an diesem Montag die Nachfolge für den scheidenden Ordnungs-, Sozial-, Schul-, Kultur- und Sportbürgermeister Markus Raab regeln.

EsslingenIm ersten Anlauf hat es nicht geklappt: Ursprünglich hatten sich 14 Kandidatinnen und Kandidaten um die Nachfolge des scheidenden Esslinger Bürgermeisters Markus Raab beworben. Sechs hatten ihre Bewerbung in den vergangenen Wochen zurückgezogen – als es nun am Montag zur Vorstellungsrunde in den Gemeinderat ging, traten noch drei Aspiranten auf den Dezernenten-Posten an. Am Ende sah sich der Gemeinderat außer Stande, über diese wichtige Personalie zu entscheiden. Damit geht die Suche nach einer neuen Dezernentin oder einem neuen Dezernenten für Ordnungswesen, Soziales, Schulen, Kultur und Sport weiter – und sie wird wohl noch eine ganze Weile dauern. Auf Antrag der Grünen wird das laufende Bewerbungsverfahren formell beendet und ein neues auf den Weg gebracht. Um nicht noch mehr Zeit zu verlieren, sollen die Ratsmitglieder bereits am Freitag in einer Sondersitzung die nötigen Beschlüsse fassen. Damit zeichnet sich ab, dass Markus Raabs Bürgermeister-Sessel länger als erhofft unbesetzt bleiben wird.

Sondersitzung bereits am Freitag

Nachdem von zunächst 14 Kandidaten sechs ihre Bewerbung schon vorher zurückgezogen hatten, vier weitere terminlich verhindert waren und ein weiterer zur Sitzung nicht erschienen war, stellten sich am Montagnachmittag noch drei Bewerber im Gemeinderat vor: der 46-jährige Jürgen Märkle aus Heilbronn, der in leitender Position bei einem Finanzdienstleister tätig ist, der Musikpädagoge und Erziehungswissenschaftler Ulrich Raisch sowie der Rechtsanwalt Ralf Schepers (57) aus Witten. Die drei Kandidaten erläuterten den Ratsmitgliedern, weshalb sie sich für diese Position beworben haben, und skizzierten in groben Zügen ihre Vorstellungen für dieses Amt. Jeder Kandidat hatte dafür fünf Minuten zur Verfügung – Rückfragen aus dem Gemeinderat gab es für keinen der drei Bewerber. Am Ende beantragte Carmen Tittel, die Fraktionsvorsitzende der Grünen, in der Sitzung am Montagnachmittag eine Neuausschreibung der Stelle. So haben weitere Bewerber die Chance, ihren Hut in den Ring zu werfen – und die Grünen haben mehr Zeit, die eigene Kandidatensuche fortzusetzen und ihr Vorschlagsrecht wahrnehmen zu können.

Damit geht eine Kandidaten-Kür in die nächste Runde, die sich schon vorher zunehmend schwierig entwickelt hatte: Bis zur Kommunalwahl am 26. Mai reklamierte die CDU-Ratsfraktion das Vorschlagsrecht für diese Position für sich – mit der Gundelsheimer Bürgermeisterin Heike Schokatz hatten die Christdemokraten bereits eine Bewerberin in der Hinterhand. Nachdem die Grünen die CDU bei der Wahl jedoch überrundet hatten, wechselte auch das Vorschlagsrecht, und Schokatz zog zurück. In der Kürze der Zeit gelang es den Grünen nicht, bis zur Sitzung an diesem Montag einen eigenen Favoriten für dieses Amt zu präsentieren.

In der Sondersitzung des Gemeinderats, die bereits auf Freitag, 26. Juli, um 17 Uhr terminiert wurde, wird die Stadtverwaltung ihre Vorschläge für den weiteren Zeitplan präsentieren. Bis dahin hält man sich im Rathaus bedeckt. Kenner der Kommunalpolitik gehen jedoch davon aus, dass die Ausschreibungsfrist diesmal etwas länger ausfallen dürfte – wegen der Sommerferien könnten es statt bislang vier diesmal sechs oder gar acht Wochen werden. Genaueres soll am Freitag festgelegt werden. Ob allerdings noch in diesem Jahr eine Entscheidung fallen kann, bleibt nach Einschätzung von Beobachtern abzuwarten. Die letzte Sitzung des Esslinger Gemeinderats in diesem Jahr ist für den 16. Dezember geplant.

Bis dahin ist der bisherige Bürgermeister Markus Raab längst nicht mehr im Rathaus. Nach 16 Jahren wird er an diesem Dienstag verabschiedet. Er übergibt ein breit gefächertes Aufgabenfeld – zahlreiche Projekte gilt es in nächster Zeit zu meistern: die Schulentwicklung und die Probleme mit PCB-belasteten Gebäuden, die Kinderbetreuung, die Sicherheit in der Stadt und die neue Stadtbücherei, die nach dem Willen der Bürger bestmöglich in einem modernisierten und erweiterten Bebenhäuser Pfleghof entstehen soll – in diesen und vielen weiteren Bereichen warten wichtige Weichenstellungen auf die künftige Dezernatsleitung.